Şafak Sarıçiçek: kabum ! dank den verseuchten fledertieren

meiner stadt bist du ach so fern
tentakelfinger deiner krakensonne

zerschuppend sterben pangoline dort schaufeln wege neue wochen
vögel pfeifen den morgen auf meine keloidnarbe
endlose würfel aus altaigesang und keiner weiß wohin o! affenmonat
grinsender jurtengott zwei kinder zürnen deiner gunst
nicht codes schlürfen aber bots transzendieren.

mensch, stacheln der lüfte, bleibt aus
es grüßt ein spaziergang herrenlose hünde.
diese hasen schlagen haken nicht
der mond schlägt nun haken für sie
aber milch leuchtet auf zum roten stern

alle brocken pulverisiert, ein weites vergeben
und ein geisterbaum schraubt lunten aus licht
alte meister behängt mit satin neu, o quantenflirren !
ich bau haus um haus aus meiner ahnensprache.

eine mulde gibt es wo wir liegen können nackt wie sand
dein aug und mein aug ein steter überfall bis schmelze die farben
nähen eine taiga aus parabeln, streamen all unsre folgen mit einem nicken
gebet ewiger stromzufuhr, werden eingehen in suppen aus kristall
ruf permanente revolte! alle himmelskörper infiltrieren den feind
die nacht trinkt pyromanisch und der morgen ist ein mutiger kossak
orte wirds geben, wo affen und tiger ringen
es wird orte geben ja es wird

Eve Massacre: Zombieträume

Es ist sonnig, die Luft ist zäh wie die Zeit, fast geronnen. Es treibt mich. Was, bleibt ungenau, aber die Angst sitzt im Magen. Unförmige Hände, glibbrig, glitschig, wabernde Haut, überall Körper, versuchen zu fassen, drängen, gleiten ab, gleiten ab, gleiten ab. Ich schiebe mich durch, dränge, renne, laufe, gehe, spaziere durch den Sommertag, die Straße liegt wieder leer vor mir. Häuser ohne Eingänge, Fenster wie gezeichnet. Ich erinnere mich selten an Träume, aber wenn, dann waren es in den letzten Jahren fast immer welche mit Zombies. Langsamen Zombies, wie es sich gehört. So auch dieser vor ein paar Tagen. Ich wache auf, es ist noch dunkel, die Furcht aus dem Traum hängt in den Schatten, aber ich weiß ja, im Haus bin ich sicher. Ich geh pinkeln, nur halb wach, bin so müde, will nicht ganz aufwachen, aber weiß, wenn ich jetzt weiterschlafe sinke ich wieder in diesen Traum. My private Elm Street. Ich schlafe wieder ein, träume den Traum weiter, und wache endlich erschöpft auf. Der Traum hängt den ganzen Tag in den Falten der Luft, immer nur einen Windhauch entfernt. Den ganzen verdammten sonnigen Tag, der so zeitlos verstreicht wie der vorherige. Corona hat neue Zeitempfinden geschaffen. Für die Daheimbleibenden ticken die Uhren anders als für die da draußen.

Ich muss an It Follows denken, einen hervorragenden Zombiefilm ohne Zombies. Er trifft den Zeitgeist indem er in einem seltsamen Zeitvakuum schwebend verharrt. Zombiefilm, weil es darin um untote Figuren geht, die dich verfolgen. Langsam, aber unausweichlich verfolgen. Du hast immer genug Zeit, wegzurennen, aber sie verschwinden nicht. Außer du hast Sex mit jemandem, dann überträgst du sie, wie eine Infektion, auf diese Person. Der Film spielt in einer zeitlosen Zeit, es gibt schwarzweiß Fernsehen, aber auch E-Reader, er legt sich auf kein wann fest. Diese ungewisse Zeit, ein Fehlen der Zukunft, eine Geschichtsenthobenheit, eine Gleichzeitigkeit aller Zeiten, ein hektisches Verharren, so wird unsere Ära gern beschrieben. In einem Faststillstand kurz vorm Weltuntergang gefangen. Wir sind nicht vor einer Zukunft und wir sind nicht nach etwas, wir sind jetzt, für mehr fehlt uns die Luft und wir fühlen uns, als wären wir auf Dauer damit beschäftigt, gegen die verdammten Zombies ankämpfen zu müssen, bevor wir ernsthaft eine Zukunft angehen können. Selbst die Zombiegeschichten selbst sind ihrer Geschichte enthoben, die, wie mich erst kürzlich ein Freund erinnerte, ja ihre Wurzeln in einer kolonialen Historie von haitiianischen Sklavenaufständen und Voodoo haben. Unter den heutigen sind die meisten der bekanntesten aber, von Walking Dead über Zombieland bis World War Z, auf einen pandemischen Gehalt reduziert, vielleicht noch mit ein bisschen Angst vor Überbevölkerung gespickt.

