Eisenbart und Meisendraht ist das Literaturvermittlungsmagazin für geschundene Seelen. Jeden Monat wird ein neues Thema von unserem Schriftsteller*innenpool beackert und hernach in Radiowellen (Z) transformiert, in den Pod geschmissen und hier im Internet kybernetisch in den space gepresst.
Diese Seite ist gut, denn sie bietet eine einwandfreie Möglichkeit, in allen Beiträgen herumzustöbern, die im Rahmen von EB&MD veröffentlicht worden sind.
Aktuelle Themen
Neue Textbeiträge
Mareike Schildbach: Noir
Warte! Ich wollt dich noch was fragen, weil ich es sonst fast vergessen hätte. Und das ist: Meine Lehrerin hat erzählt von diesen großen Dingen, diese dunklen Löcher im Himmel. Ja, schwarzes Loch, sag ich doch. Wollt dich nur testen. Und zwar, ich wollte dich fragen, stimmt das? Gibt es die wirklich? Hast du schon mal eins gesehen? Meine Lehrerin hat gesagt, die schicken jetzt eine Kamera rein und schauen die an. Was glaubst du was da drin ist? Oha. Wer reingeht wird wie ne Spaghetti und stirbt? Ihh, das ist ja größerlich, ist das sicher? Aber was ist mit...
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Angela Aux: Club im Dunst
Der Himmel in Oberhausen war mit Wolken verhangen. Ein paar Vögel schossen über die niedrigen Häuser und verschwanden hinter den Feldern. Es war kurz vor halb vier. Sein Termin würde erst in knapp einer Stunde stattfinden und gegen seine Gewohnheit war er überpünktlich. Diese Abweichung seiner Gewohnheit konnte er sich nicht erklären und vermutete dahinter schicksalshafte Fügung. Aus irgendeinem Grund sollte er früher an der ausgemachten Adresse sein. Es würde sich zeigen warum. Er ging die Straße hinunter und wunderte sich über die seltsamen Lichtverhältnisse. Es wirkte als würde sich der Tag schon verabschieden. Nichts warf einen Schatten. Alles lag...
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Immanuel Reinschlüssel: Stundendiebe
Wir können beide nicht alleine sein, haben es versucht. Aber wir haben zu viele Messer in der Schublade, um uns etwas kochen zu können, haben zu viele Flaschen im Kühlschrank, um Musik zu hören, haben einen Föhn zu viel, um ein Bad zu nehmen und einen zu großen Berg an Tabletten angesammelt, um uns ins Bett zu legen. Doch wir können auch nicht unter Menschen, weil uns jedes Wort weh tut, wir unsere Kiefer zu jeder Silbe zwingen müssen, um am Ende doch vor dem Nichts eines Gesprächs zu stehen, das wir so schon viel zu oft geführt haben –...
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Christine Wiesel: Auflösung in der Nacht
Kontaktlos verbringen wir die Zeit Raum bleibt molekularlos Galaktische Körper schwirren umher. Blockaden im Kopf das Herz im Asphalt wird wortlos umverteilt Sprecherin: Selina Früchtl
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Lisa Neher: Life is a rollercoaster
In der Popmusik der Neuzeit werden Leben und Liebe oft mit Abenteuerspielplatz verglichen. Schon Ronan Keating wusste: „Life is a Rollercoaster you just gotta ride it.“ Oder Kimya Dawson singt: „My Rollercoaster's got the biggest ups and downs – as long as we keep moving it is unbelievable“. Sie sind allgegenwärtig, die Ups, die Downs – aber manchmal fühlt sich das ganze weniger wie eine gaudigen Achterbahn an, sondern vielmehr nach „Riding Solo“. Nach schäbigem Geräteturnen. Betrachten wir als Beispiel mal eine Wippe. Schon mal jemanden beobachtet, der einsam auf einem dieser frustrierenden, nach Zweisamkeit schreienden Pärchengeräten saß? Lächerlich, wie...
