Eisenbart und Meisendraht ist das Literaturvermittlungsmagazin für geschundene Seelen. Jeden Monat wird ein neues Thema von unserem Schriftsteller*innenpool beackert und hernach in Radiowellen (Z) transformiert, in den Pod geschmissen und hier im Internet kybernetisch in den space gepresst.
Diese Seite ist gut, denn sie bietet eine einwandfreie Möglichkeit, in allen Beiträgen herumzustöbern, die im Rahmen von EB&MD veröffentlicht worden sind.
Aktuelle Themen
Neue Textbeiträge
Anne D. Plau: Fahrplan
Unter der Brücke lagJüngst er in schwarzer NachtGrölte Noten, kreischteSchuf lange Pausen, die den Fluss verstörtenIn Gedanken arrhythmisch verschwommenDie Lichter der Stadt und alleDie alles zu haben schienenEr setzte sich auf, trank und ertrankSeine SeeleDie schrie und schlug um sichDie eineWährend der Bus über der Brücke hieltDie Türen öffnete, sie wieder schloss undEntschwand mit seinen TräumenUnter der Brücke lagJüngst er. Noch Im aufgehenden Morgen
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Miriam Gil: Regenbogencocktails oder: Der Durst nach Salzwasser
Lange Zeit wusste er nie genau wann er geboren worden war. Seine Papiere hatte er bekommen als er beinahe schon erwachsen gewesen war und in Gambia wurde man früher erwachsen als in den europäischen Ländern. Wenn er sein Passbild auf dem Ausweis im Tageslicht schwenkte, dann schillerte das Hologramm in den schönsten Farben des Regenbogens. Mamudu war 23 Jahre alt und war alleine auf das Boot gestiegen, seine Mutter hatte ihm noch viel Glück gewünscht und hatte beinahe geweint aber nur beinahe. "Nicht!" Er spürte eine Hand auf seinem linken Oberschenkel, hörte aber nicht auf seine Blase über den Schlauchbootrand...
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Vincent Eivind Metzger: outsider art
Es gibt Kunst, die bewegt Menschen. Sie polarisiert, sie regt zum Nachdenken an, sie bringt Menschen zusammen. Ich hasse diese Kunst. Ich hasse Nachdenken. Ich hasse Zusammenkünfte. Meistens. Oft liebe ich sie auch. Jede*r kennt es, aufwachen, schlechte Laune, heute wird kein guter Tag. Oder eben aufwachen, Motivation, gute Laune. Ich kenne beides. Mehrmals am Tag im Wechsel. Immer. Es sitzt in meinem Kopf und diktiert mir, wie ich zu leben habe. Es setzt mir unaufhörlich Gedanken in den Kopf. Es entscheidet, ob ich heute 10 oder doch nur 3 Stunden schlafen kann. Es ist dafür verantwortlich, dass mein erster...
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Blumenleere: paradise renewed
wo die feisten birnen – o, man solle sie ja absolut nicht mit jenen andren vergleichen … – gluehen & sich diskurse aus verschiedensten aeren – &, nein, nicht jedes getreide fuehre uns hinaus, zum selben brot … – erratisch uebereinander stapeln, den fiktiven strukturen der ebensolchen teilhabenden hoerig, dauert es nicht lange, bis ein veritabler kollaps droht, welchen es tunlichst zu beschleunigen gilt … korrekt!, wir zelebrieren ein numinoses abrissfest! zeit & raum, naemlich, letztlich kategorisch schier per se absurde weltanschauungen nicht blosz erodieren & mutieren zu lassen, sondern sie bewusst & gezielt zu nihilieren; zwar werden wir keine...
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Katharina Wasmeier: Botswana
Eine alte Bekannte von mir war fit in Wortspielen. Wenn sie sagte „Heut Abend geh ich nach Botswana“ hieß das, sie würde später ein Bad nehmen statt sich in der Kneipe zu treffen. Mir fällt das grade ein, weil gestern war ich nämlich auch in Botswana. Eine für die meisten von euch vermutlich nicht weiter spannende Information, sondern vielmehr alltägliche Handlung der Reinigung, Wellness und Entspannung. Für mich problematisch, weil Badewanne bedeutet Zwangsstillegung, Unbequemheit und Stress und kann deswegen nur in Ausnahmesituationen als ultima ratio herangezogen werden. So zum Beispiel „Ich hab Halsweh und mir ist arschsaukalt schon den ganzen...
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Immanuel Reinschlüssel: FaKotäne
Man nimmt sich vor all das zu tun, wofür man sonst keine Zeit hat. Die alten Platten mal wieder anhören, Bücher lesen, den gottverdammten Roman endlich schreiben, Spanisch lernen. Und dann wacht man auf, schleppt sich vom Bett zum Sofa, weiß nicht, wie spät es eigentlich ist und welcher Wochentag gerade vergammelt werden muss - und klickt ohne Ziel durch das endlose Angebot von Netflix, das plötzlich gar nicht mehr so unendlich erscheint. Die Entmystifizierung dieser unendlichen Weiten dauerte genau 45 Tage. Die Fenster sind verdreckt, die Frühlingssonne zeichnet jede einzelne Schliere mit größter Sorgfalt nach. „Morgen werden die Fenster...
