Kategorie: Kommentar
Frédéric Schwilden: Gott
Das Erste, was irgendeinem Halbgebildeten wie mir zu Gott einfällt, ist natürlich Nietzsche. Aber Nietzsche muss man ignorieren. Ich habe mal, als ich wieder Herzprobleme hatte, im Bett liegend innerhalb einer Woche Nietzsches Gesamtwerk gelesen. Ich fand es amüsant. Aber es las sich so, als ob ein Typ auf Crystal Meth, der all sein Wissen aus Youtube-Videos hat, deepen shit schreiben wollte.
Nietzsche hatte Syphilis, psychische und andere Krankheiten. Da ist so viel Wut in seinen Texten. Und so wenig Liebe. So viel Wahnsinn. Aber eben kein guter Wahnsinn.
Wahrscheinlich hinderten ihn seine Krankheiten daran, zusammenhängende und sinnvolle Texte zu schreiben. Das sage ich als jemand, der auch psychische und andere Krankheiten hat. Allein heute Morgen habe ich sieben Tabletten geschluckt. Ich habe allen Grund, wütend zu sein. Aber ich versuche, nur aus Liebe zu schreiben. Wut ist immer falsch beim Schreiben. Wer aus Wut oder Kränkung handelt oder schreibt, endet als Diktator. Deswegen glaube ich, dass wir Nietzsches „Gott ist todt“ ignorieren müssen. Ich halte die Aussage sogar für komplett falsch. Gott lebt.
Dass Menschen aus den Kirchen austreten, ist eine banale Tatsache. Im Jahr 2022 verließen in Deutschland 380.000 Menschen die evangelische und 522.821 Menschen die katholische Kirche. Das heißt aber nicht, dass die Menschen sich nicht mehr für Gott interessieren. Gott ist nicht mehr in der Kirche. Gott ist im Bitcoin-Wallet, im Fitness-Studio, bei der Fridays-For-Future-Gruppe. Gott ist auf dem CSD, Gott fährt Tesla, Gott isst vegetarische Mühlen-Würstchen oder Nackensteak. Gott geht zum Drug-Checking und ist, wie ich auf dem evangelischen Katholikentag lernte, auch queer. Das hat ein Pfarrer dort in Nürnberg in der Nähe des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes im Kongresszentrum gesagt. Ich war auch da. Und die üblichen Spießer haben sich natürlich über alles aufgeregt. Über das vegetarische Essen da. Das übrigens fantastisch war. Oder eben über den Pfarrer Quinton Ceasar, der sagte: „Gott ist queer“.
Aber wenn man die Bibel ernst nimmt, und das muss man ja, wenn man über Gott redet, dann liegt nichts näher, als anzunehmen, dass Gott queer ist. „Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn“, heißt es im ersten Buch Mose. Und wenn es auch nur einen einzigen queeren Menschen auf der Welt gibt, dann muss Gott queer sein.
Es gibt ja sogar mittlerweile einen Queer-Beauftragten der Bundesregierung. Also ist Gott auf jeden Fall queer. Und natürlich auch Alkoholiker. Gott ist auch Kokainist. Und Investment-Broker. Und sehr wahrscheinlich auch AfD-Wähler und Wurstfachverkäuferin. Was ich sagen will, Gott ist die Magie, die die Unergründbarkeit des Menschen geschaffen hat. Gott ist der Wahnsinn, der die Möglichkeit von Schönheit und Verderben zulässt. Weil die Möglichkeit, die einzige Realität ist. Alles andere ist nichtexistent. Nur die Möglichkeit ist real.
In Douglas Adams‘ „Per Anhalter durch die Galaxis“ ist die Antwort auf alle Fragen: 42. Und dieser literarische Kunstgriff ist genial. Denn natürlich ist diese Antwort Schwachsinn. Aber Schwachsinn ist die einzig mögliche Antwort. Es gibt keine Antwort auf die letzte Frage. Zumindest keine von Menschen denkbare.