Zombies nicht nur in meinen Träumen, sondern auch als Hype der Stunde, mal wieder. Als Bild liegt das nahe, und wer kann, verschanzt sich drinnen vor dem Rest der Menschheit, der zum Fremden, zum unverstehbaren feindlichen Element geworden ist. Gerade als meine Selbstquarantäne wegen Corona anfing, habe ich einen Vortrag überarbeitet, in dem ich mich gegen Sicherheit ausspreche, angesichts einer Politik, die zunehmend unreguliertes öffentliches Leben als Bedrohung denkt, und prompt kommt die Pandemie, in der die Anwesenheit von vielen Menschen im öffentlichen Raum fast nur noch als potenzielle Gefahr gedacht werden kann. Danke auch.

Zombies also. Simon Pegg und Nick Frost haben einen kurzen Clip mit Corona-Tipps gedreht, in dem sie Shaun of the Dead wiederaufleben lassen. Es gibt jetzt schon einen Film namens Corona Zombies. Es gibt ein Meme, das eine sonst vielbefahrene Straße in Atlanta zeigt, die wegen der Corona-Ausgangssperre menschenleer ist, und daneben ein Bild derselben leeren Straße aus einer Szene in The Walking Dead. Ein anderes Bild, das zum Meme wurde, zeigt schreiende Protestierende in Ohio, die an eine geschlossene Glaseingangstür drängen und fordern, dass die Geschäfte wieder aufmachen. Eine Frau mit USA Flagge, ein Mann mit Trump-Käppi, ein Mensch mit Anonymous-Maske im Hintergrund, es wirkt wie eine Szene aus einem Romero-Film, und das Bild wurde schon mit allen möglichen kommentierenden Titeln wie “28 Business Days Later” oder “Dawn of the Braindead” gepostet.

Ach ja, eher Zufall, aber auch Zufälle gehören zur Hypebildung: Das Video zum Cranberries-Hit “Zombies” erreichte vor ein paar Tagen eine Billion Views auf Youtube. Daniel W. Drezner schreibt auf Foreign Policy darüber, wie uns Zombieapokalypse-Filme auf die Pandemie vorbereitet haben: Sie beschreiben meist den hohen Grad von Hilflosigkeit von nationalen Regierungen und Bürokratien angesichts einer internationalen Katastrophe. Er verweist aber auch auf die Lücke, die Zombiefilme haben: Sie zeigen nie lange die Übergangszeit, den Zusammenbruch der Gesellschaft, sondern immer bald kleine Gruppen übriggebliebener Menschen, die den anderen Menschen zum Wolf geworden sind. Da stimme ich ihm zu: Die Solidaritäten, die sich derzeit bilden, die kreativen Seebrücken-Demos, die Masken-Nähenden, die Menschen, die nicht müde werden, darauf hinzuweisen, dass die sogenannten systemrelevanten Berufe viel zu schlecht bezahlt sind, und die nach mehr sozialer Hilfe für alle rufen – sie tauchen in den modernen Zombiegeschichten nicht auf.

Laurie Penny schreibt auf Wired über das Gegenteil wie Drezner, nämlich darüber, auf was uns die ganzen Zombieapokalypse-Filme nicht vorbereitet haben. In ihnen sind Menschen immer abgeschnitten vom Rest der Welt, die Fernseher, Computer, die Nachrichten erlöschen nach und nach. So auch in Tim Maughans Science Fiction Infinite Detail vom letzten Jahr, in dem er durchspielt, was gesellschaftlich passiert, wenn es plötzlich kein Internet mehr gäbe. Menschen sind komplett auf Kontakte in ihrer lokalen Umgebung zurückgeworfen. Er hat sich schon auf Twitter beschwert, dass jetzt das Gegenteil eingetreten ist: Wir sind in unserer lokalen Umgebung physisch isoliert, aber das Internet erhält unsere soziale Verbundenheit aufrecht, Webcams sind ausverkauft und das Netz glüht vor Videokonferenzen und Livestreams, und versorgt uns mit Nachrichten von überall her, Onlineproteste und -diskussionen organisieren sich. Wir bekommen alles mit, können alle Facetten der Ereignisse mit Menschen aus aller Welt diskutieren.

Eins meiner ersten Auffangnetze in der Selbstquarantäne war ein Slack, das ein britischer Twitterbekannter aufgemacht hat, der in Barcelona in kompletter Ausgangssperre daheim saß, und in dem sich vor allem Menschen aus den verschiedensten Ecken Europas trafen, die sich zum Großteil nicht kannten, und sich ihren Alltag erzählten, sich emotionalen Support holen konnten, sich Film- und Musiktipps gaben, von Projekten erzählten, an denen sie gerade arbeiten und natürliche alle möglichen News und Einschätzungen und Politikdiskussionen zu Corona. Eine kleine Wahlfamilie für eine Weile, für mich sehr tröstend in ihrer Internationalität. Ich liebte sie schon immer, meine Internet-Zufallsfamilien.

