Matt S. Bakausky: Filmspiele

Ein Film. Kennst du ihn schon? Oder nur den Trailer?
Es dämmert dir. Es ist einer von diesen Filmen. Einer von vor jener Zeit. Die Ereignisse von dieser Zeit oder davor trugen dazu bei, dass Verbindungen in deinem Hirn aufgebaut worden sind. Oder wie dieser scheiß Apparat auch funktioniert. Einer dieser Filme, den du höchstens bis zur Mitte gesehen hast.
Cineastische Bildungslücken.

Der Film lief auf einem Computer im Stream. Eure vier Augen davor. Bis eure vier Hände woanders hinschauten.
Der Film wird zur Tapete für die dünnen Wände.
Eine Ummantelung für das Schamgefühl.
Es kommt zur Einführung, zum Wendepunkt zum Höhepunkt und dann zum Abspann. Kurzes Kuscheln bis sie zu reden anfängt. Post-koitale Tristesse.

Irgendwann war es vorbei.
Keine halben Sachen mehr bei den bewegten Bildern, keine dualistischen erotischen Erlebnisse von da an.

Und jetzt schaust du den Film zu Ende an.
Zum ersten Mal, denn du hast ja sonst nix zu tun.
Schließt die cineastische Bildungslücke.
Kannst dich danach in den Schlaf weinen oder betrinken.

Martin Knepper: Im Delta

»Die lutschen Schuppen einzeln ausficken will ich dir, du Geilforelle« brunft der ältliche Quapp und zieht sich schwerfällig den Sack über die Eichel.

»Ja, du Glibber–Nille, Fischpenis, brunftliche Quappe! Gib mir deinen Sex!« röhrt die Hommingberger-Gepardenforelle häutig mit einem Blubber voll Poppysmata zurück, in denen tighte Drallen wippen.

Fisch–Titten, meersteif kloppige Samentaschen, die joch über alge Otzen laichen, seifig verbohrte Schwimm–Labien in einer Eier–Jauche voll salzem Geil–Odel.
Während tropfe Präputiums–Ringe sich blasicht in warme Schlick–Löcher atzen, gründelt das spermatriefende Blasmaul wollüstig in seine Backen–Schlappen.

»Ribisel mich spritz in meine milchhungrige Nache, du schanker Rogen–Papst« murmelt sie verkitzlert.

drip-drop-drip-drop-drop-drop-drop,
drip-drop-drip-drop-drop-drop-drop,
drip-drop-drip-drop-drop-drop-drop…

Opake Perlen scheißen wundermild aus der Cervix–Ritze ab, in der schon umgezählt halb–lunge Riemen–Schlacken sintern. Abgespritzte Bartfäden rüsseln bohrig über einen pintdicken Obernippel, auf zwischenriffen Keuchpolstern und in Kavernen voller fischem Geilschmand.
Die krustenvermuschelte Tidenfut bibberig gegen den samen Fischpenis gekeilt, schubert die Hommingberger-Gepardenforelle nach dem Abendspritz, doch der blasentange See–Hengst kann da nur buffen:

»Meine marine Suppe soll ich dir in den Eiersack löffeln, du zweitmeistangeklickte Korallen–Hure? Dich durchnagelte Krill–Schlampe limnisch in deinen tropfnassen Wixberg dengeln? Ich will dich vor mir schwänzeltanzen sehen, schnorchel mich aus, du linkfisches Sielmännchen… «

Keiler und keiler simst die kaltblütige Klimaxfrequenz, ihre Fotz–Flossen stacheln schon, der Quapp riemt und riemt, eine vorlaufe Fischbrühe des onanierenden Pupfischs von der dritten Strömung untermischt die Labe, die Hommingberger-Gepardenforelle und der Quapp tauchen ab in bohrem Kreisch, immer ratzinger verpilzt sich ihr gemeinsames Kloaken, «Wella! Wella!“, sprudelt sie ohne jeden Zander.

Und immer froscher nimmt er sie, verpasst den strullen Barten einen Zilpzalp, setzt da einen untermeerischen Schleimgriff, dort einen Prong voll Tuff, ganze Laken buttet er über sie, eine Tsunami flutet ihre Schwimmblase, unablässig pumpt er eiweißen Zagel–Schleim in die tauchtiefe Plankton–Spalte, der im Schnief die Kiemen keiteln.