Ich verstehe, wie die Zeugung meiner Kinder funktioniert hat. Ich verstehe, warum ich auf der Welt bin. Ich verstehe, warum meine Eltern auf der Welt sind. Zwei Menschen, Samen, Eizelle – fertig. Und das kann man tausende von Generationen zurückrechnen. Aber woher kommen die ersten Menschen? Woher kommt das Leben? Woher kommt die Welt?
Selbst, wenn man an so einen Unfug wie den Urknall glaubt, gibt es keine Antwort. Viele denken ja, dass der Urknall der Anfang der Entstehung unserer Welt oder unseres Sonnensystems ist. Aber tatsächlich entstehen im Urknall nicht nur unsere Planeten. Der Urknall ist der Beginn von Materie, Raum und Zeit. Und da setzt mein Vorstellungsvermögen aus. Wenn der Urknall der Moment ist, in dem die Zeit entstanden ist, was war denn vorher? Beziehungsweise ist diese Frage ja schon Quatsch. Denn ohne Zeit gibt es kein Vorher. Aber irgendwas muss ja vor dem Urknall gewesen sein. Und da bin ich dann in der Endlosschleife meines beschränkten Denkens gefangen, die zu nichts führt.
Mein Vater war Wissenschaftler. Professor, Doktor, Doktor. Experimentelle Physik und Medizin. Ich bilde mir nichts darauf ein. Ich bin Bildungsabsteiger. Ich bin der erste in der Familie, der nicht studiert hat. Ich bin der Junkie. Der Versager. Aber eine Sache habe ich von meinem Vater gelernt. Zumindest bilde ich mir das ein. Das war so ein Abend. Vielleicht war ich 18. Mein Vater hat gedacht, wir trinken jetzt Cognac zusammen. Am Ende war die Flasche leer. Das ist nicht wichtig. Wichtig war dieser eine Satz von ihm. Irgendwann meinte er: „Egal, wie viel wir herausfinden, irgendwann kommt der Punkt, wo es nur noch Gott gibt.“ Damals habe ich das nicht verstanden. Aber es stimmt.
Wir Menschen haben Teile Atome genannt. In der Wortbedeutung sind das: unteilbare Teilchen. Aber Atome sind teilbar, sagt die Physik. Sie bestehen aus Elementarteilchen. Nebenbei: „Elementarteilchen“ ist einer der größten Romane der Welt. Was ich sagen will: Wir glauben, alles zu wissen und bennen zu können, und dann ist es doch ganz anders. Das war mit dem geozentrischen Weltbild so, es wird mit unser kompletten Gegenwart so sein. Wenn heute „die Wissenschaft“ irgendwas sagt, wird es in 150 Jahren absoluter Quatsch sein.. Heute verstehe ich das. Je mehr wir herausfinden und meinen, zu wissen, desto mehr Fragen poppen auf, die wir nicht mehr anders beantworten können als mit: Gott.
Was also war vor dem Urknall? Vor dem Raum? Vor der Materie? Vor der Zeit? Die einzig vernünftige Antwort ist: Gott. Ich weiß bis heute nicht, was Gott ist. Schöpfer ist ja auch so ein Menschen-Wort. Ein Zustand? Klingt nach Richard David Precht. Gott ist unser innerstes ich, glaube ich. Der Ursprung von allem.
Wir Menschen wollen das Klima retten, Krankheiten besiegen. Wir Menschen konstruieren künstliche Intelligenz. Wir Menschen sind Gottes Versuch, selbst Gott zu sein. Darin können wir nur scheitern.
„If man is five then the devil is six […] and if the devil is six then God is seven“, heißt es bei den Pixies. Und das ist die größtmögliche Näherung an die Frage, was Gott eigentlich ist.
