Eisenbart und Meisendraht ist das Literaturvermittlungsmagazin für geschundene Seelen. Jeden Monat wird ein neues Thema von unserem Schriftsteller*innenpool beackert und hernach in Radiowellen (Z) transformiert, in den Pod geschmissen und hier im Internet kybernetisch in den space gepresst.
Diese Seite ist gut, denn sie bietet eine einwandfreie Möglichkeit, in allen Beiträgen herumzustöbern, die im Rahmen von EB&MD veröffentlicht worden sind.
Aktuelle Themen
Neue Textbeiträge
Mina Reischer: Das garstige Feuerrad
Oh Romeo.Oh Romeo.Du musst die Vene nicht sehen.Du musst sie nur spüren. See if the sea is still there. I tell my fortune in the tealeaves. All meine LastIch hab es selbst verschuldetWas Du getragen hastSchau her, hier stehe ichDer Zorn verdienet hatGib mir den Anblick Deine Gnad’. Ich will hier bei Dir stehenVerachte mich doch nichtVon Dir will ich nicht gehenWenn Dir Dein Herze bricht. Da, wo ich wohne, sind die Berge alt.Sie haben ihre Spitze verloren. Was sollen wir tun?Was sollen wir tun? Es gibt viele Arten, seine Ansicht zu ändern.Aber bestimmt nicht, indem man fragt: Warum? Was...
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Elisabeth R. Hager: HARAKEKE
Te harakekeTe korariNga taonga whakarere ihoO te rangiO te whenuaO nga tupunaHomai he oranga mo matouTihei mauri ora1 Das dunkle Deckhaar der Ärztin wippt strähnig vor und zurück, während sie dem Paar, das hinter ihr aus dem Behandlungszimmer tritt, zum Abschied zunickt. Im Hintergrund dudelt ein Weihnachtslied, dabei ist heute schon der zweite Januar. Das Paar – er Surfbuddy mit Basecap, sie strahlende Yoga-Augen, winziger Bauch – winkt uns im Vorbeigehen zu. Die Ärztin bleibt einen Moment von uns abgewandt stehen. Ich spüre, wie fertig sie ist. Dann dreht sie sich her. „Hello, Tommy Tuwhare and Rosmarie?“ „Schweiger.“ Ihr von...
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Lea Schlenker: Böse Augen/Böse Gedichte
Ich wünsche mir einen Traumder früher einmal stattfandaus dem ich nie erwachteder sich mit der Realität vermischte Eine Realitätdie mich an den Füssen packtund an die Staubmäuse verfüttert Eine Realitätdie mich in der Vergangenheit leben liessin der ich leider nur allzu oftunaufmerksam warund wo mir niemand zum Geburtstag gratuliertweil ihr ihn alle vergessen habt Meine Mutter trägt mich auf dem ArmIch schmolleweil ich ahnewas das Leben für mich alles noch so im Ärmel hältBezwingerin der Staubmäuse des Lebens Ich wünsche mir einen Traumin dem böse Augenböse Gedichte schreibennetten Menschengute Dinge passierenund reiche Menschenihre Polohemden abstreifen Meine Mutter lädt alle ihre...
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Miriam Gil: Schwarze Wolken der Erinnerung
Hier ist keine Liebe - die Leichname der Engel tanzen auf den schwarzen Wolken der Erinnerung.Sie rauchen Zigarre und wähnen sich ihren Männern nahe - gefallene Tote auf den Hügeln des Krieges der Welt. Schwarzer Dunst über den Schreien der Sehnsucht -Kälte in den Federbetten der Knaben und quälende Angst in den Fratzen der Mädchen.Am Horizont der Traurigkeit Blicke des Todes -Raben verschwimmen im Dunkel der Nacht und legen ein Goldstück auf die Schiene der Vergänglichkeit. Sie laben sich an einem faulen Apfel und erheben sich elegant in den Himmel der Brüder und verlorenen Väter.Und Schwestern singen die Lieder der...