Aber zurück zu meinen Zombieträumen. Sie würden sich nicht als Filme eignen, weil viel zu wenig passiert. Der eigentliche Horror liegt in der dauernden Angespanntheit und Wachsamkeit, zu der sie mich zwingen. Wie ein Hai, der ständig in Bewegung bleiben muss, weil er sonst erstickt. Ich mag Zombiefilme. Theoretisch. Praktisch kommen sie mir inzwischen manchmal zu nah, seit mir die Welt immer mehr aus den Fugen zu geraten scheint, ich mich bei aller Aktivität oft ohnmächtig fühle. Private Ohnmacht, weil große Teile meiner Tätigkeit und Möglichkeiten erst wegen einer Brandstiftung für Monate lahmgelegt wurden, und jetzt durch die Pandemie. Politische Ohnmacht, angesichts nicht verödender frauenfeindlicher und heteronormativer Strukturen, menschenverachtender Flüchtlings- oder HartzIV-Politik, aber auch Ohnmacht angesichts von Menschen, die in Verschwörungstheorien oder weirde Ideologien hineinrutschen, und nicht mehr durch Worte zu erreichen sind. Worte, für die ich auch nicht mehr so oft die Geduld aufbringe. Vielleicht auch deswegen Zombieträume: Wegen einer Gesellschaft, die dir scheint, als gäbe es in ihr immer mehr Menschen, die du nicht mehr erreichen kannst, die keine solidarische soziale Basis mit dir teilen. Oder ganz ins abstrakt Psychologische gehend: Vielleicht auch einfach Angst, dass Menschen, die dir etwas bedeuten, zu Fremden werden könnten. Ein Leben führen, das so anders ist, mit Zielen und Träumen, die sich so weit von deinen entfernen, dass wir einander Zombies werden. Eine der anderen, einer dem anderen. Wir müssten einander die Hirne nicht nur aus den Schädeln zerren, um einander zu verstehen, wir müssten sie fressen. Dantons Untod. Einander fremd werden zu können, hat mir schon immer mehr Angst gemacht als Fremde.

Das Gefühl des unausweichlich kommenden Horrors, den ich nur hinauszögern, aber nicht abwenden kann, den mein Zombietraum hinterließ, begleitete mich einen ganzen Tag lang in leisen Echos. Nicht dauernd präsent, eher wie Wellen, die sich zurückziehen und manchmal dann doch wieder so weit den Strand hochschwappen, dass sie dir um die Knöchel spielen. Bis in den späten Nachmittag hinein spürte ich immer mal wieder eine leise Furcht vor dem nächsten Schlaf, in dem ich wieder zurück in diese Welt geraten könnte. Je näher das Einschlafen rückte, desto ruhiger wurde ich aber und spürte ganz antiklimaktisch: heute wird keine dieser Nächte sein. Heute kriegen sie mich nicht.

Philip Saß: Traum

Ich stand, wie Menschen meistens stehn, doch sah nichts:
Das war mir neu (man kann ja häufig sehn,
wie alle Dinge rundherum geschehn).
Nur, wenn mein Blick nicht täuschte, dann geschah nichts.

Da stand ich nun und sah nicht viel, na ja: nichts.
Das soll, wer das verstehen kann, verstehn!
Ich sorgte mich schon um mein Wohlergehn,
und rang und sprang und sang la la la la: nichts!

Ich stand – das sagte ich schon oben einmal –
und wusste keinen Rat, weil nichts geschah.
ich stand und stand und war den Tränen nah.

Ich stand und nahm mir hilflos vor: Ich wein mal,
obwohl ich das im Grunde gar nicht mag.
Ich weinte. Und ich wachte auf. Und lag.

Robert Segel: Der Abendwind

Der Abendwind hat viele Stimmen.
Ein Röcheln,
ein Flüstern,
ein Flehen,
ein Drohen,
ein Rufen,
ein Schreien.

Schlaflos auf dem Bett, über dem aufgeworfenen Laken, darunter du, mein Gesicht begraben in den Händen.
Der Abendwind und seine vielen Stimmen, mit mir, aber gegen meinen Schlaf.
Auch gegen deinen Schlaf, doch nun: deine Stärke stärker.
Meistens, wenn er mich besucht: meine Schwäche stärker, so auch heute.
Der Abendwind, ohne Einladung und doch bei mir, bei dir.
Ohne Vorankündigung, ohne Anklopfen und doch bei uns.

Unser Haus in der Dunkelheit, in der Einsamkeit, ich als einziges Lebenszeichen an diesem Ort – doch: kein Leben, keine Zeichen, keine Lebenszeichen für ihn, nicht in dieser Nacht.
Kein Schlaf möglich, der so etwas erschaffen könnte.
Unser Haus in der Dunkelheit, ich in der Einsamkeit, du in der Sicherheit, zwei von dreien umgeben von Wind.
Die Stimmen des Abendwindes.

So zahlreich, so kalt, so bedrängend. Stimmen.
So alleingelassene Ohren, so alleingelassene Fingerspitzen, ohne Unterstützung anderer Sinne,
die Augen in Händen.