blumenleere: revival des nomadentums
wenn leben bewegung ist, was bedeutet denn aber dann der umstand, dass ein groszteil der menschheit ihr ideal in der radikalen seszhaftigkeit sucht? zudem gelte das streben nicht selten dem permanenten erhalt, sprich, der extremen stabilisierung eines zustandes wie z.b. die idee von der unsterblichkeit – & am besten dann gar auch noch fuer immer in dem einem am genehmsten alter konserviert. ja, wurde hier nicht etwa leben mit endgueltigem tod vertauscht? drum lasset uns lieber wandern!, die berge hinauf & hinab – ach, viele zaeune, mauern & grenzen werden wir zu ueberschreiten haben, solange die idiotie des besitzes & eigentums gewaltbereite in den wahnsinn fuehrt … –, entlang kontaminierter meere, mit lachen, alkohol & gesang. & helfen uns die simplen raeusche nicht mehr, uns die koepfe aus den schlingen zu ziehen, lobotomisieren wir uns schlicht & ergreifend & schnupfen kristallines lsd …
blumenleere: eingestaendnisse
einen schwamm aufziehen, der alles aufsaugt, auch was er nicht soll oder kindererziehung erschreckend gemacht: pseudoliebevoll, von einem nicht zu unterschaetzenden hauch an tiefsitzender missachtung bis gar fundamentaler furcht finster durchfurcht, nennen wir sie ja beinah schon fast allzu gerne kleine monster – & zwar eventuell just deshalb, weil sie uns schier zu frappierend aehneln, in form von etwas, was wir fuer karikaturen halten moechten, indes halten tatsaechlich eher uns sie einen nicht gerade beschoenigenden, dafuer radikal realistischen spiegel vor, wenn sie uns auf eine dermaszen treffende art & weise imitieren, dass wir ihnen – zumindest unbewusst ertappt & schwuppdiwupp profund getroffen – am liebsten lauthals, mit voller kraft & geballter faust, ins gesicht schlagen wuerden, waere da nicht unser gemeinster, heimtueckischster gegenspieler, das tabu, der soziale druck, das prophylaktische schamgefuehl, welches selbst den heiligsten zorn – in der antike eine noch wunderbar nuancierte, groszartige emotion, inzwischen scheinheilig zu den verfemten, geaechtenden degradiert – im keim erstickt. nein, wir doch nicht, lachen wir, verlogen plaerrend, innerlich peinlichst beruehrt & klopfen unsresgleichen verschwoererisch, meist leider hoechstens metaphorisch auf die widerwaertig verkruemmten schultern, & wissen dabei eigentlich ganz genau, egal, wie sehr wir zu projizieren suchen, welche bestien wir in wirklichkeit sind.
Jeanette Hecker: Abgefahren
So bescheiden wie Freddy von „Queen“ einst im Lied „bicycle race“ schrieb: „Ich möchte nicht der Präsident der Vereinigten Staaten werden, sondern nur mein Rad besteigen“, sogleich erging es mir.
Kein Geld der Welt, kein Mann oder Traumjob hätten mich länger im schönen Frankenland halten können.
Zwar habe ich mich gerade erst wieder frisch von ihm einsaugen lassen, doch reichte es mir auch schon wieder!
Ich kam von einer achtmonatigen Reise zurück- einmal um den Globus. Als junge, neugierige, aber klar auch – naive Frau – war ich offen gegenüber den Gefahren, die die Welt so birgt.
Ganz klassisch mit dem Rucksack auf dem Rücken geschnallt, machte ich mich damals von der Provinz- ich rede hier von meiner Heimatstadt Weißenburg- unter anderem auf nach Asien, Australien, und in die USA- mit Bus, Bahn und ja, ich muss gestehen- natürlich auch mit dem Flugzeug!
Die gesammelten Eindrücke prägten mich so stark, sodass die Rückkehr nach Deutschland einschneidender wurde, als ich mir das vorgestellt hatte.
Selbst der Umzug nach Nürnberg, der wenigstens eine weitere Veränderung darstellen sollte, konnte mich nicht von der Tristesse bewahren.
Das Wetter, die zurückgezogenen, wortkargen Franken, die zwar vertraute, aber dennoch harte deutsche Sprache. All das verschlang mich förmlich. Doch ich ahnte bereits, nein, ich wusste es: „Alles Glück steckt im Wandel- also auf zu neuen Abenteuern!“
Das Verlangen wieder auszubrechen wurde unaufhaltsam, der Drang ungebunden oder wie man doch so schön sagt „frei – zu – sein“, die Sehnsucht, meine Sucht nach „mehr“, wurde täglich größer.
