Nicht
erwünscht
Falle ich
aus der Rolle (?)
Bin ich
ein anderer (?)
Passe
nicht hinein
Denen ich
nicht passe
Sie werfen
den ersten Stein.
Das Magazin für Eigenart
Nicht
erwünscht
Falle ich
aus der Rolle (?)
Bin ich
ein anderer (?)
Passe
nicht hinein
Denen ich
nicht passe
Sie werfen
den ersten Stein.
Masse ist gleich Treibstoff zum Verfeuern in deren Mittelpunkt
ein junger Mensch am Anfang seines Lebens steht als hätte er
A) keine andere Möglichkeit und B) die rote Pille bereits jetzt
geschluckt – K E R N B O T S C H A F T:
Macht zur Wahrheit oder Mut zum Wissen wenn die Wimpern
ausgerissen neben den Schrecken des Alltags wintern…
Terzinen
Beharrlich mied ich jene Siedlungsstraßen
Mit ihren glatten, seelenlosen Bauten,
Die vor der Stadt sich in die Felder fraßen
Und ewig weiß und gleich und fremd ausschauten,
So dass sich alle, die das Schöne lieben,
Allein beim Abbild vor dem Ganzen grauten.
Doch jüngst hat mich der Zufall hingetrieben,
Ich staunte sehr und muss die Siedler loben:
Dank euch ist wenig, wie es war, geblieben.
Statt Fensterbänder, schwarz und abgehoben,
Sah ich beglückt die goldnen Dekosprossen.
Auch saßen jene einstmals zu weit oben
Und hatten so der Siedler Blick verdrossen
Auf Nachbars Gartenzwerg und Hütchenfichte,
Den sie nun auf dem Bette noch genossen.
Das Monotone machte man zunichte
Mit Dämmungsklinker- oder Schindelfronten,
Ihr Beige stand ihnen prächtig zu Gesichte,
Zumal, wenn sie am Dache glänzen konnten
Durch Braun, so dunkel wie der Wälder Rauschen,
Und gar durch ein Geweih mein Herz besonnten.
Doch soll die Siedlung wirklich uns berauschen,
Muss sie ganz lassen vom modernen Wahn:
Die flachen gegen Satteldächer tauschen,
Und übern First: ein goldner Wetterhahn!
Vor dem Schlafen
nach dem Essen:
Zähneputzen nicht vergessen!
Vor dem Keilen
nach dem Prügeln:
Unbedingt die Hose bügeln!
Vor dem Morden
nach dem Sengen:
Sakko an die Frischluft hängen!
Nach dem Weltkrieg sollst du ruhn
oder tausend Schritte tun.
in deiner Abwesenheit
mische ich den Mohn
getröstet
schreib ich am Pult
wortfreie Verse
auf der Schallplatte
kratzen meine Nägel
eine Melodie
ein keimendes Kissen
meine Nahrung
in deiner Abwesenheit
vergesse ich meine Herzkammern
arrhythmisch
bewirte ich die Unterkühlung
auf dem Bries
eiskalte Schläge
eine Melodie
aus Rammstein
und Treppenhaus
in deiner Abwesenheit
mische ich den Mohn
schreibe am Pult
stumm und todlos
beize die Haut der Katze
meine Nahrung
in deiner Abwesenheit
ungetröstet
(Blankosonett)
auf bleicher Leinwand schwimmen Überreste
vom Wind verweht, was durch die Steppe zieht
semihumid mit Löss aus karger Quelle
der von der Tundra Kälte mit sich bringt
die strömt hinunter in die Südgefilde
und leckt mit ihrer scharfen Zunge Fleisch
das von den Rippen fällt, die Nahrungsspitze
wird umgekehrt und schreit die ganze Nacht
Verzweiflung drängt aus jeder Fieberpore
und schwitzt sich aus, bis sie von innen friert
nennt sich selbst Unmensch dieses Innenleben
das nichts als nehmen und Ermordung kennt
heißt Schlächter in den Tiefen seiner Seele
wir sehen uns in Wald und Höhle selbst
»nennt sich selbst Unmensch« Zitat: aus dem Drama Faust – Der Tragödie erster Teil, Wald und Höhle von Johann Wolfgang von Goethe. Das Gedicht wurde zudem von dem gleichnamigen Bild MENSCHLICHE SCHLACHTEREI von WOLS inspiriert.
(dt. Spritzer, Blankosonett)
die Schütte Splatter auf dem weißen Leinen
trägt keinen Namen, doch es riecht nach Blut
aus alten, längst verwaisten Regentagen
Film ab, jetzt sag zur Horrorshow: Beginn
und höre selbst wie Tropfen lautstark klopfen
mit jedem Spritzer Klatsch lautmalerisch
zu einem Kunstwerk, deinem Opfer werden
in dem die Kraft der reinen Seele steckt
du fließt und mit dir fließen lauter Worte
im Zeilenabstand, der jetzt leiser wird
und anfängt todeswund abstrus zu röcheln
bis du dich selbst in einem Wort erkennst
und deine Flügel auseinanderfaltest:
du unterzeichnest dich und fliegst davon…
»du unterzeichnest dich« in Anlehnung an den Vers „Du unterzeichnest dich mit einem Tröpfchen Blut“ aus Faust 1, Studierzimmer II von J.W. Goethe. Des Weiteren ist das Gedicht von dem gleichnamigen Werk SPLATTER von Hermann Nitsch inspiriert worden.
Eine Frage, Gott:
Warum hast Du mich verlassen?
Doch wenn ich dann so um mich schaue:
Du musst die Menschheit ganz schön hassen.
Du machst sie dumm und pöbelnd und gemein,
zerstörst die Schönen, fällst die Gesunden.
Insofern muss die Eingangsfrage eigentlich lauten:
Mein Gott,
warum hast Du mich gefunden?
ich traf Dich gestern
im Labor
nachmittags
wurde der Igel überfahren
seine Mutter gefressen
Hunde und Katzen
sahen zu
ich traf Dich gestern
beim Hochsprung
nachmittags
wurde Dir die Haut abgezogen
der liebe Gott gekreuzigt
Menschen und Ratten
sahen zu
ich treffe Dich
nicht mehr
nachts
weine ich
wegen Deiner Geburt
keiner und niemand
sieht mir dabei zu
selbst mit Farben
kann man jemanden
erschlagen
mit Schwarz
blind und rot vor
Wut
bis alle Wände
weiß erscheinen…
die letzte Hoffnung
bleibt ein Flecken Blau