Eisenbart und Meisendraht ist das Literaturvermittlungsmagazin für geschundene Seelen. Jeden Monat wird ein neues Thema von unserem Schriftsteller*innenpool beackert und hernach in Radiowellen (Z) transformiert, in den Pod geschmissen und hier im Internet kybernetisch in den space gepresst.
Diese Seite ist gut, denn sie bietet eine einwandfreie Möglichkeit, in allen Beiträgen herumzustöbern, die im Rahmen von EB&MD veröffentlicht worden sind.
Aktuelle Themen
Neue Textbeiträge
Arabella Block: Märchenqueens
Dornröschen Wann baute Dornröschen die Mauer?Wo hatte sie die stacheligen Rosen her,die sie pflanzte,und stieß sie die Schaufel dafür in die Erde,schwitzend und gebückt,voller Vorfreude auf den Schlaf,den ungestörten Schlaf,den sie sich redlich verdient hat?Hat sie den Wecker gestellt?Und als sie die Augen öffnete, waren daall ihre Pläne aufgegangen?Sagte sie „Setz dich da hin und halt still“zu dem Prinzen und klebte ihmfröhliche Pflaster auf die zerschrammte Haut,zufrieden mit dem, was sie ertastete?Ein Königreich für den ersten Gedanken, der ihr durch den Kopf ging. Schneeweißchen & Rosenrot glückliche Kindheit,lässige Mutter und als Haustier einen Bären,größer als der von der Losbude.der Zwerg kriegt sein...
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Martin Knepper: Der trunkene Hausrat
Ein reicher Mann ist einmal ausgegangen, er wollt mit anderen Reichen speisen, gerade, wie es die feinen Leute immer tun. Da aber haben die Dinge in seinem Hause sich gedacht, dass sie sich’s auch einmal wollten gut gehen lassen. Und es war ein Schrank unter ihnen, der hat den Bauch voll des Branntweins gehabt, den tät er den anderen kredenzen. Und sind sie alle lustig worden und immer wilder in ihrem Übermute; der alte Stiefelknecht tät sich auf die Chaiselongue legen, das Geschirr hat munter auf dem Tische geklappert und ein Hifthorn und eine Tanzgeige, die haben ihnen dazu aufgespielt, die...
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Jone Engel: Gedanken über Märchen
Märchen sind wieder im Kommen, hieß es vor ein paar Jahren.In Nürnberg gibt es sogar mindestens eine Märchenerzählerin. In der Pandemie ist sie wohl nicht verfügbar. Märchen, mit Maske vor Mundund Nase erzählt, sind wahrscheinlich ziemlich unglaubwürdig.Ich bin mit Märchen aufgewachsen und liebe Märchen. Meine Oma hat mir -als Kind, als ich krank war- einen ganzen Nachmittag lang Märchen vorgelesen.Bis ihre Stimme heiser war. Ich bat sie um noch eins und noch eins... Es ging mir natürlich um das Hören der Geschichten – und sicher auch darum,dass meine Großmutter in meiner Nähe war und blieb… Auch in meinen erwachsenen Jahren haben...
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Katja Schraml: Ich nähe 1 Kopf an den Mantel
„Später stürzte er sich in seine Reinschrift. Es wurde Abend. Morgen früh würde es sich ja zeigen, ob er eine Kraft oder eine Null, eine Intelligenz oder eine Maschine, ein Kopf oder ein Hohlkopf sei. Für heute war es seines Erachtens nach genug.“ Robert Walser. Der Gehülfe Neulich kam der Winter ins Land – man hat gar nicht mit ihm gerechnet <klimaneutral>. Da sperrt ich den Schrank auf, wo <komme, was Wolle> das gefriertauglich gewebte Einwickelgarnmaterial, das <Schal Schuh Chapeau> uns auf den Stadtstraßen schützt vor dem Kalthauch der Menschenköpfe. 1 Halsrheumatismus kriegt man nicht nur vom Grübeln … Der...
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Harald Kappel: Intrauterine Märchen
nicht schuldigspucke ich das Attentatlässigeine bedauerliche Hysterielebenslanglese ich nunim Käfigim Kinderbuchintrauterine Märchenverfluche am Telefonlockerdie Opferden symmetrischen Abdruckihrer Brandblasenlebenslangwachsen mirselbstunähnlichFlügel aus Chitinund Pathologien im Schädelmanchmalhäute ich mich lässigeine bedauerliche Hysteriemein tüchtiges Ich nicht schuldiglebenslang
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Zeha Schmidtke: Das Märchen von der Ameise und der Grille und ihrem gemeinsamen Feierabendpilz
Eine Grille hatte den ganzen Sommer über musiziert, während die Ameise für den Winter Getreide sammelte. In Wahrheit nun taten es beide längst schon im Gefühl des zeitlos Immergleichen. Zu jeder Zeit und an allen Orten waren sie verfügbar für Königin und Publikum. Die Ameise durfte ihre Königin sogar duzen und fuhr mit ihr auf teambildende Erlebniswochenenden. Die Grille fiedelte auf den Bällen ihrer vermögenden Fans lustig zum Buffet. Selbst wenn sie insgeheim so manches Mal alledem schrecklich müde waren: Solange sie gebraucht wurden, konnten sie nicht untergehen im Mahlstrom des Weltengewimmels. So war ihr Glaube, und er stand fest....