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Elisabeth R. Hager: Du räumst auf
An einem Tag, der kommen wird, steh ich morgens auf der Straße und erkenne nach Jahren, in denen du tot warst, an einem Menschen in der Ferne deinen Gang. Ich weiß noch das karierte Hemd (von einem deiner Brüder, viel zu groß) & die abgeranzten, ausgelatschten Turnschuh'. Du bist es wirklich. & wie du den Kopf unterm Arm die Straße runter rennst, könnt' man denken es wär alles normal. Nur das Pfeifen kommt von etwas tiefer unten & eine Kragenweite enger bist du auch. Da bin ich platt, da schau ich her hinter dir, schau wie du mit dem Riesenkopf...
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Katrin Rauch:Schlager
Jacques Prevert: Je suis comme je suis Je suis comme je suisJe suis faite comme çaQuand j'ai envie de rireOui je ris aux éclatsJ'aime celui qui m'aimeEst-ce ma faute à moiSi ce n'est pas le mêmeQue j'aime à chaque foisJe suis comme je suisJe suis faite comme çaQue voulez-vous de plusQue voulez-vous de moi Je suis faite pour plaireEt n'y puis rien changerMes talons sont trop hautsMa taille trop cambréeMes seins beaucoup trop dursEt mes yeux trop cernésEt puis aprèsQu'est-ce que ça peut vous faireJe suis comme je suisJe plais à qui je plais Qu'est-ce que ça peut vous faireCe...
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Lea Schlenker: Abriss
Deine SträhnenEine nach der anderenKérastaseMetastaseIn deinem Land muss die Krankheit verschwinden Ich sehe nichtsAber ich fühle mit Und meine HaareMeine WeiblichkeitIn anderen Wegen verboten Auf UmwegenZu Keratin Ganz intimUnd doch schauen alle Menschen zu Ich möchte eine Frau seinDie für euch kämpftIch möchte eine Frau seinMit Protein in meinen TränenMöchte den Tumor als Chirurgin entfernenMöchte das Patriarchat ohne Betäubung auskernenIch kann zwar nicht die Welt verändernAber
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Matt S. Bakausky: Abriss
Wie Major Kong in "Dr. Seltsam oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben" ritt David Hasselhoff - zwar nicht auf einer Wasserstoffbombe - jedoch auf einer Abrissbirne 1989 gegen die Berliner Mauer. So habe ich es zumindest in Erinnerung. Er trug eine Lederjacke mit Weihnachtsbeleuchtung und sang "I've Been Looking For Freedom". Das war der Anfang vom Abriss von der sogenannten Berliner Mauer. Aber heute geht es nicht um die Berliner Mauer und auch nicht um das, was David Hasselhoff da getan oder nicht getan hat, sondern es geht um die Partypics von letzter Nacht und somit einem anderen...
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@bakausky: Pizza Gator
Also in Washington England gibt es eine Pizzeria in der gibt es ein „Gate“. Das ist englisch und steht für Tor. Dieses Tor führt direkt zur Hölle, nein zu einer Höhle, in der die „Lizard People“ – also Menschen mit grüner Alligator-Haut leben. Und da fahre ich gerade hin, mit dem Neun-Euro-Ticket von Bielefeld aus. Das wird ein Abenteuer, das können Sie mir glauben. Als ich da über die Grenze nach Frankreich fahren wollte, wurde ich kontrolliert. Das Neun-Euro-Ticket sei nicht gültig auf diesem Weg, hieß es. Ich erkläre die Situation, dass mit den „Lizard Peoplen“ und der Pizzeria und meinem...
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Felix Schmid: Super Mario in Moskau
Geheimer Agent auf Bahntoilette: Felix Schmid
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Zeha Schmidtke: Wohnungstausch
Ein Hausflur. Die Tür zu einer Wohnung öffnet sich knarzend.Aus der Wohnung: Schlager der 50er. Rocky schafft seinenschweren Körper aus der Bude. Er ist in schlechterVerfassung, grunzt und brummt vor sich hin.ROCKYBoah – was hab ich denn da für Mucke laufen?Kommt die denn her? Egal. Meine Fresse, habich einen Schädel. Wo ist denn hier derLichtschalter?Er macht das Flurlicht an und schlurft durch den Flut.Wollen wir mal gucken, wie es Oma Kowalskigeht. Die hat sich ja gestern auch gut einengenommen, die alte Fregatte!Er klingelt an einer zweiten Haustür.Hoffentlich ist sie schon wach…Die Tür öffnet sich. Aus dem Wohnungsinneren: DeathMetal.Na, Oma Kowalski!OMAJoi!...