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Felix Benjamin: Filme
In der vierten Klasse dreht sich alles nur noch um den Übertritt aufs Gümminasium. Mama sagt: „Mein Kind geht nicht auf die Hauptschule!“ Was passiert, wenn ich es nicht aufs Gümminasium schaffe?! Bin ich dann nicht mehr ihr Kind?! Das frag ich mich nachts im Bett, lieg deshalb lange wach und komme in der Schule noch schlechter mit. Mama bringt mich jede Woche zur Frau Göllner. Das ist eine komische Frau, die will, dass ich meine Familienmitglieder als Tiere male und sich dazu Notizen macht. Ich gehe trotzdem gern zu ihr, weil sie einen Abreißkalender hat, wo jeden Tag ein...
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Ruben Trawally: Salat
Scheppernd flogen die Fensterläden des kleinen Nürnberger Bungalows, der Wind blies feurige Flöten, als bei dem Sturm auch noch die Familienkutsche abhob und krächzend auf Nachbars Trampolin landete. Geläufig war einem dies Getöse ja nicht, und geheuer ebensowenig. Was für ein Spektakel - zumindest aus dem Wintergarten. Am nächsten Morgen konnte sich die Nachbarschaft ein Wunder hoffen, denn sämtliche Wege waren aus Salat. Es hat in der Nacht eben gestürmt und die Kohlfelder zuerst auf den Windpark, dann in den Hühnerhof, dann übers Möhrenfeld und dann noch etwa 3 Stunden in den Kreisverkehr geweht, womit sich ein durchaus angenehm duftender...
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Tibor Baumann: Volition – brennt hinter dem Rubikon
Er sagte: „nun“ Es gibt keine Entschuldigung. Ich erinnere mich gut, plastisch. Die Sonderausgabe wog schwer, limitiert, Fadenbindung. Es ist nur ein Schritt über den Fluss ohne Wiederkehr. Wussten Sie: Es wird ein System entwickelt, um Autoren pro angefangener Seite zu bezahlen. Flatratelesen. Spannung ist die Motivation. Wie oft ein Spannungsmoment aufgebaut werden muss, wie viele Zeichen es braucht, bis der nächste Coitus Interruptus stattfinden muss, errechenbar. Dann schreibt man nur mit Ziel; Volition, klar so weit? Mir war das nicht klar. Es tut mir so leid. Ich hatte schon immer Angst, dass ich einfach so - eines Tages -...
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Anja Gmeinwieser: Die Welt
In den Killerwalen sammelt sich die Welt. Ich meine das wörtlich, alles, alles was ist auf der Erde endet letztlich im Inneren eines Killerwales. Also, wirklich alles. Sie sind „Spitzenräuber“, ganz oben in der Nahrungspyramide, in der weltweiten Fressordnung, sie fressen Fische, die kleinere Fische fressen, die kleinere Fische fressen, die kleinere Fische fressen, die kleinere Fische fressen, die kleinere Fische fressen, die kleinere Fische fressen, die kleinere Fische fressen, die kleinere Fische fressen, die kleinere Fische fressen, die kleinere Fische fressen, die kleinere Fische fressen, die kleinere Fische fressen, die Plankton und/oder Pflanzen fressen. Und wahrscheinlich fressen die Killerwale...
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Frau Lärm: Ihr sagt
Ihr sagt, das ist doch ganz einfach. Die schaffen es nicht, weil sie persönliche Probleme haben. Da muss man einfach an sich arbeiten. Alle haben schließlich die gleichen Chancen. Die Plattformen sind da. Die versuchen es nur nicht genug, haben kein Herzblut investiert. Es wäre schön, wenn das selbstverständlich wäre und wir darüber nicht reden müssten. Ihr sagt das, weil euch nie Steine in den Weg gelegt worden sind, weil ihr alle Privilegien, alle Unterstützung und alle Macht habt, diese zu behalten. Weil ihr nicht in andere Schuhe schlüpfen könnt. Oder warum?