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Steffen Diebold: Die Nixe vom Neckar
In Ufermorastein Bein vertretenOstwind hustetehinter die Ohren. Der Salix Haarehingen im Fluss lagausgeweidet dieKette der Kähne. Auch den letzten Tagsinnlos verbummelttaumelten wir inihr nachtblaues Kleid.
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Steffen Diebold: Burg Azilun
Über Stock und Steinstolpert Frau Holleflittern Glasnadelnin Dezemberlaub. Längst ruiniert alsKalksteinbruch dämmertauf Grat und Kamm siezwischen Bergspitzen. Reifnebel sinternvon fern funkelt einkalter Stern scharf wiedie Tellermine.
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Harald Kappel: frische Wichtel
die Kirchegeisselt die Unzuchtdie welken Engelverbreiten das Lasterauf der Flaniermeileist ein Strich gezogendie Wasser fliessen rückwärtsin ihren Quell der Kardinal ein fetter Bläserlebt seinen goldenen Traumunter der Soutanepulsiert das Aspergill harzt der WeihrauchOblaten sind getrüffeltim Kataloghat manden Priesterkalenderim Internatfrische Wichtel bestellt das Bussgeld ist witzigdie Oblaten flambiertder Weihrauch entleertdie Verdauung intaktTestikel werden pochiertdie Engelverbreiten das Lasterder Kardinalauf der Flaniermeilezieht keinen Strich
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Harald Kappel: abgeschenkt
das Neonlichtflackertin der Dunkelheitin meinem Dorfwinden sich die Lendenam Euter der Spucknapfist fettund einsamam Lagerfeuerwird er zur Butterfür Steckrüben am Arsch der Weltzählt nurdas Ritual rote Lippen sind ein Skandalnasszeigen siedie Wirklichkeitungefragt das Neonlicht flackertam Arsch der Weltzählen nurGeschenke
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Margit Heumann: Kunst des Schenkens
Jedes Deutschen Pflicht:sich für liebe Geschenkezu revanchieren. Revanchieren, französisch,von revanche, zu deutsch: Rache.
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Robert Alan: Schenken
Jay-Z: Yo girl, wir schenken uns dieses Jahr nix ok?Beyonce: Ok my boy. An Heiligabend dann... Beyonce: Also ich hab jetzt doch ne Kleinigkeit für dich.Jay-Z: Grönland? Du hast mir Grönland gekauft?Beyonce: Ja, warum? Gefällt es dir nicht?Jay-Z: Doch doch! Ich weiß nur nicht wohin damit.Beyonce: Ach das ist doch egal. Die Hauptsache ist doch, dass man uns liebt.
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Theobald Fuchs: Tapezierer – Gefährder oder gefährdet, so viel ist unklar!
Wie gefährlich sind Tapezierer? Ist das massenhafte Auftreten von Tapezieren wirklich ein Zeichen für eine florierende Ökonische? Oder eher der Vorbote, dass die Menschen die Freundlichkeit verlernt haben? Aus aktuellem Anlass fragen wir: Wie gefährdet sind Tapezierer wirklich? Stimmt es, dass sie nicht mehr wissen wie man lächelt und daher alles »hinter die Tapete kehren« wollen? Fragezeichen...? Aber nein: wie ein Neuseeländisches Experiment gezeigt hat: die unkontrollierte Vermehrung des gemeinen Tapezierers bringt andere Gruppen rasch in Bedrängnis. Zum Beispiel den wandernden Kalkbrenner, die Papierschöpferin oder das nächtliche Mauerkratzerlein. Und was reimt sich schon auf Tapezierer? Richtig: Gegenieber. Das hat das...