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Claus Caraut: Geang as Dirndl auf die Walz
Geang as Dirndl auf die WalzKam a flotter Bua und sprach sie oo.Schlug sie ihm den Kopf vom HalsHolarü didüdi jodijüDenn sie war bei der Antifoo. Wor as Dirndl in der StadtHolarü didüdi jodijüKam a fescher Bursch und fasst sie ooTritt as Dirndl ihm den Schädl plattHolarü didüdi jodijüSie fand, er verdient es so. Kam die Polizei mit viel TraraHolarü didüdi jodijüWollt as Dirndl eifangaSprach as Dirndl: bin scho daRattataa tatata tatataaund eröffnete das Feuer S Dirndl schießt und Bulle schreitHolarü didüdi jodijüLässt sich niemals unterkriegen.Wünscht uns eine schöne ZeitHolarü didüdi jodijübeim das Patriarchat besiegen.
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Benjamin Weissinger: Idee für Schlagertext
Titten in der Eierbaaahn/Eier in der Tittenbaaahn/Gelegentlich, unweigerlich/Trapezartig, uneigentlich Tiiiitten in der Eierbahn/Eeeeeier in der Tittenbahn/Angezogen, ungezogen/Abgebogen, ungelogen Titten in der EierbaaaaaahnTitten in der EierbaaaaaahnTitten in der Eierbaaaaaahn UND ALDI GULASCH IMMER GULASCHALDI GULASCH IMMER GULASCHLEGUANE, MEERESSCHWANEJJJJJA!
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Lea Schlenker: Schnelle Autos/leichte Mädchen
Wenn David Hockney Schlager singen würdewenn es so etwas wie leichte Mädchen geben würdedie durch die Luft schweben und auf Trampolinund ErdbeersträuchernGeburtstag feiern dürften Wenn Jackson Pollockein Lineal benutzen würdewenn mein Geld nicht jeden Tagan Wert verlieren würdeIch würde vermutlich nicht viel anders machendich vermissen in lauen Sommernächtensurfen auf deinem Cyberportfolio Wenn Meret Oppenheimnicht von blauem Enzian träumen würde wenn dein Handicapnur nicht so furchtbar wärewenn ich von meiner Mutter nur nichtalles Schlechte geerbt hättewenn die Strassen nachtsnicht so leer wärenIch würde vermutlich nicht viel anders machendich zerreissen in lauen Sommernächtenden Olivenbaum mit meinen sommerlichen Tränen bewässernsurfen auf meinem Cyberportfolio
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Margit Heumann: Schlagerschnulze
Einst war ich eine verlassene Fraues wäre für mich der Supergauwenn ich unbemannt bliebe.Was tut eine Frau, wenn es wirklich haktauf der Jagd nach dem Liebeskick?Sie googelt und tindert und sucht Kontaktund findet im Netz ihr Glück.Einen Gentleman hab ich gefundenwie‘s ihn nur einmal gibt,Hals über Kopf in wenigen Stundenwar ich in Hannes verliebt.Es folgten Zeiten voller Glück,Hannes war in allem mein Held,drum gab ich ihm alles und hielt nichts zurück,Weder Liebesbeweise noch Geld.Nicht lang, denn kaum war das Konto leer,auf den letzten Cent geräumt,da war er weg, der feine Herr,und mein Liebestraum ausgeträumt.Und die Moral von der Geschicht‘:Bist du...
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Theobald Fuchs: Sabinchenstadt
Wir hatten uns überlegt, dass man ja von Berlin aus auch mal mit dem Fahrrad nach Nürnberg fahren könnte. Und dann kam es wie es kommen musste: wir machten es wirklich. Es gäbe viel zu berichten, über die drei Flüsse Havel, Elbe und Saale, und über die drei Bundesländer Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen, die wir durchquerten. Und über ein paar – ich mache jetzt mit den Händen Anführungszeichen in der Luft – interessante Begegnungen. Aber nichts davon, kein Wort über Ostdeutschland und die Ossis – es soll hier lediglich über Treuenbrietzen gehen. Ich sagte, als wir bei der Abfahrt im...
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Harald Kappel: MischFischTisch
Zu Weihnachten bekam mein Bruder eine Gitarre. Meine Schwester eine Nähmaschine. Und ich sogar ein Boot. Ich heuerte bei mir selbst als Schiffsjunge an, mein Bruder nannte sich Freddy Quinn und sang schreckliche Lieder. Meine Schwester strickte ein Zelt für uns. Wir fuhren über sieben Meere. Wir umschifften tausend Klippen, bis unser hölzerner Rumpf an einem Fels in der Brandung zerbrach. Wir hungerten. Wir hatten Dünnpfiff. Wir fütterten die Fische. Aber das Meer nahm sich nur, was es uns gegeben hatte. Vater bekam Skorbut und meine Schwester nähte ihm mit ihrer verrosteten Nähmaschine eine Angel. Mein Bruder sang immer...
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