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Gerwin Weinknoth: Spießdeutsche Pretiosen V – Der Kloß
Oh, güldengelbe Seele vom Potack, aus Bulwens Leib geborenes Gezier, von Erdenäpfeln bestgeratner Erb, Die Götter lachten und es strahlte schier der Himmel, als Bramburo dich gebar. Schneeweiß liegst du auf unsern Tellern hier wie Alabaster oder Marmor gleich. Oh, feisteste der Speisen, sieh dich an! Gibt es ein Ding auf Koches weiter Flur, das Rundungen so reizvoll hat wie du? Wie Meißners Porzellan, so schön und pur liegst du wie Aphrodite in der Schal. Noch nicht wie sie, oh unschenante Hur, gehst schwanger du, mit Brot in deinem Leib. Wir blicken deine Rundung an und nur der Anstand hält...
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Gerwin Weinknoth: Spießdeutsche Pretiosen I – Lied an die Leimfliegenfalle
Du Todesleimgespinst, wie filigran, hängst du doch an der Küchendecke dran. Als Pendel des Verderbens und der Qual, dem flatternden Gefleuche ein Fanal, drehst Du Dich in des Fensters engen Spalts und wer Dich kennt, der weiß: schon bald verhallt's, der freudig schwirrend Mücken heitres Spiel. Den argen Kleister intressiert nicht viel, nicht Fliege oder Wespe oder Gnu, ein Jedes führt er seinem Schöpfer zu bis eine Fibonacci-Locke hängt, ganz dicht an dicht mit Opfern vollgedrängt. Vereinzelt zucken Beine von Getier. Vivat! Oh Klebedings, wir danken Dir!
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Andii Weber: Frühlingssonntag an der Wertach
Jamie, Jamie Immmee, Immmee Du bist Frau und ich bin Mann Oh Jamie, Jamie Immmee, Immmee Loch in den Rippen: Druckverband Ein Sonntag am Fluß als der Herrgott noch schlief Anarchie! die Bäume so hoch und das Wasser so tief Anarchie! Es lag so ein komischer Duft in der Luft Anarchie! Du nahmst dir die Frucht, hast den Garten verflucht Anarchie! Das einzige, das uns je verboten war Anarchie der Garten, der Apfel, der Mittelfingah Jamie, Jamie Immmee, Immmee Du bist Frau und ich bin Mann Oh Jamie, Jamie Immmee, Immmee Loch in den Rippen: Druckverband Sieh nicht hin, ich...
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Andii Weber: Beim Augenarzt
„Immer wenn ich auf die Straße gehe, werden meine Augen feucht!“ „Das kenne ich, das kenne ich!“ Der Augenarzt hat Ihren Kopf an einem mannshohen Gerät festgeschraubt. An den Schläfen ist eine Art Schraubstock befestigt, an dem er stetig dreht, bis sie den Schädelknochen knacksen hört. Sie will schreien, stöhnt dann aber nur kurz. „Sie stöhnen. Vielleicht bedrückt sie ja etwas? Das könnte schon ein Hinweis sein. Sind sie traurig?.“ Sie kann nicht antworten, da ihr Kopf nun vollständig fixiert ist. Jetzt hat der Arzt sie genau da, wo er sie haben wollte. Vor ihren Augen tut sich etwas. Sie...
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Andii Weber: Paratext
Dieser Text ist eine scharfe Analyse, ein herrlich leichter Abgesang auf den Zauber der Jugend. Und vor allem: Schön geschrieben. Auch der Textsatz ist recht gelungen. Scheinbar leichtfüßig füßelt er zwischen Pop und Avantgarde und kleidet sich dabei zuweilen in windige Allegorien auf die große Freiheit aber auch den goldenen Käfig des Lebens. Große Kunst, wer mit so wenigen Worten so bildgewaltig die kleinen Gefühle auf das Textblatt machen kann. Mystifiziert der Text das Leben? Wahrscheinlich. Übermystifiziert er es? Vielleicht auch, ja. Der Text könnte auch eine Anspielung sein. Auf Alles. Er verbirgt sich zwar selbstunsicher hinter einem prätentiösen Schleier...