Ich wollte nur eines: wieder raus! Nicht irgendwohin, nein, mein Ziel war gesetzt: PORTO, wortwörtlich „Hafen“, das sollte es diesmal sein!
PORTO, an der Küste des kalten Atlantiks- Surfers Paradies – am Ende Europas!
Ja, so stellte ich es mir vor:
braun gebrannte Wassersportler, den Wind um die Nase wehen lassen, schweren, dunkelroten Wein an lauen Sommerabenden genießen, der Sprache lauschen.
Ich wollte das Leben dort einatmen!
Das alles sollte auch erreicht werden: mit wenig Geld und viel Körpereinsatz.
Ein Auto hatte ich keines, fliegen behagte mir lange nicht mehr und öffentliche Verkehrsmittel wollte ich nicht nutzen.
Zum Laufen war ich schlicht zu ungeduldig.
Klar, da blieb nur eines: strampeln, in die Pedale steigen – bis, ja bis, die Oberschenkel schreien!
Und das taten sie, und zwar beizeiten- kein Wunder bei dem Gestell!
Die bunten Sticker aus vergangenen Tagen verliehen dem Radrahmen etwas „punkiges“- die angerostete Kette und die stockende Gangschaltung wahrscheinlich auch.
Gut, mag sein. Doch: keine Zeit zum Überlegen. Das wird schon! Auf Geht´s los geht’s! „Herkules“ lässt sich auch in Frankreich richtet und: der Sommer wartet nicht!
War ich zu sturköpfig, war ich zu eigensinnig, egoistisch oder gar größenwahnsinnig?
Diese Gedanken gingen mir oft durch den Kopf beim Abschied von vertrauten Menschen.
Doch wie ich bereits erfahren hatte:
Schranken baut man sich selbst- sie beginnen im Kopf. Sie zu sprengen ist ein Akt in unzähligen Teilen.
Und so traute ich mich abermals die vielen Hindernisse – inner- und außerhalb meiner selbst, zu überschreiten. Mal zaghaft, mal mutig- egal, ich tat es!
Trotzdem, es in Europa keine Grenzen mehr gibt, war es dennoch stets aufregend zu wissen in ein anderes Land – wortwörtlich – einzutreten.
Die erste Zone, die ich gepäckbeladen überfahren hatte, war die deutsch- schweizerische.
Spätestens die Lebensmittelpreise verrieten mir, dass in der Schweiz ein anderes Lüftchen weht.
Durch meine Arbeit in der „Heilerziehungspflege“ und zugegebenermaßen auch durch meinen recht einfachen und sparsamen Lebensstil, hatte ich doch in Deutschland einige Euros für die kommenden Monate beiseitelegen können.
Gemeinsames Kochen und anschließendes Essen spart nicht nur Geld und Ressourcen, sondern Menschen auch verbindet, war das immer wieder ein willkommener „Eisbrecher“, egal in welchem Land.
Beim Schnippeln, Brutzeln und Schmatzen entdeckte ich Vorlieben und Gemeinsamkeiten- gut, manchmal auch nicht :).
Der Besuch eines „Wagenplatzes“ in Basel, einem Ort, an dem Menschen unkonventionell in Bauwägen, Caravans oder ähnlichen mobilen Unterkünften leben, hat mich nicht nur deshalb nachhaltig geprägt.
Zwar sind Nudeln mit Tomatensoße aus der Dose einladend für Radsportler, doch waren sie nicht der einzige Grund warum ich mit Joseph und Esther, die ursprünglich aus Litauen kommen, heute noch Kontakt halte.
Die unkomplizierte und gastfreundliche Art und ihre Anteilnahme sowie Begeisterung an der Tour, ließen sie mich sofort ins Herz schließen.
Für einige Tage fand ich auf dem doch ziemlich grauen Fleckchen Erde, zwischen Holzpaletten und ausgedienten Metallgestellen, Ruhe.
Genug Ruhe um ein Buch zu lesen, ausreichend Ruhe um im „Schlafbauwagen“ mit riesigen Fenster, die Sterne bewundern zu können und meinen belasteten Körper durch vermehrten Schlaf zu stärken.