Es ist vorbei.

Die beiden Geilfische entmannen sich ungeschlacht, grützen ihre Rochen auf und orgeln verblasen in den Cunnus.

Kuku Schrapnell: Sex

Dass man dieses ganze miteinander und sozial sein ins internet verlagern kann, ist ungefähr so streitbar wie die Frage, ob trans Frauen Frauen sind: Wenn man nicht über 50, erschreckend konservativ und/oder die Autorin einer mittelmäßigen Fantasy-Jugendbuchreihe ist, ist das keine Neuigkeit mehr. Aber geht Liebe im Internet?

Immer wenn ich eine neue grindr Nachricht bekomme und dieses zärtliche Klopfen aus meinem Handy kommt, fängt bei mir gleich dieses Kopfkino an. Ein süßer Typ und wir chatten ein bisschen hin und her. Es geht viel um Ängste und Sorgen, aber auch Möglichkeiten und Hoffnungen und witzige Absurditäten aus dem Ausnahmezustand. Nach ein paar Tagen und viel hin und her und ewigem Abwiegen treffen wir uns doch, weil wir es einfach nicht mehr aushalten. Natürlich draußen mit Abstand und doppelt verschämt und schüchtern und Mundschutz und Handschuhe und alles. Zwei Meter auseinander gehen wir am Kanal entlang und gucken uns einfach nur immer wieder an. Weil es ein sonniger Tag ist, setzen wir uns dann doch noch ans Ufer und reden ein bisschen. Dann kommt aber schon die richtige Ausgangssperre und uns bleibt nur noch Skype. Das wird zunehmend romantischer aber auch ein bisschen anzüglich.

Es fängt an mit ein bisschen Haut hier und da und einem immer aufreizenderen Hüftschwung, wenn ich “nur noch mal schnell was holen gehe. Nachdem die eh schon geöffnete Bluse das dritte mal runterrutscht, wird sie schließlich ans andere Ende des Zimmers befördert. Die restlichen Sachen folgen auch recht schnell und wir sitzen erstmal eine Weile da und gucken uns an. Dann gehts aber natürlich auch rund. Wir zeigen was wir mögen und fragen, was der andere will. In einer kleinen Werbeunterbrechung werden die Sextoys vorgestellt (mit Namen und Funktionen) und live getestet. Dabei muss jedes einzelne Spielzeug in folgenden Kategorien bestehen: Farbe, Vielseitigkeit und “Würde ich Daten, wenn es ein ganzer Mensch wäre”. Danach wird es albern, weil irgendjemand von uns beiden auf die Idee kommt, Olivenöl aus der Küche zu holen, weil sonst nichts in der Richtung da ist. In der kurzen Pause reden wir über unsere Lieblingsbratgerichte. Dann geht es aber auch nochmal zur Sache und am Ende schlafen wir beide vor dem Laptop ein.

In der Zwischenzeit bricht draußen die Wirtschaft zusammen und wir werden Teil einer im Darknet operierenden Widerstandsgruppe, die einen Anschlag auf den mittlerweile immunisierten Friedrich Merz vorbereitet, der sich zum europäischen Alleinherrscher aufgeschwungen hat. Das Attentat scheitert zwar, aber es gelingt uns trotzdem irgendwie ihn zu stürzen und alles ein bisschen besser zu machen. Drosten hat ein Heilmittel erfunden und während die Menschen wieder auf die Straße strömen und singen und tanzen und die Räterepublik ausrufen und andere süße Albernheiten, stehen er und ich auf einem Hügel, ein wenig abseits. Das erste mal sehen wir uns ohne Mundschutz und so und es kommt zum ersten Kuss, während im Hintergrund die Band anfängt zu spielen, aber die Band sind auch einfach alle und es ist nur kurz chaotisch und dann sehr schön.

Leider schreibt mir auf grindr aber immer nur der Detlef aus Markkleeberg, der schnellen Sex am liebsten outdoor sucht.