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Gordie Lachance: Im Nebel oder Mit 17 hat man noch Träume
Ich bin bei dir und bin glücklich. Das Gedicht über deinem Bett sagt, dass kein Mensch den anderen sieht und jeder allein ist. Ich kenn dieses Gedicht fast auswendig, so oft habe ich es gelesen.Jetzt lese ich es zum ersten Mal, ohne mich dabei einsam und ungesehen zu fühlen. Weil du mich siehst. Meine Mutter ruft an und sagt, dass ich heimkommen soll, weil mein Vater „wieder spinnt“. Ich will bei dir bleiben, verdammt. Aber „spinnen“ kann Mord und Totschlag bedeuten. Glaub ich. Du sollst mich nicht für ein Muttersöhnchen halten. Ich versuche, einen coolen Abgang hinzulegen. Ich gebe dir einen pseudo-ironischen...
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Franz Walser: Maßnahme
Ja guten Tag Sie ham keine Arbeit grade? Na da müssen wir eine Maßnahme durchführen Da wird jetzt mal ordentlich Maß genommen 🙂 Aha ja 1,73, das reicht natürlich nicht, kein Wunder ham Sie keine Arbeit, hier Sie machen jetzt mal ein Training. Schön Rücken durchdrücken, ja, schön, gleich 2 Zentimeter mehr, haben Sie mal über Schuhe mit Absatz nachgedacht? Sehen Sie ja das sind so die Kniffe, sowas will gelernt sein, gell da freuen Sie sich ja direkt, dass Sie zu uns gekommen sind, nicht wahr? Sehen Sie ich wäre ohne eine Maßnahme nie hier gelandet, unter 1,80 geht...
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Lea Schlenker: Das Liebesgedicht einer Frau, die zu Weihnachten keine Geschenke macht
Die Autowaschanlage ist heute geschlossen Ich sehe nur von weitem aus Möwen die sich auf dem Parkplatz versammelt haben Wir sind nicht mehr in Bern Hier kennt uns überhaupt niemand mehr Alle unsere Freunde die morgen wieder arbeiten In einem Kaufhaus oder in einer Kanzlei oder in einem Radiostudio Die werden nächste Woche alle tot sein Mein Dichter, mein Hochstapler, Lieber bin ich dumm als brillant wie du lieber bin ich glücklich als weinend wie du mein dilettantischer Schwerenöter Du sitzt auf deinem Stuhl als verhandelst du mit Kleinkriminellen verteilst Küsse als würdest du auf Holzkohlen gehen. Wenn du mich dann hochhebst und ich versuche zu fliegen den Mond holen will...
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Fabian Lenthe: FFP2
Ahh, Herr Söder! Schön, dass ich Sie treffe! Gott zum Gruße! Ähh, ja... Sie gehen auch hier einkaufen? Hier, in meinem Lieblingsdiscounter, das hätte ich ja niemals gedacht. So nah am Volk, Respekt! Was? Nein, achso....nene, ich bin nur hier um....um..ich wollte nur... Ja, Herr Söder....der Leberkäs ist übrigens grad im Angebot...1,39€ Mmmhh...najaaaa, ich wollte eigentlich nur schauen, ob jeder eine FFP2-Maske trägt. Ich trage ja schließlich auch eine! Oh, ja, das verstehe ich natürlich. Wie Sie sehen trage ich auch nur ein T-Shirt um den Mund. Aber gehen wir doch einmal kurz zu den beiden Herren neben dem Mülleimer,...
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Uschi Heidinger: Soziale Gestalt
Was ist denn mit sozialer Gestalt?Hauptsache die werden reich altund gar den Boden nach unten verlier'nIch könnte jedem von denen da obenam liebsten eine schmier'n Da steigt mir der Ärger hochund wutentbrannt denk' ich,das wieder mal fand,was Geld zu Geld sich auf Banken häuftund was macht der Arme ohne Geld?Er säuft. In Frust zu verarmen und wissen,es wird nie so sein,Wünsche mir zur erfüllen.Mann/Frau findet sich drein.Aber freiwillig niemals aufgeben ihr Ziel,dass jeder Mensch gleich wert so viel.
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Erasmus zu Rövershagen: Der Geburtstagsvogel
Der Vogel ist schon von Geburteinmal hier und einmal furt.Tut ein schöner Vogel sein.Find manchmal: muss wohl so sein. Manchmal hört man's nur von fern:er trällert. Und das tut er gern.Er weiß sehr wohl, wovon er singt,wodurch auch Wissen zu uns dringt. Sein Geist, sein Wesen, wer wills missen?Schön, ihn hier am Tisch zu wissen.Drum, Freunde, lasst euch nicht beirrn,steht auf, stoßt an zum Gratuliern.
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Erasmus zu Rövershagen: Alphabet
Am Beginn Caesar, der erst fertig geträumt hat:"Im Jahr keifte Lukas Müller nur obszön papierne Quelle." Renn schnell torwärts.Um vier will Xaver Yvonne zusehen.
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