Ein Röcheln,
ein Flüstern,
ein Flehen,
ein Drohen,
ein Rufen,
ein Schreien.

Das Bett leer und aufgewühlt, auf meiner Seite, die letzte Wärme hinfort ins ferne Exil.
Meine Fingerspitzen an der Stelle, an der noch Wärme, an einem Teil von dir,
an dem Teil von dir.
Hellhörige Fingerspitzen.
Noch immer verborgene Augen, genau wie dein Rest.
Der Rest, den ich ansprechen kann.

Hörst du mich?
Hörst du ihn?“

Meine Fragen unbeantwortet.
Kein Rest, kein ansprechbarer Rest.
Meine Fingerspitzen zurück in die Kälte, zu einem Teil von mir,
auffindbar, selbst mit vergrabenen Augen.

Hörst du ihn?“

Unter meinen Füßen nun der Untergrund.
Nackte Haut auf abgelaufener Baumwolle.
Die Augen nun aus den Händen,
offen, wachsam,
vor dem vorhanglosen Fenster,
damals: deine Schwäche stärker.
Und hinter dem gesprungenem Glas, kraftvoll, unsichtbar, unüberhörbar

Wie kannst du nur schlafen?“,

Abendwind, der Abendwind, die Stimmen des Abendwindes.

Deren Wunsch so nah.
Deren Wunsch schon immer ein Befehl.

Das Fenster offen und störrisch, kurzzeitig lauter noch als alle Stimmen, die Nacht nun innen.
Die Dunkelheit als Wärmeräuber, als Windgastgeber, als Stimmenbringer.
Der Abendwind auf meinen Fingerspitzen, eine willkommene Kühle.
Der Abendwind um meine Ohren, eine willkommene Hitze.
Doch: das Fenster nicht groß genug für ein Röcheln,
ein Flüstern,
ein Flehen,
ein Drohen,
ein Rufen,
ein Schreien.

Heiße Ohren in ausgekühlten Händen, keine Ruhe.
Aber ich, umschmeichelt vom Abendwind, seinen Stimmen, und er von mir.
Die Fingerspitzen also am Türknauf,
nackte Haut also auf feuchtem Gras,
nutzlose Augen also unter sternenlosem Himmel,
ruhelose Ohren also inmitten des Abendwindes.
Ich kann ihn besser hören.
Und es gefällt mir nicht, was er sagt.
Wie er es sagt.
Warum er es sagt.
Unser Haus in der Dunkelheit, ich in der Einsamkeit.
Der Abendwind keine gewollte Begleitung – der Abendwind kein Leben, kein Zeichen, kein Lebenszeichen für mich, nicht in dieser Nacht.
Mr McCarthys alte Worte:

Wo keine Menschen leben können, ergeht es den Göttern nicht besser.“

Deshalb die Flucht. Deshalb ihr Exil.
Deshalb ich noch hier.

Nackte Haut noch immer auf feuchtem Gras,
nun in richtigfalscher Richtung,
die Fingerspitzen erneut am Türknauf.
Ich nun innen.
Er außen – es gefällt mir nicht, was er sagt, wie er es sagt, warum er es sagt.

Also zurück im Raum, einst Hort unerschöpflichen Schlafes.
Das Bett leer und aufgewühlt, auf meiner Seite, die Wärme hinfort. Ins Exil?
Meine Fingerspitzen an der Stelle, an der noch Wärme, vor wenigen Augenblicken
oder Nächten,
an einem Teil von dir,
schließlich,
wie vorherbestimmt,
an dem Teil von dir.
Dort, damals: meine Stärke stärker.

Und nun – unklar, wo die Decke.
Die letzte Wärme: wohin?,
bereits auf jeder Seite, ins Exil.

Wie kannst du nur?“

Ich zurück in der Kälte.

Hörst du mich?“

Augen verborgen, ohne Hilfe der Hände,
um den Abendwind, um seine Stimmen zu verstehen.
Besser.
Endlich.
Endlich Schlaf.
Dieser verdient.

Der endliche Schlaf schließlich verdient.

Where men can’t live gods fare no better.”
(Cormac McCarthy)

Matt S. Bakausky: Aus dem Traum erwachen

Schreibe niemals über Träume, hat er geschrieben. Mein Idol. Träume interessieren niemanden. Das schlimmste was du machen kannst ist eine Geschichte zu schreiben, die mit „Und dann wachte ich auf“ endet.

Das las ich in seinem neuen Buch über das Leben als Schriftsteller und das Schreiben.