Na, und der Geruch des verbrannten Schokoladenkuchens, den Esther zum Nachtisch zaubern wollte, der steigt mir jetzt noch in die Nase.
Geschmeckt hat er trotzdem, denn Liebe geht durch den Magen! Da spielt der schweizer Lebensmittelpreis auch keine Rolle mehr!
Die Zeit in Frankreich war atemberaubend!
Einen monatlang verspürte ich die angenehme Hitze der sanften Sonne auf meiner spanischen Herkunft anmutenden Haut.
Oktober, ein Monat nach der Abreise: ein besserer Zeitpunkt zum Radeln kann kaum gewählt werden.
Besonders war nun: Ich war das erste Mal allein unterwegs.
Die beiden Jungs, die mich bis dahin begleiteten, hatten sich aus unterschiedlichen Gründen verabschiedet.
Ich genoß die Einsamkeit!
Nach der Trennung von meinen Kumpanen schlief ich nun statt im Plastik- unter´m Himmelszelt.
Ganz im Vertrauen nicht von Tieren angeknabbert oder von „Nachteulen“ verjagt zu werden.
Warum nicht? Ein schöner Tausch!
Doch um den Kontakt zu inspirierenden und hilfsbereiten Menschen kam ich nicht drum rum.
Oft wurde ich eingeladen- zu Reis mit gegrilltem Gemüse; Käse und Brot.
Mir wurden ausrangierte Jeanshosen geschenkt und nicht zu wenig war die ein oder andere Party oder Studentenfete drin.
Ich freute mich über das Angebot einer herrlichen Dusche, noch mehr über den Genuss eines Bades.
Einmal gab es eine Tangostunde gratis- das war neu für mich!
Argentinische Klänge im Süden Frankreichs…
Doch wo das eine endet, wird was Neues beginnen:
Dementsprechend stolz war ich, als ich endlich das marinblaue „España- Schild“ mit den 12 gelben Sternen auf dem Hügel Kataloniens abfotografierte. (Phare du cap Cerbere)
Ein Bild, für das ich keine Kamera gebraucht hätte: es hat sich auch so in mein Gedächtnis eingebrannt!
Die Wochen an der Küste, die ich großteils mit zwei Freundinnen aus Deutschland dort verbrachte, waren wiederum für sich lebendig:
Diesmal machte ich die Erfahrung mit zwei Frauen in einem Zelt zu schlafen.
Ich genoß es „unser gemeinsames Frühstück“ jeden Morgen zu zelebrieren: was hieß: Haferbrei mit Obst zuzubereiten und „unsere“ Musik aus der „Boombox“ abzuspielen während vor uns die Sonne ihr schüchternes Gesicht zu zeigen begann.
Das Rauschen des Meeres in der Nacht streichelt noch immer meine Ohren. Angenehmer als das Schnarchen unter der Plane. Und ja, auch die Gefährtinnen!!, ungewaschen, können riechen.
Es war sicher nicht nur der Geruch, doch Hunger, Hitze und Anstrengung machten mir irgendwann doch zu schaffen.
Ich war mürbe geworden, nicht mehr trittsicher genug.
Ausgelaugt- mehr als ich mir eingestehen wollte!
Die tägliche Suche nach einem Schlafplatz, die Pflege des Körpers- oft öffentlich unter der Stranddusche- die Auseinandersetzung mit und in einer anderen Sprache- erschöpfte mich auf Dauer, zwang mich in die geschundenen Knie.
Bitter, war ich doch so euphorisch gestartet, hatte ich doch so viel Energie und Beistand während all der Zeit mitbekommen.
Doch es half nichts!
Wehmütig ließ ich meinen treuen Begleiter letztendlich in Valencia stehen. Nach 2.000 km war Schluss!
Halt! Nicht ganz!
Ob ich doch noch einen Weg nach Porto gefunden habe oder ob ich kleinlaut zurück nach Nürnberg gereist bin?
Das steht auf einem anderem Blatt…
Und trotzdem weiß ich nun:
„Ich möchte mein Fahrrad besteigen, ich möchte damit fahren wohin ich will“ – Grenzen überschreiten, ich kann mir vorstellen was Freddy damit meinte!
