Eisenbart und Meisendraht ist das Literaturvermittlungsmagazin für geschundene Seelen. Jeden Monat wird ein neues Thema von unserem Schriftsteller*innenpool beackert und hernach in Radiowellen (Z) transformiert, in den Pod geschmissen und hier im Internet kybernetisch in den space gepresst.
Diese Seite ist gut, denn sie bietet eine einwandfreie Möglichkeit, in allen Beiträgen herumzustöbern, die im Rahmen von EB&MD veröffentlicht worden sind.
Aktuelle Themen
Neue Textbeiträge
Andreas Lugauer: Wetterbericht
Und nun der Wetterbericht für morgen, Montag, den 10. Dezember: Vormittags ist es heiter bis wolkig, der Wind weht schwach aus wechselnden Richtungen. Am Nachmittag treten vereinzelt Kieselschauer und Schwefelgewitter auf, abwechselnd gefolgt von flächendeckenden Feuerstürmen und Pestwinden am Abend. Die Flüsse führen vormittags Essig und ab Mittag Galle, abends Quecksilber. Die Temperaturen: vormittags Höchstwerte um 18 Grad, ab Mittag Hitze wie in der Sauna (finnisch, ganz oben) bei sinkender Luftfeuchtigkeit. Nach einem rasch aufgezogenen Kältesturm mit schwallartigen Eisregenschauern, Harnsteinhagel und Kugelblitzen zur Abenddämmerung weht nach Sonnenuntergang kaum mehr ein Windhauch. Es herrschen eisige Stille und noch eisigere Temperaturen. Die...
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Elmar Tannert: Ins Land der Franken fahren
In den guten alten Zeiten klang das Wort „Budget“ nicht nur französisch-elegant, sondern durch das gedehnte „e“ am Schluss auch sehr großzügig: „Büdschee“. Im Zuge der Anglisierung Europas ist auch sein Stiefzwilling von der Insel bei uns bekannt geworden, den man genauso schreibt, aber barsch bellend „Batschitt“ spricht. Bezeichnenderweise hat sich das englische Batschitt in Koppelung mit dem Wort „low“ verbreitet, mit Vorliebe im Jargon der Cineasten. Ein low budget-Film ist, wie wir wissen, ein Film, der mit einem Minimum an materiellem Aufwand gedreht wurde. Inzwischen sind wir soweit, dass Batschitt das „low“ gar nicht mehr braucht, um billig zu...
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Franz Walser: Erstis verteidigen
Das hier ist ein Plädoyer für Erstis. Für die Innenseiter, für die, die es bald geschafft haben werden. Ich will sie endlich nicht mehr angreifen, sondern zumindest ein Mal in Schutz nehmen. Seit Jahren zieht man über sie her, Facebook-Seiten werden gegen sie erstellt, Hetze oft großgeschrieben. Sie sind Lachnummern und wir finden es gut. Warum eigentlich? Haben wir sonst nichts, worüber wir uns lustig machen können? Waren wir nicht alle mal Erstis? Ich zumindest schon. Dreimal sogar. Kann ich weiterempfehlen, die Straßenbahn ist kostenlos, das Alkoholproblem auch (fast) man lernt neue Leute kennen und irgendwann ist man routiniert und...
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Moses Wolff: Amok
Zetti: Mir langts jetza! Hab echt koan Bock mehr! Spurti: Was hast denn? Zetti: Woasst hey, mei Chef ist a Drecksau, mei Frau geht mer ziemlich sicher fremd, andere Weiber schaung mi mim Osch ned o, Freind hab i ausser dir koan oanzign, d Gläubiger renna ma d Bude ei, meine Kinder finden mich lächerlich - und jetzt hat mer aa no mei Haftpflichtversicherung kündigt! Spurti: Und was machst jetza? Zetti: Mein Plan steht fest: i lauf Amok. Spurti: Is auf jeden Fall al Alternative. Und wia hättst der des denkt, wia wuistas ostein? Zetti: Ja, oiso, da hab i...
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Schidl'n'Schedl: Weltuntergang
Der stete Tropfen höhlt den Stein und bringt das Fass zum Überlaufen Da schlägt´s dem Fass den Boden aus Keiner bekommt mehr etwas zu saufen Die Vögel hören zu singen auf Totenstille - Kein Gesang Das haben wir alle kommen sehen Das ist der Weltenuntergang WELTUNTERGANG WELTUNTERGANG Das haben wir alle kommen sehen Jetzt dauert es nicht mehr lang Das haben wir alle kommen sehen Jetzt dauert es nicht mehr lang Am Weg zum Brunnen bricht der Krug Es tönt ein lauter Schlag Dieser Weg ist unser Ziel Am allerletzten Tag. Da schlagen sich alle die Schädel ein Fast niemand...
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Tibor Baumann: Im Fluss ist es still
And am I born to die? And lay this body down? And as my trembling spirits fly Into a world unknown A land of deeper shade Unpierced by human thought The dreary region of the dead Where all things are forgot David Tibet / Current93 Idumae, Black Ships ate the sky Die Nacht umschloss sternenklar das Land. Wie drohend schwarz-lilane Wolkenberge, die sich stürmend den Horizont erobern, versank er mit all seinem Leben, sein ganzes Ich, in einem Strudel, der ihn stumm wie den Kosmos machte. Mit kaltem Wind die Ahnung des kommenden Sturms, wie das Grollen, herannahender, preschende Pferde...