Auf dem Weg zur Arbeit. Die Straßenbahn hielt, es waren wenige Autos unterwegs. Es gab wohl einen Unfall. Ich traf auf alle meine Freunde und unterhielt mich mit ihnen, darüber dass heute irgendwie wenig los wäre. Sie waren alle sehr nett zu mir und gut gelaunt. Arbeit fiel heute aus. Ich mache mich auf den Weg zurück. Treffe einen guten Freund, der zufällig mein Lieblingsessen dabei hat. Ich esse während ich weiter laufe. In einem Bürogebäude wundere ich mich, ob hier überhaupt alles stimmt. Draußen am Fenster fliegen meine Lieblingsbands vorbei und spielen ihre Hits.

Die Frau von der Zentrale ist bei mir. Ich realisiere, dass etwas überhaupt nicht stimmt und frage sie ob ich gestorben bin. Sie sagt: „Du bist nicht tot, du warst zu gut für diese Welt.“ Sie fragt mich, ob ich bereit wäre zu gehen. Ich sage ihr, dass ich gerne mehr Erfolg bei den Frauen gehabt hätte. Sie antwortet, dass das alles ändert und beginnt zu telefonieren. Ich verstehe, dass das bedeutet, dass ich wieder zurück gehe. Ich ändere meine Meinung und teile es ihr mit. Ich verlasse den erdlichen Raum, die menschliche Form, es existiert nur noch ein Energiefeld. Ein See aus Liebe, wie in der Gebärmutter. Ich erinnere mich an einen Freund von mir. Will zurück, um ihn zu sehen.

Und dann wachte ich auf.

Überströmt mit Liebe liege ich um 3:30 Uhr früh im Bett. Mein Herz wird offen sein für ein paar Tage, dann wird es sich langsam wieder schließen. Mir ist klar was ich suche und wohin die Reise geht.

Felix Benjamin: Traum

„Angebot und Nachfrage, Angebot und Nachfrage“ murmle ich nervös vor mich hin, als der Wirtschaftslehrer das Klassenzimmer betritt. Doch ich habe Glück: Ich werde nicht abgefragt, sondern wir machen Klassenfahrt. In der Jugendherberge teile ich mir ein Zimmer mit Linus Volkmann und nenne ihn Wenzel. 

Wir sitzen auf dem Sofa, trinken Bier und rauchen. Wenzel unterhält sich mit Arne Zank, der uns gegenübersitzt. „Das ist ja Arne Zank!“, denke ich aufgeregt, will mich aber nicht als nerviger Fan zu erkennen geben und rauche still vor mich hin.

Auf einmal sind da aber auch alle anderen Tocos und da muss ich dann doch mal aufstehen und hingehen. Ihre Managerin lässt mich nicht zu ihnen durch und sagt, dass die jetzt leider keine Zeit haben, weil sie professionelle Pressefotos machen müssen. Sie sind alle ganz in schwarz gekleidet.

Jan Müller steht hinter der Managerin und nickt mir freundlich zu.

Benjamin Weissinger: Pflaumen

Musikalienhandel, später Nachmittag kurz vor Ladenschluss

„Guten Tag!“
„Guten Tag! Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Och… ich schau mich erstmal ein bisschen um“
„Gerne 🙂 wir schließen zwar um 18 Uhr, aber ein paar Minuten haben sie ja noch 🙂 „
„Oh. Dann…komme ich doch lieber gleich zur Sache. Schauen Sie mal hier, was ich in meiner Tasche habe“
„…was ist das? Pflaumen!?“
„Eine Dose eingelegte Pflaumen. Sie fragen sich jetzt sicher, was ich damit in einem Musikladen möchte.“
„Ja, da bin ich gespannt.“
„Und zwar würde ich da 50 Euro für haben wollen. Aber wir können auch noch handeln.“
„Ich glaube ich verstehe nicht. Also wir…. „
„45!“
„Nein, also wir kaufen hier generell nichts an. Also noch nicht mal Instrumente oder Noten. Aber Konserven garnicht.“
„[wird ernst]…na gut, 40.“
„Ehm…es tut mir wirklich leid, aber ich kaufe ihnen diese Dose Pflaumen definitiv nicht ab!“
„… und das ist ihr letztes Wort?!“
„Ja, leider. Wir schließen jetzt auch.“
„[guckt auf die Uhr]…wir haben 17:57…drei Minuten habe ich noch“
„Das ist richtig, aber wenn sie…“
„Schauen sie mal. Ich öffne die Dose mit einem Dosenöffner, den ich dabei habe“
„Nein, bitte…“
„Warten sie es ab!“
„Hier drinnen bitte nicht essen.“
„Da, jetzt ist sie auf. Haben sie eine Tuba?“
„Tuba?! Großer Gott, bitte nicht. Jetzt weiß ich, wer sie sind. Wir dachten auf der Berufsschule immer, sie seien eine urban legend. Aber es gibt sie wirklich.“
„Hihihi. Und da hinten sehe ich auch schon die wunderschöne Tuba. Sie hätten mir die Dose abkaufen können, aber jetzt wird die Tuba mit leckeren Pflaumen gefüllt.“
„[rennt um die Pflaumenperson herum und stellt sich schützend vor die Tuba] Nein, das dürfen sie nicht!!!! Ich rufe die Polizei!!!“
„Das können sie gerne machen. Aber die Pflaumen kommen in die Tuba [setzt zum Wurf an]“