Andreas M. Lugauer: Alle Betonungen des Wortes Esoterik
blumenleere: stabilität
immer wieder nieder, mit dieser buerokratie!,
steht auch im letzten, eher uebergangsweise konzipierten quasi noterlass; ja, ueber zweihundert dicht bedruckte seiten, die buchstaben gleich emsig arbeitenden ameisen, & siebenhundertsiebundzwanzig aufeinander verweisende paragraphen sprechen eindeutig eine juristisch ausgesprochen versierte, maechtige sprache, wenngleich keine klare, da zum besseren verstaendnis etliche nachschlagewerke vonnoeten seien – o, du liest doch da nicht gar etwa kritik …? stellt sich halt blosz die frage, wohin wenden, mit einem entsprechend ausgefuellten antrag beziehungsweise woher, nur, kriegt man seinen fuers weitere prozedere dringend erforderlichen bescheid, naemlich tatsaechlich wirklich ausdruecklich berechtigt zu sein, die notwendigen formulare zu verlangen, um sich ganz hinten an der langen schlange anstellen zu duerfen, die in ein momentan leider nicht besetztes buero muendet, das normalerweise dafuer gedacht waere, anregungen fuer strukturelle modifikationen anzunehmen & dieselben daraufhin zur sicherheit erst mal ein paar jaehrchen im keller einzulagern, bis sie ueberarbeitet werden muessten, damit sie noch bedeutung zeitigen koennten.
immer wieder nieder, mit dieser bürokratie!
steht auch im letzten, eher übergangsweise konzipierten, quasi nooot-erlass: ja, über zweihundert dicht bedruckte seiten, die buchstaben gleich emsig arbeitenden ameisen und siebenhundertsiebundzwanzig aufeinander verweisende paragraphen sprechen eindeutig eine juristisch ausgesprochen versierte, mächtige sprache, wenngleich keine klare, da zum besseren verständnis etliche nachschlagewerke vonnöten seien.
oh.
du liest doch da nicht gar etwa kritik?
stellt sich halt bloß die frage wohin wenden mit einem entsprechend ausgefüllten antrag, beziehungsweise woher nur kriegt man seinen fürs weitere prozedere dringend erforderlichen bescheid, nämlich tatsächlich wirklich ausdrücklich berechtigt zu sein die notwendigen formulare zu verlangen, um sich ganz hinten an der langen schlange anstellen zu dürfen, die in ein momentan leider nicht besetztes büro mündet, das normalerweise dafür gedacht wäre, anregungen für strukturelle modifikationen anzunehmen und dieselben daraufhin zur sicherheit erst mal ein paar jährchen im keller einzulagern, bis sie überarbeitet werden müssten damit sie noch bedeutung zeitigen könnten.
NedGPT – Feuerzangenbowle und Nostalgie
Ich erinnere mich noch immer gerne an diesen einen Winterabend vor ein paar Jahren. Ich war damals mit ein paar Kommilitonen unterwegs, als wir auf einen Wintermarkt kamen. Dort angekommen, fiel mir sofort ein Stand auf, an dem es Feuerzangenbowle gab. Ich hatte das Getränk noch nie probiert, also beschloss ich, es auszuprobieren. Der erste Schluck war köstlich und so trank ich Runde um Runde, während die Nacht voranschritt und die Menschenmenge immer dünner wurde. Als wir schließlich nur noch zu dritt waren und ich kein Geld mehr hatte, lieh ich mir welches von meinen Freunden, um mir noch einen weiteren Becher Feuerzangenbowle zu gönnen.
In diesem Rauschzustand fiel mir ein, dass ich am nächsten Tag ein Bewerbungsgespräch bei einem Callcenter hatte. Ich machte mich also auf den Weg, um das Gespräch zu führen. Doch ich war immer noch betrunken und fand es schwierig, meinen Gedanken zu folgen, als ich von anderen Bewerbern umgeben war, die sich für denselben Job bewarben.
Die Führung begann und ich gab mein Bestes, um interessiert zu wirken. Doch meine Konzentration war beeinträchtigt und ich musste mich bemühen, dem Gespräch zu folgen. Schließlich wurde uns gezeigt, wie man Anrufe tätigt und ich war an der Reihe, meinen ersten Anruf zu tätigen.