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Gymmick: Hornhaut
Ich hab mich schon seit Tagen nicht mehr rausgetraut Dabei bin ich eigentlich mutig und erwachsen Aber hast du heute schon mal aus dem Fenster geschaut? Dann beeil dich mal, bald sind sie zugewachsen. Die Straßenbahn kann nicht mehr fahrn seit Donnerstag Und der Krisenstab tagt jetzt auch nachts Und so seltsam es sich anhören und erst ausschauen mag: Es scheint, als als wäre dies der Menschheit letzte Schlacht. Alles voll Hornhaut Ob man nach hinten oder vorn schaut Überall Hornhaut. Man sagt es käm Aus Tralien oder Portugal Laut einer Brüsseler Analyse. Aus welchem Land es stammt ist eigentlich...
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Untot in Gostenhof: (3) "Die große Angst"
Obwohl draußen finstere Nacht herrschte und die schweren schwarzen Vorhänge vor den beiden Fenstern sorgfältig zugezogen waren, tröpfelte von irgendwo her milchiges Zwielicht in das Schlafzimmer. Im Bett, das an der Wand stand, lagen Onkel Serban und der Schattenlose und hatten die dicken Daunendecken bis an die Nasenspitzen hochgezogen. Auch von Ida und Tante Mathilda, die sich im großen Ehebett gegenüber der einzigen Tür eng aneinander schmiegten, waren nur die Köpfe zu sehen. Alle vier schwiegen sie und starrten gebannt auf den Ziegenschädel, der über dem Türbalken an die Wand genagelt war; eine angstvolle Anspannung schwebte fast greifbar im Raum....
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Hannes G. Laber Holzmann: Weltuntergang
Die Biene Maja hatte ja vor langer Zeit viel zu tun, als sie mit Willie Nelson und der Spinne Thekla Carola Weed total bekifft in Südamerika Bieramiden gebaut hat. In diesen brauten dann die Inkys vom Stamm der Geha ihr Bier. Das weiß ich, weil ich Sinologie studiert habe. Sinologie ist die Lehre von den Sinen. Die wichtigsten Sinen waren die Abessinen. Es gab auch noch die Apfelsinen, die sich hauptsächlich von Äpfeln ernährten und analog dazu aßen die Abessinen bevorzugt Abbes. Abbes war ein zäher, nahrhafter Schleim, der vom Himmel fiel, wenn die Abessinen ausreichend zu ihren Göttern gebetet...
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Andreas Lugauer: U-Bahn-Türen
Leute, die ihr bei manuellen U-Bahntüren nur einen Flügel öffnet – eure Strafe in der Hölle sei eine ewige U-Bahnfahrt, ohne Ausstieg, ohne Endstation, es möge dabei immer morgendlicher Werktagsverkehr herrschen, alle Sitzplätze sollen belegt sein, die Stehplätze auch und euer Kopf möge angeschmiegt werden von Schultern, Oberarme sollen euch einklemmen links und rechts und vorne und hinten, Hutkrempen mögen in einer Tour euer Gesicht streicheln und Pelzkrägen ebenso, Hunde eure Hände ablecken, sämtliche Handschlaufen mögen vollgeniest sein mit gelbem und grünem und meinetwegen auch weißlichem Lungenauswurf, Heuschrecken sollen durchs Abteil schwärmen, Frösche eure Hosenbeine hochschleimen, Mücken und Fliegen in...
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Frau Lärm: Dann bleibe ich liegen
Einatmen Ausatmen Die Schwerkraft drückt mich auf das Laken Die Decke speichert meine Wärme Ich muss nur atmen Ich atme und schaue an die weiße Decke über mir Die Decke ist nicht der Himmel Die Decke ist kalt Leblos Aber die Wände verletzen mich nicht Sie schützen mich, vermeintlich Manchmal öffnet sich in meinem Leben ein Loch Und dann zieht es mich an diesen Ort Dass hier auch Andere waren Erscheint mir unwirklich An manchen Tagen bin ich gerne verkatert Damit ich den ganzen Tag hier sein kann Manchmal werden meine Lider schwer Ohne Grund, nein, weil sich die Aufgaben...
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M: Schmetterling
Farbe dünn wie Blatt Papierträgt den Sonnentanzfrei im Licht die feine Zierprächtig strahlt der Glanz.Finger, schmal wie Spinnenbeinegreifen, fangen, knicken, brechen.Kräftig, grob wie rauhe Steinebunt bemalte Flächen.Nadel sticht den kleinen Körperfest an harten TafelkorkFlügel blühen für den Mörder,Tage, Jahre, fort und fort.