„Aaaaaaaaah“
„Oh Gott, Schatz, was ist los?!“
„Scheiße. Ich hatte wieder den Traum mit der Tuba und dem Kunden mit den Pflaumen“
„Hä. Das ist doch erst heute abend passiert. Wieso hast du denn dann schon mehrmals davon geträumt“
„Ich hab heute Nacht schon mehrmals das gleiche geträumt, die ersten Male hast du nicht mitbekommen.“
„Hach Mensch. War es denn so schlimm?“
„Es war diese Hilflosigkeit. Ich konnte nichts machen, stürzte ihm noch entgegen. Aber er muss eine unglaubliche Übung im Werfen von Pflaumendosen in Tubas haben. Voll rein.“
„Das ist nicht deine Schuld. Du konntest nichts machen.“
„Doch. Ich hätte mich sofort an die Geschichten über den Verrückten erinnern können, als er mit der Pflaumendose anfing. Aber erst als er Tuba sagte, klingelte es.“
„Ja, aber was hättest du machen können. Ihn angreifen und sie ihm abnehmen? Wer weiß, wie gefährlich der ist.“
„Ja, aber trotzdem…“
„Vergiss die Sache jetzt. Du weißt doch, der letzte Kunde ist immer der schlimmste. Morgen wird bestimmt ein ruhiger Tag. Und jetzt schlaf weiter.“
„Ich kann das Geräusch nicht vergessen. Dieses Scheppern von Metall auf Metall und dann dieses Glottergeräusch der raussuppenden eingelegten Pflaumen. Und wie er dann zu spielen begann, als wäre nichts geschehen.“
„Er hat auf der Tuba mit den Pflaumen drin gespielt?!?“
„Nein, auf einer unser Violinen. Die Havanaise. Recht gut sogar.“
„Und wann hast du ihn dann endlich rausgeschmissen?!“
„Gar nicht. Mir wurde alles zuviel, hab einfach den Laden hinter ihm abgeschlossen und bin nach Hause gerannt.“
„Er ist noch im Laden?????“
„Nein, er hat mit einer Pauke die Schaufensterscheibe eingeworfen und ist mir wie ein Irrer hinterher…“
„Oh Gott, und dann? Hast du ihn abgehängt?“
„Ja, er war ziemlich schlecht zu Fuß“
„Gott sei Dank. Was für ein scheiß Albtraum.“
„Und das alles morgen dem Chef erklären. Aber es hilft alles nichts, ich versuch noch ein paar Stündchen zu schlafen“
„Ja, genau, mach das. Ich mach uns mal ein bisschen das Fenster auf Kipp, frische Luft tut immer gut.“
(Von unten von der Straße hört man leise die Havanaise)

Untot in Gostenhof: (5) Kindervergrämer

»Du musst auch einmal raus aus deinem Kellerverlies«, sagte Tante Mathilda nachdrücklich. Großonkel Vladimir, dem dieser Ratschlag galt, knurrte einen vergeblichen Protest.

»Ich sehe keine Veranlassung dazu, irgendwohin zu gehen …«, schimpfte er.

Doch Mathilda schob ihn mit sanfter Gewalt auf den Beifahrersitz von Idas silbernen Auto, während Ida sich ans Steuer setzte. Im hellen Licht des Tages tanzten Milliarden Staubkörnchen um Vladimirs kahlen Schädel. Sein Gesicht hatte eine wachsgelbe Farbe und sein Anzug war über und über bedeckt mit Spinnweben und Staubflusen. 

»Wenn Mathilda sich etwas in den Kopf gesetzt hat, ist Widerstand zwecklos, Vladimir, das solltest du am besten wissen«, sagte Ida und zündete sich eine Zigarette an. »Wir machen jetzt zusammen eine kleine Einkaufstour für Onkel Serban, trinken noch ein Bierchen in einem Café und schon sind wir wieder zu Hause.« 

»Kauf nicht zu viele von diesen Dingern, mein Schatz«, sagte Mathilda flehentlich. »Du weißt, dass dein Onkel Serban dazu neigt, maßlos zu übertreiben, insbesondere, wenn er die ganze Nacht durch Schnaps getrunken hat.« 

»Verlass dich auf mich, Tante!« Ida startete den Motor und fuhr los. 

»Wie … krchkchkch«, begann Vladimir, doch seine Worte blieben in einem heiseren Husten stecken, das klang, als kratzten eiserne Sohlen über Kopfsteinpflaster. »Wie kommt der kleine Serban darauf«, fuhr er mühsam fort, als er wieder ein wenig mehr Luft bekam, »sich einen Vorrat dieser idiotischen … Kchkchkchrrch …« 

»Du scheinst wirklich ein bisschen frische Luft brauchen zu können«, sagte Ida, »Der Schimmel im Keller ist auf Dauer nicht gesund …« 

»Unsinn!« maulte Vladimir und kurbelte das Fenster herunter. »Dieser Serban – wie kommt er nur immer auf diese Schnapsideen?« 

Ida seufzte, warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel und riss das Steuer hart nach links, so dass das Auto mit quietschenden Reifen um eine Ecke schlitterte. Hinter ihnen blökte ein Rudel wütender Hupen. 