Ich erinnere mich noch genau an das Gefühl von Aufregung, als ich das Telefon abnahm. Ich gab mir Mühe, möglichst freundlich und höflich zu klingen, als ich nach der Meinung der Person über bestimmte Marken fragte. Nach einiger Zeit wurde mir jedoch schwindelig und ich musste mich zusammenreißen, um nicht ins Schwanken zu geraten. Als ich schließlich fertig war, wurde mir von einem Mitarbeiter der Firma auf die Schulter geklopft und ich erhielt ein Lob für meine Arbeit. Doch in dem Moment, als er mir sagte, dass er sich vorstellen könne, dass ich eine große Zukunft in diesem Unternehmen hätte, wurde mir plötzlich übel. Ich bat um eine Pause und rannte zum WC, wo ich mich übergeben musste.
Als ich zurückkehrte, bemerkte ich, dass der Mitarbeiter nicht mehr so begeistert war wie zuvor. Ich wurde nicht für den Job ausgewählt, aber ich denke oft an diese Nacht zurück und wie ich mich gefühlt habe, als ich die Feuerzangenbowle getrunken habe. Es war eine andere Zeit und ich werde sie immer in Erinnerung behalten.
Lea Schlenker: Das ist doch mal ein schöner Kafka-Grusel!
Der am häufigsten verwendete Ansatz zur Bewertung nachhaltiger Finanzanlagen sind weltweit die ESG-Kriterien. Mit diesen Kriterien soll das breite Spektrum der Nachhaltigkeit möglichst detailliert in der Bewertung abgebildet werden können. Dabei werden keine einzelnen Finanzprodukte bewertet, sondern lediglich einzelne Firmen. Viele erwachsene Menschen konsumieren nicht bloss, nein, sie sparen und investieren ebenso. Viele erwachsene Menschen arbeiten ebenso in Unternehmen, für die die ESG-Kriterien eine gewisse Relevanz haben. also ein wichtiges Thema, wie es scheint. Elon Musk und Jordan Peterson können sie nicht leiden. Ich als Normalsterbliche bin aber nicht jeden Tag mit der Thematik beschäftigt. Daher war ich ein wenig erstaunt, als ich eines Nachts schweissgebadet im Hauptquartier des Finanzdienstleisters MSCI erwachte. Ich lag unter einem klassischen Büroschreibtisch, um mich herum standen Männer in grauen Anzügen. Sie waren kaum zu unterscheiden voneinander: weiss, dunkelblond, vermutlich aus gutem Hause, vermutlich nicht so politisch, ausser es geht um Obdachlose und Emanzen, denn irgendwo hört es ja auf. Was ich mit ihnen zu tun haben sollte, war mir schleierhaft, aber dennoch war ich nun hier, statt bei mir zuhause im Bett, wo ich schlafend in meinem Jurassic Park Shirt liegen sollte, im Mund noch der überzuckerte Beigeschmack des alkoholfreien Martinis. Bestimmt sollte ich nicht hier sein, bei all diesen selbsternannten Finanzmoguls (Mogulen?). Das ist doch mal ein schöner Kafka-Grusel! Aber wo ich doch schon mal hier war: was waren denn das genau für Herren, die Microsoft mit Triple A (!) bewertet haben? Und wer erklärt mir hier, wieso mein Geld jeden Tag an Wert verliert? Aber so weit kommt es gar nicht, der Tisch über mir bricht zusammen, alles wird schwarz. Im nächsten Moment liege ich wieder in meinem hellblau bezogenen Bett, umringt von Literatur und staubigen Bücherregalen. So schnell wieder einschlafen kann ich aber nicht. Ich stehe auf und suche im Regal nach Büchern zum Thema Inflation, Preiselastizität, Behavioral Finance, Finanzmarktpolitik oder ESG-Ratifizierungen. Leider nichts. Ich greife nach Der Prozess und verschwinde wieder unter der Bettdecke.
Felix Schmid: Super Mario in Moskau
Geheimer Agent auf Bahntoilette: Felix Schmid