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Fabian Lenthe: Du drängst durch Lücken und Spalten
Du drängst durch Lücken und Spalten Hetzt Mauern entlang Hastest durch Felder Fällst Hänge hinab Spuren von Flucht an den Sohlen Armen und Beinen Aus deiner Haut sprießt Angst Wurzelt tief in den Poren Du bleibst fern von den Lichtern Sie verraten dich nur Aus den Ecken klappernde Kiefer Das Knacken von Knochen Hinter dir sammeln sich Schatten Am Ende der Straße ein Haus
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Untot in Gostenhof: (2) "Hochzeitsvorbereitungen im Wald"
Der Schnee fiel in dicken Flocken vom nächtlichen Himmel über der Stadt, als ein silbernes Auto langsam um die Ecke einer verwaisten Straße bog und vor einem uralten Wohnhaus stehen blieb, über dessen Hauseingang zwei fauchende Fratzen, die kunstvoll in den Sandstein geschlagen waren, die Besucher willkommen hießen. Wie aufquellender Hefeteig wälzte sich Dunkelheit zwischen den spärlich gesetzten Straßenlaternen, in deren blass-gelben Lichtkegeln die Schneeflocken wie Schmetterlinge tanzten. Die junge Frau am Steuer des Wagens trug trotz der Finsternis, die sie umgab, eine Sonnenbrille. Sie zündete sich eine Zigarette an, deren Glut ihrem bleichen Gesicht einen orangefarbenen Schimmer verlieh. Sie...
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Holger Kellmeyer: FRIENDS
Ich weiß bis heute nicht Wieso wir uns verliebt hab’n Und ausgerechnet Wir beide in einander. Ich weiß bis heute nicht Wieso wir uns geliebt hab’n Und ausgerechnet Hier und nicht bei dir. Ich weiß bis heute nicht Wie du mich verführt hast Und ausgewechselt War ich danach dann sowieso Ich will’s auch gar nicht wissen Will nichts kapieren, nichts versteh’n Ich will nur immer bei dir sein. Ich will nur immer bei dir sein. Ich weiß bis heute nicht Wieso wir so verrückt war’n Uns zu verlassen Immer wieder hin und her Ich weiß bis heute nicht Wieso wir...
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Stefan Lienerth: Sascha 27
Sascha 27 Haha ich weiss nicht was ich in die blöde Beschreibung reinschreiben soll ich mag zu vieeeel xD Online Dating ist ja eigentlich nicht so mein Ding aber ich hab so wenig Zeit neben all meinen Interessen. Gin-Fanatiker! Nicht regelmäßlig lol ist ja klar aber wenn Gin dann nur Guten nicht so ein Bombay Zeug! So ein richtiger guter Gin Tonic bei dem man über Aromen und Körper sprechen kann. Aber nicht dass ich so ein Thema zum sprechen brauch weil ich bin ganz easy um mit zu reden also easy going haha. Eigentlich bin hier hier gar nicht...
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Untot in Gostenhof: (1) "Besuch am Balkon"
Durch die geöffnete Tür zum Balkon erschallte die Klingel an der Wohnungstür. Tante Mathilda stand auf und strich sich die Schürze glatt. „Nanu?“, sagte sie, „Besuch, so spät am Nachmittag? Erwartest Du noch einen Deiner Saufbrüder, Serban?“ Serban, der sich entspannt in seinem schwarzen Korbstuhl zurück gelehnt und die Beine ausgestreckt hatte, schüttelte den Kopf mit dem imposanten, weißen Haarschopf. „Nicht dass ich wüsste“, sagte er und lächelte ein spitzbübisches Lächeln. „Ach!“, rief Mathilda aus, „ich weiß, wer es ist! Es ist bestimmt der junge Mann aus dem dritten Stock, der sein Paket abholen will.“ Sie verschwand in der Küche,...
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Raphael Stratz: Wie wir uns einander passend machen
Ein einzelner Staubfussel kann viel verursachen. Gerät er in einen Rauchmelder, so schlägt dieser unter Umständen falschen Alarm, woraufhin große Fertigungshallen geräumt werden müssen, die Produktion für etwa zwanzig Minuten zum erliegen kommt und wirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe entstehen. Außerdem können die produzierten Waren deshalb nicht rechtzeitig geliefert werden, was einen Handelskrieg mit Paraguay auslöst und letztlich zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Kanada und Dänemark führt. Ein einzelner Staubfussel könnte auch, sollte er nicht ordnungsgemäß entfernt worden sein, in einem Operationssaal landen. Dort gelangt er an das Besteck der zuständigen Ärztin und verbleibt schließlich im Körper des zu operierenden. Da der...
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Felix Benjamin: Reise ins Licht
Du bist noch ein Kind und liegst in deinem Bett. Deine Mama kommt zur Tür rein und sagt zu dir, dass du jetzt endlich das Licht ausmachen sollst. Du fragst, ob sie dann das Licht im Flur anlassen kann, weil du sonst Angst hast. Sie sagt zu dir, dass das nur Stromverschwendung wäre, wünscht dir eine gute Nacht und macht die Tür hinter sich zu. Du rufst sie nochmal zurück. Du fragst, was sein wird, wenn du mal gestorben bist. Was da dann sein wird, wenn du nicht mehr lebst. Deine Mama sagt zu dir, dass da einfach nichts sein...
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