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Andreas Lugauer: Gschichtn ausm Nachbarlokal
Dieser Text erschien zuerst im tollen Textblog von Andreas Lugauer: "Salon du Fromage" Das war’s, er hat genug, er erteilt ihnen Hausverbot, er betreibt schließlich kein Bierzelt. Er weiß nur noch nicht, wann und wie er es ihnen mitteilen soll. Am besten, wenn sie das nächste Mal anrufen, um zu reservieren. Freilich, gute Kunden hat er an ihnen gehabt, das kann er nicht leugnen. Sie langten stets ordentlich hin und waren beim Trinkgeld nie knauserig (und kein einziges Mal beglichen sie die Rechnung gemeinsam, immer zahlte jeder der Sechs für sich selbst, was fast das Doppelte an Trinkgeld bedeutete). Mit...
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Martin Knepper: Karneval ist es
Karneval ist es; würdebefreit göbelt die üppige Nachbarin,kaum dass sie aus dem Taxi getorkelt morgens um drei,jene, die sonsten an Wuchs und Zucht gleichet den strenggeschnitt'nen Hortensien, welche vereinzelt sich hebenaus dem granitenen Garten. Speichelfäden rinnen herabauf das schellenverziert samtene Kleid, und siehe nur da:Itzund stürzt sie, es ergreifet zu spät den fleischigen Armder nicht minder angeschlagene narrenbekappte Gatte. Und zu Boden sinken sie beide, Raubgut des Dionys',wo schon die schillernde Lache vom festlichen Mahlegelagert: Ein ums andere Mal steigen und fallen sie nunwie die Gestade des Meeres. Es zieren die edlen Gewänderblitzenden Gemmen gleich würflige Reste der Speise,und es...
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Margit Heumann: Nostalgisches Rezept
Man nehme seine frühen Erlebnisse,und bestreiche sie mit einer Kremaus Subjektivität und Idealisierung.Nach einer üppigen Verjährungsfristvon mehreren Dekadenstaple man sie hübsch übereinanderund ziere nach Beliebenmit geriebener Übertreibung,schiftelig geschnittenen Floskelnoder feinblättrigem Pathos.Vor dem Servieren bestreue man siemit reichlich Zuckerder verklärenden Erinnerung.Guten Appetit.
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Miriam Gil: Ein weißes Blatt Papier
Mehr brauch ich nicht. Will ich nicht. Mag ich nicht. Bist Du bei mir.Und siehst mich so seltsam an, dass ich es nicht erklären kann!Erinnerst Du Dich noch?Das Blatt Papier ist nicht mehr weiß – Es strahlt und schimmert in den schönsten Farben.Rosa, Gold – Azurblau und ein bisschen schwarz mit sattem Gelb.Ich mach es gerne.Deine Augen und schöne Musik berühren mich dabei zärtlich aus der Ferne.Dunkle, blaue Tinte verschwimmt dabei langsam auf einem nassen Fleck. Du bist schon lange nicht mehr da,bist nicht mehr an meiner Seite. Bist nun woanders. Ganz weit weg.
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NedGPT – Feuerzangenbowle und Nostalgie
Ich erinnere mich noch immer gerne an diesen einen Winterabend vor ein paar Jahren. Ich war damals mit ein paar Kommilitonen unterwegs, als wir auf einen Wintermarkt kamen. Dort angekommen, fiel mir sofort ein Stand auf, an dem es Feuerzangenbowle gab. Ich hatte das Getränk noch nie probiert, also beschloss ich, es auszuprobieren. Der erste Schluck war köstlich und so trank ich Runde um Runde, während die Nacht voranschritt und die Menschenmenge immer dünner wurde. Als wir schließlich nur noch zu dritt waren und ich kein Geld mehr hatte, lieh ich mir welches von meinen Freunden, um mir noch einen...
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Katrin Rauch: Bodenstudien und Bier
oder: Meine Wege führen nicht nach Rom und auch sonst nirgends hin. Sie führen zu Boden. Boden gewinnenHerzlichen Glückwunsch, du hast Boden gewonnen.Zwei Quadratmeter sakrale Erde, zwanzigtausend Quadratzentimeter, zwei Millionen Quadratmillimeter.Das sind scheiß viele Quadratmillimeter, die hast du dir redlich verdient.Du hast Boden gewonnen, das große Los gezogen, den Jackpot geknackt, a maasn host ghobt, Fortuna war auf deiner Seite.Oder hast du geschuftet dafür? Hast du dir für diese große Menge an Quadratmillimetern Boden den Hax’n ausgerissen?Weißt du was? Wahrscheinlich beides.Es ist immer beides.Es ist immer ein bisschen Glück dabei.Es ist immer eine ganze Menge Arbeit dabei.Den Boden muss man...
