Miriam Gil: Ein weißes Blatt Papier

Mehr brauch ich nicht. Will ich nicht. Mag ich nicht.

Bist Du bei mir.
Und siehst mich so seltsam an, dass ich es nicht erklären kann!
Erinnerst Du Dich noch?
Das Blatt Papier ist nicht mehr weiß –

Es strahlt und schimmert in den schönsten Farben.
Rosa, Gold – Azurblau und ein bisschen schwarz mit sattem Gelb.
Ich mach es gerne.
Deine Augen und schöne Musik berühren mich dabei zärtlich aus der Ferne.
Dunkle, blaue Tinte verschwimmt dabei langsam auf einem nassen Fleck.

Du bist schon lange nicht mehr da,
bist nicht mehr an meiner Seite.

Bist nun woanders.
Ganz weit weg.

Anne D. Plau: Fahrplan

Unter der Brücke lag
Jüngst er in schwarzer Nacht
Grölte Noten, kreischte
Schuf lange Pausen, die den Fluss verstörten
In Gedanken arrhythmisch verschwommen
Die Lichter der Stadt und alle
Die alles zu haben schienen
Er setzte sich auf, trank und ertrank
Seine Seele
Die schrie und schlug um sich
Die eine
Während der Bus über der Brücke hielt
Die Türen öffnete, sie wieder schloss und
Entschwand mit seinen Träumen
Unter der Brücke lag
Jüngst er. Noch Im aufgehenden Morgen

Blumenleere: patchwork & merge

von wie vielen personen nahmst du schablonen, um dich, peu à peu, mit ihnen auszumalen? gab es da nicht immer auch kraeftemessen, dominant versus rezessiv oder was? beziehungsweise: andrer ansatz, weg von den ideen der anthropozaene – plural, weil wir alle divergierend phantasieren. rein aus dir raus wolltest du formen, nur leider hatte dir irgendwas die idee vorweggenommen – das heiszt, deine welt, naemlich, ein bunt zwitscherndes chaos, mit ultraerschoepfender reibung versehen. zudem mit virulenten metaphern, zwischen sym- & antipathien, so traeumst du zwar bisweilen von neutralen idealen – deine realitaet, aber, chronisch zerrissen, bleibe auf ewig ein hin & ein her.

Anne D. Plau: Jeder kann Strand sein

Sandkörnchen liegen auf ihrem Platz
Bevor nackte Füße
Oder Turnschuhe
Sie aus der Mitte der anderen reißen

Die einen werden verlassen
Die anderen
Verloren auf dem Festland
Irgendwo im Dunklen eines Reisekoffers
In einem Strumpf, in einer Hose
Erinnern sie irgendwann
Unerwartet
An einen vergangenen Tag
Am Meer

Katrin Rauch:Schlager

Jacques Prevert: Je suis comme je suis

Je suis comme je suis
Je suis faite comme ça
Quand j’ai envie de rire
Oui je ris aux éclats
J’aime celui qui m’aime
Est-ce ma faute à moi
Si ce n’est pas le même
Que j’aime à chaque fois
Je suis comme je suis
Je suis faite comme ça
Que voulez-vous de plus
Que voulez-vous de moi

Je suis faite pour plaire
Et n’y puis rien changer
Mes talons sont trop hauts
Ma taille trop cambrée
Mes seins beaucoup trop durs
Et mes yeux trop cernés
Et puis après
Qu’est-ce que ça peut vous faire
Je suis comme je suis
Je plais à qui je plais

Qu’est-ce que ça peut vous faire
Ce qui m’est arrivé
Oui j’ai aimé quelqu’un
Oui quelqu’un m’a aimée
Comme les enfants qui s’aiment
Simplement savent aimer
Aimer aimer
Pourquoi me questionner
Je suis là pour vous plaire
Et n’y puis rien changer

Lea Schlenker: Abriss

Deine Strähnen
Eine nach der anderen
Kérastase
Metastase
In deinem Land muss die Krankheit verschwinden

Ich sehe nichts
Aber ich fühle mit 
Und meine Haare
Meine Weiblichkeit
In anderen Wegen verboten 
Auf Umwegen
Zu Keratin 
Ganz intim
Und doch schauen alle Menschen zu

Ich möchte eine Frau sein
Die für euch kämpft
Ich möchte eine Frau sein
Mit Protein in meinen Tränen
Möchte den Tumor als Chirurgin entfernen
Möchte das Patriarchat ohne Betäubung auskernen
Ich kann zwar nicht die Welt verändern
Aber 

Claus Caraut: Geang as Dirndl auf die Walz

Geang as Dirndl auf die Walz
Kam a flotter Bua und sprach sie oo.
Schlug sie ihm den Kopf vom Hals
Holarü didüdi jodijü
Denn sie war bei der Antifoo.

Wor as Dirndl in der Stadt
Holarü didüdi jodijü
Kam a fescher Bursch und fasst sie oo
Tritt as Dirndl ihm den Schädl platt
Holarü didüdi jodijü
Sie fand, er verdient es so.

Kam die Polizei mit viel Trara
Holarü didüdi jodijü
Wollt as Dirndl eifanga
Sprach as Dirndl: bin scho da
Rattataa tatata tatataa
und eröffnete das Feuer

S Dirndl schießt und Bulle schreit
Holarü didüdi jodijü
Lässt sich niemals unterkriegen.
Wünscht uns eine schöne Zeit
Holarü didüdi jodijü
beim das Patriarchat besiegen.

Benjamin Weissinger: Idee für Schlagertext

Titten in der Eierbaaahn/
Eier in der Tittenbaaahn/
Gelegentlich, unweigerlich/
Trapezartig, uneigentlich

Tiiiitten in der Eierbahn/
Eeeeeier in der Tittenbahn/
Angezogen, ungezogen/
Abgebogen, ungelogen

Titten in der Eierbaaaaaahn
Titten in der Eierbaaaaaahn
Titten in der Eierbaaaaaahn

UND ALDI GULASCH IMMER GULASCH
ALDI GULASCH IMMER GULASCH
LEGUANE, MEERESSCHWANE
JJJJJA!

Lea Schlenker: Schnelle Autos/leichte Mädchen

Wenn David Hockney Schlager singen würde
wenn es so etwas wie leichte Mädchen geben würde
die durch die Luft schweben und auf Trampolin
und Erdbeersträuchern
Geburtstag feiern dürften

Wenn Jackson Pollock
ein Lineal benutzen würde
wenn mein Geld nicht jeden Tag
an Wert verlieren würde
Ich würde vermutlich nicht viel anders machen
dich vermissen in lauen Sommernächten
surfen auf deinem Cyberportfolio

Wenn Meret Oppenheim
nicht von blauem Enzian träumen würde
wenn dein Handicap
nur nicht so furchtbar wäre
wenn ich von meiner Mutter nur nicht
alles Schlechte geerbt hätte
wenn die Strassen nachts
nicht so leer wären

Ich würde vermutlich nicht viel anders machen
dich zerreissen in lauen Sommernächten
den Olivenbaum mit meinen sommerlichen Tränen bewässern
surfen auf meinem Cyberportfolio