»Serban hat doch diese Spekulationsmaschine erfunden«, erklärte Ida. »Der Koffer aus rotem Leder im Gästezimmer, mit den schwarzen Beschlägen, fast so groß wie ein Schrank und drei mal so schwer.« 

»Stimmt – den habe ich schon mal gesehen. Habe mir überlegt, wer wohl da drin wohnt.« 

»Niemand wohnt da drin. Es ist ein komplizierter Mechanismus. Auf der einen Seite befindet sich eine Klappe, wenn man einen Gegenstand über Nacht hinein stellt und am anderen Morgen wieder heraus holt, kann man erkennen, ob der Gegenstand in nächster Zukunft an Wert gewinnt oder verliert: Ist der Gegenstand größer – wird er teurer, und umgekehrt. Die Maschine ist Serbans Meisterwerk!« 

»Dieser Narr«, meckerte Vladimir, während Ida den Wagen parkte und sich eine weitere Zigarette ansteckte. 

»Ich bin sofort wieder da, o.k.? Verhalte dich unauffällig!« sagte sie und tätschelte liebevoll Vladimirs mageres Knie.

Eine Staubwolke stieg auf. Ida schnappte sich ihre Handtasche und entfernte sich entschlossenen Schritts in Richtung der nächsten Querstraße. Als sie eine knappe Viertelstunde später aus einem Ramsch- und Allerlei-Geschäft trat, trug sie einen großen braunen Pappkarton, in dem sich schwarze Vögel türmten – Plastik-Raben, die als Taubenvergrämer dienten. Ida hatte alle Vogel-Imitate, die im Laden vorrätig gewesen waren, aufgekauft, da Serbans Maschine in der nächsten Balkon-Saison ein großes Geschäft prognostizierte. Als sie um die Ecke bog, sah sie schon von Weitem eine Gruppe Jugendlicher neben ihrem Auto stehen. Sie schienen sich um das Beifahrerfenster zu drängen. 

Plötzlich begannen die jungen Leute zu schreien, das schrille Kreischen der beiden Mädchen hob sich deutlich von dem übrigen Gebrüll ab. Unmittelbar danach begannen die Jugendlichen zu rennen. Als ob der Leibhaftige persönlich hinter ihnen her wäre, hetzten sie den Bürgersteig herunter in Idas Richtung. 

»Nichts wie weg!« brüllte der Junge, der an der Spitze rannte. Fast wäre er mit Ida und der überquellenden Kiste zusammengestoßen.

Er bemerkte sie im letzten Moment und prallte mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen zurück. Der Anblick der bleichen Frau mit der großen dunklen Brille im Gesicht, die einen Berg schwarzen Vögel vor sich her schleppte, gab der Schar den Rest – in heillosem Schrecken stoben die Jugendlichen auseinander und waren im Handumdrehen in irgendwelchen Nebengassen verschwunden. 

»Was ist passiert?« fragte Ida, als sie beim Wagen angekommen war, Vladimir, der seelenruhig auf seinem Platz saß. Die Scheibe der Beifahrertür war herunter gekurbelt und Vladimir steckte seinen Ellenbogen ganz lässig aus dem Fenster. 

»Nichts.« 

»Irgendetwas muss passiert sein! Diese Kinder sind davon gerannt, als gälte es ihr Leben!« 

»Ich bin wohl eingeschlafen. Die Hitze ist heute auch drückend wie der Bleideckel auf einem Sarg. Auf einmal hörte ich Stimmen neben meinem Ohr, aber ich dachte, sie gehörten in meinen Traum. ›Hey, guck mal, da sitzt ein Toter‹, sagte jemand. – ›Quatsch, da schläft einer!‹ sagte eine zweite Stimme. ›Schau dir das mal an! Der Anzug total verstaubt, das Gesicht ist ganz gelb und die Augen stehen halb offen – das ist eine Schaufensterpuppe.‹« 

»Hast du wieder mit offenen Augen geschlafen?« sagte Ida in einem vorwurfsvollen Tonfall. 

»Kann sein«, erwiderte Vladimir unwirsch, »aber das geht wohl niemanden etwas an!« 

»Was geschah dann?« 

»Zwei oder drei sagten: ›Total cool! Eine Schaufensterpuppe im Auto!‹ und ein anderer meinte: ›Wisst ihr was? Der drücke ich eine Dose Bier in die Hand!‹« Vladimir verstummte und machte keine Anstalten, in seiner Erzählung fortzufahren. 

»Das war alles?« fragte Ida schließlich. 