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Anne D. Plau: Der Großsprecher
Der Personalchef betritt den Raum und alle Menschen beginnen zu nicken. Sie nicken wie braune Wackeldackel auf der Ablage eines Autos. „Meine lieben geschätzten Mitarbeiter!“ Wackel dackel da dum. „Wir werden right now weiterführen!“ Wackel dackel. „Erneuerbare Interpretationstendenzen führen nach ganz vorn!“ Wackel dackel wackel. „Die restriktive fakultative Verabfolgung lässt Probleme verblassen. Mit anderen Worten, das Konzept der wasserdichten Neuorientierung ist maximal erfolgreich.“ Der Sprecher scheint seinen Worten zu glauben. Und die Nickenden? Man hat ihnen eingeschärft, sie sollten sich zustimmend verhalten. „Sonst?“, hatte eine gefragt. Ihr Vorgesetzter wedelte mit einem amtlich aussehenden Papier mit Firmenkopf. „Sonst?“, wagte sie zu...
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Lea Schlenker: Das ist doch mal ein schöner Kafka-Grusel!
Der am häufigsten verwendete Ansatz zur Bewertung nachhaltiger Finanzanlagen sind weltweit die ESG-Kriterien. Mit diesen Kriterien soll das breite Spektrum der Nachhaltigkeit möglichst detailliert in der Bewertung abgebildet werden können. Dabei werden keine einzelnen Finanzprodukte bewertet, sondern lediglich einzelne Firmen. Viele erwachsene Menschen konsumieren nicht bloss, nein, sie sparen und investieren ebenso. Viele erwachsene Menschen arbeiten ebenso in Unternehmen, für die die ESG-Kriterien eine gewisse Relevanz haben. also ein wichtiges Thema, wie es scheint. Elon Musk und Jordan Peterson können sie nicht leiden. Ich als Normalsterbliche bin aber nicht jeden Tag mit der Thematik beschäftigt. Daher war ich ein wenig...
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Theobald Fuchs: Be-Fra-Gung
Alle Fragen sind eindeutig mit ja oder nein zu beantworten. Eine Unterlassung der Antwort führt automatisch zum Abbruch des Verfahrens und der Ausweisung des Antragstellers. Zur Beantwortung der Fragen sind keinerlei Hilfsmittel zulässig, es darf keine Hilfestellung anderer Befragter noch etwaiger zufällig anwesender Personen in Anspruch genommen werden, jede Form des Unterschleifs führt zur unmittelbaren Ausweisung, Bestrafung oder Hinrichtung, je nach erstinstanzlicher Entscheidung des örtlichen Entscheidungsträgers. Frage 1: Werden Sie sich bedingungslos dem totalen Kapitalismus hingeben? Ja oder Nein. Frage 2: Werden Sie sich wirklich bedingungslos dem totalen Kapitalismus hingeben? Ja oder Nein. Frage 3: Werden Sie jegliche Art von...
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David Telgin: Die Stadt
Die Stadterstickt an der Bürokratie Verordnungüber Verordnung Stadtverwaldungstatt Stadtverwaltung(Joseph Beuys) Die Stadtbraucht Bäume Fürunser Leben.
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Anne D. Plau: Fahrplan
Unter der Brücke lagJüngst er in schwarzer NachtGrölte Noten, kreischteSchuf lange Pausen, die den Fluss verstörtenIn Gedanken arrhythmisch verschwommenDie Lichter der Stadt und alleDie alles zu haben schienenEr setzte sich auf, trank und ertrankSeine SeeleDie schrie und schlug um sichDie eineWährend der Bus über der Brücke hieltDie Türen öffnete, sie wieder schloss undEntschwand mit seinen TräumenUnter der Brücke lagJüngst er. Noch Im aufgehenden Morgen
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Miriam Gil: Regenbogencocktails oder: Der Durst nach Salzwasser
Lange Zeit wusste er nie genau wann er geboren worden war. Seine Papiere hatte er bekommen als er beinahe schon erwachsen gewesen war und in Gambia wurde man früher erwachsen als in den europäischen Ländern. Wenn er sein Passbild auf dem Ausweis im Tageslicht schwenkte, dann schillerte das Hologramm in den schönsten Farben des Regenbogens. Mamudu war 23 Jahre alt und war alleine auf das Boot gestiegen, seine Mutter hatte ihm noch viel Glück gewünscht und hatte beinahe geweint aber nur beinahe. "Nicht!" Er spürte eine Hand auf seinem linken Oberschenkel, hörte aber nicht auf seine Blase über den Schlauchbootrand...
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Vincent Eivind Metzger: outsider art
Es gibt Kunst, die bewegt Menschen. Sie polarisiert, sie regt zum Nachdenken an, sie bringt Menschen zusammen. Ich hasse diese Kunst. Ich hasse Nachdenken. Ich hasse Zusammenkünfte. Meistens. Oft liebe ich sie auch. Jede*r kennt es, aufwachen, schlechte Laune, heute wird kein guter Tag. Oder eben aufwachen, Motivation, gute Laune. Ich kenne beides. Mehrmals am Tag im Wechsel. Immer. Es sitzt in meinem Kopf und diktiert mir, wie ich zu leben habe. Es setzt mir unaufhörlich Gedanken in den Kopf. Es entscheidet, ob ich heute 10 oder doch nur 3 Stunden schlafen kann. Es ist dafür verantwortlich, dass mein erster...
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Susanne Stiegeler: Salazar
Einmal- ich war schon erwachsen, studierte in Nürnberg, und war in Augsburg bei Mama zu Besuch, entbrannte ein heftiger Streit um Salazar, den portugiesischen Diktator. Mama saß da und begann enthusiastisch zu erklären: „Salazar war ein guter Diktator! Damals war es Mode, Diktator zu sein. Alle waren Diktatoren: Hitler, Franco, usw.! Sie alle waren schrecklich. Aber Salazar war gut. Er ist der einzige Diktator, der arm war, und sein Land reich hinterlassen hat. Sein einziger Fehler war, dass er zu lang an der Regierung geblieben ist! Ich selbst habe ihm einmal einen Brief geschrieben, und ihn kritisiert. Und er hat...
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Susanne Stiegeler: Fit for Life 1 und 2
Irgendwann las die Mamili ein folgenreiches Buch mit dem Titel „Fit for life 1“. In diesem Buch wurde empfohlen, bis 12 Uhr nichts als Obst zu sich zu nehmen. Das wäre in vielerlei Hinsicht ‚zehr!‘ gesund, da es vor Mangelerscheinungen, Krankheiten, Fettleibigkeit und Antriebslosigkeit schützen würde. Das bedeutete, dass wir einige Wochen tatsächlich nur Obst bekamen bis Mittag. Kurz darauf erschien das Nachfolgerbuch, „Fit for life 2“, in dem der Autor sonderbarerweise vom Obstgebot abrückte und nun den ausschließlichen Verzehr gekochter Kartoffeln bis zur Mittagszeit empfahl. Auch diese Diät wurde sofort in die Tat umgesetzt: Plötzlich standen Kartoffeln auf unserem...
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Susanne Stiegeler: Die dumme Eichhörnchenmama
Mama hatte viele Jahre lang einen Schrebergarten, den sie sehr liebte. Er war ihr Paradies: Sie verbrachte soviel Zeit wie möglich dort. Er war vielen der anderen kleinbürgerlichen, pingelig veranlagten Schrebergärtnern ein Dorn im Auge, da Mama die Bepflanzungen nicht ordentlich in Reih und Glied vornahm, sondern Blumen, Kräuter und Gemüse -zwar sorgsam gehegt und gepflegt -aber dennoch recht frei und wild durcheinander und miteinander wachsen ließ. Einige der besonders vorschriftsstrengen Gartennachbarn beschwerten sich darüber und machten Mama bisweilen das Leben zu Hölle, so dass sie sich irgendwann sogar Hilfe von einem befreundeten Anwalt, Herr Dorn, nehmen musste – von...
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