»Ja. Dann bin ich aufgewacht und hab mir die Typen mal genauer angesehen.« 

Ida schnalzte mit der Zunge. »Das kann ich mir lebhaft vorstellen … aber sei’s drum. Unser Auftrag ist erledigt, wir können heim fahren.« 

Sie wuchtete die Kiste mit den Plastik-Raben auf den Rücksitz und nahm hinter dem Steuer Platz. »Es ist in der Tat verdammt heiß heute«, stöhnte sie. 

»Willst du einen Schluck Bier?« fragte Vladimir und streckte ihr seine dürre wachsgelbe Hand entgegen, in der er eine Dose hielt. »Ist sogar noch kalt.«


Erzähler: Carsten Striepe
Ida: Julia Gruber
Großonkel Vladimir: Arthur Roscher

Regie/Schnitt:
Lukas Münich
Titelmusik:
Andreas V. Weber



Marius Geitz: Traum

I

Die Wunde
Entzündet sich
Breitet sich aus
Wird gemein
Frisst hungriger
Brennt heißer
Wird zum Thema 
Wird zur Aufgabe
Stellt die Frage 
Ob ich mich ihr widmen sollte
Ob zuhören

Frisst sich durch Ebenen
Frisst sich in den Verstand
Ist Säure geworden
Kategorisiert sich klar

Zögert, mich komplett zu zerfressen
Obwohl das Naturell gebietet
Weil mich zerfressen
Die Grundlage raubt

Vorsichtiger Genuss
Verschwimmt mit Rausch
Letzteres gewinnt 
Und löst alles auf

II

Du sagst etwas zu mir. Etwas daher gesagtes, das nicht dazu entworfen war, tiefer vorzudringen. Es trifft mich wie ein Schlag weil es in mir etwas Ungeahntes auslöst. Die Situation erlaubt es mir aber nicht mein inneres Aufbäumen zu zeigen. Und so lasse ich alles von innen an meine Hülle branden und versuche irgendwie die Wucht abzufangen.

III

Er ist ein intensiver Mann. 

Wenn er isst, dann rammt er so lautstark seine Kiefer aufeinander als müssten sie grobe Felsbrocken zermalmen.

Wenn er an seinem Joint zieht, dann inhaliert er so tief wie es einer tut, der auf einem Berggipfel steht, demonstrativ die gute Luft einsaugt und mit einem lauten „ahhhh…“ sagen will, wie frei man sich fühlen kann.

Wenn er ablehnt, dann so bedingungslos, wie Salz, das sich so lange in das Geländer runter zum Strand frisst, bis beide aufgelöst sind.

Wenn er denkt, dann so unnachgiebig, wie wir es von der Würgeschlange kennen, die die Knochen ihres Opfers mit einem gedämpften Knacken zerbricht.

Wenn er liebt, dann so tief, wie es nicht mal die tiefsten Abgründe der Welt sein könnten.

Und wenn er schweigt, dann so gewaltig, dass selbst die Raser in ihren Höllenmaschinen aufhorchen.

IV

Des Nachts im Bett stelle mir gerne vor, wie die meisten Menschen in meiner Straße in ihren Betten liegen. Ich stelle mir vor, mit einer Wärmebildkamera auf der Straße zu stehen und lauter waagerechte und friedliche Farbflecken in den jeweiligen Stockwerken zu sehen. Ich stelle mir vor wie sie schlafen und ich bin mir sicher, dass das die schönste Zeit des Tages ist, weil das die Zeit ist, in der die Menschen noch wirklich träumen.

Andreas Lugauer: Dreifuß-Joe der Vierhänder

Wenn ich nachts nicht einschlafen kann, stelle ich mir vor, ich sei ein Schlagzeuger und säße an einem mordsgroßen Drum-Kit mit einem Haufen Tom-Toms, Stücker 30 Becken schillerndster Bauformen und freilich zwei Bassdrums für Doublebass (denn eine Doppelfußmaschine an nur einer Bassdrum klingt selbst im Halbschlaftraum saftlos). Dann spiele ich die verrücktesten und vertraktesten Takte und Fills und Loops, sauschnell und jazzprofessormäßig, so dass kein Mensch weiß, wo hinten und vorne ist. Zwischendurch prügle ich unvermittelt heftige Brutalo-Blastbeats ein, dass es den BPM-Zähler überschlägt (natürlich ein analoger, wegen der trveness), während die Temperatur spontan in nordpolare Eisgefilde absinkt und die Leute denken: »So schnell kann das doch keiner, das ist doch alles Beschiss und Computer!« Ist es aber nicht!, sondern ehrliches Hand- und Fußwerk. Ebenso unvermittelt wechsle ich dann in den 70s-Prog-Rock-Modus und öffne mit psychedelischer Polyrhythmik ein Dimensionstor bzw. eins in sonst nur erdrogbare Bewusstseinsebenen.

In der halbschlafweltlichen Fachwelt nennt man mich dann Dreifuß-Joe der Vierhänder.