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Andii Weber: In der Parfümehrie
Melissa: Es stinkt, Paul, es stinkt! Paul: Ja Melissa, ich weiß. Melissa: Aber die Flaschen hier sind schön! Verkäufer: Wie kann ich ihnen helfen? Melissa: Wieso stinkt es bei Ihnen im Laden so? Verkäufer: Naja, dies ist eine Parfümerie und keine Metzgerei. Melissa: Aber sind Parfüme nicht dazu da, einen Guten Duft zu verbreiten? Verkäufer: Ja. Das funktioniert aber nur, wenn sie nicht gestört werden. Paul: WIe? Verkäufer: Naja wenn sich Düfte überlagern, dann fangen sie an zu kämpfen. und haben Sie schon mal eine wohlriechende Hundekampfarena gesehen? Paul: Gesehen noch nicht, aber gerochen. Melissa: Paul du warst bei einem...
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Andii Weber: Eine kleine Erlösungsgeschichte.
„Erst aussteigen lassen, dann einsteigen!“ hat sie gesagt, dann schob sie sich in den Bus, noch bevor sich die Türen geöffnet hatten. Der Busfahrer hat eine goldene Feder am Ohrläpppchen. Er befreit sich unter Aufbietung von Kräften aus seinem Busticketkäfig und holterdipoltert den Gang entlang zur Türe des Fahrzeugs. Er stöhnt kurz, zieht an zwei kleinen Metallösen im Boden und klappt eine Zugbrücke aus Eichenholz nach außen. Der Rollstuhlfahrer betritt den Raum [Applaus]. Busfahrer ab. Aus der hinteren Ecke, da wo die Coolen sitzen, löst sich unvermittelt ein Schrei: „Hey! Der ist ja querschnittsgelähmt, das ist voll schlimm!“ [Lautstärke: Ü30] „Ich...
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Gerwin Weinknoth: Spießdeutsche Pretiosen VI – Das Bier
Du köstliches Gepansch, oh, Gerstendunst, Hältst fern von uns Verderben, Not und Pein. Stehst gülden-braun im Glas, wie hingebrunst. Du höchstes Gut der Welt und Sonnenschein. Du prickelst, sprudelst, knallst wie ein Vulkan Schmeckst herrlich auch Schnaps und Zigarett Und brandest unsre kargen Kehlen an. Du machst uns hunderttausend Sorgen wett. Ergebenster Gefährt in bittrer Not Und ewig unser allerbester Freund, Wenn Finsternis ihn zu ersticken droht, Hat jedermann noch stets von dir geträumt. Wie Bernstein schmückst du unsres Tresens Kron. Du funkelst wie der allerbraunste Stern. Machst uns zu Helden, hebst uns auf den Thron. Zefix, du Bierschatz, wir...
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Gerwin Weinknoth: Spießdeutsche Pretiosen II – Ode an den Gartenzwerg (lang und kurz)
Lang: Oh, der du da den Garten uns behütest, Magnolien, die Gurken und den Kohl. Wie häufig hat Frau Mieze hier geschmutzt, die schauerliche Wachtel gar gebrütet und dennoch hältst du Wache, brav und wohl von dir wird jeglicher Gefahr getrutzt. Am Rande der Rabatten ist dein Hafen, mit klarem Aug und apfelroten Backen bewachst du alle Früchte, wenn sie schlafen. Für Bohnen und für hilflose Tomaten den Kürbis gar, die adipöse Beer, setzt du dich ein mit blutdürstigem Spaten. Wie häufig kam Herr Teckel her, zu kacken und ohrenwehend floh davon nunmehr? Du hältst den Buckel hin für Rübe...
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Peter Momberg: Helden
Radio hat mich gefragt wer mein Vorbild ist. Mein grosses Vorbild ist Christian Grey. Habe gelesen Bücher eins bis drei, in denen er sein Leben als Multimillionär beschreibt. Er hat viele Freunde aber im Herzen will er nur eine Sache: Liebe. Das ist wie bei mir. Mombi möchte auch Liebe. Ich möchte geliebt werden, aber keine will mich lieben. Christian Grey hat es aber geschafft, weil er ein Firmen Impernium besitzt, sehr sportlich ist, Hubschrauber fliegen kann und ein total kranker Mann ist. Darauf stehen die Frauen, das zeigen Bücher. Er heiratet und bekommt viele Kinder. Ich weiß nicht wo...
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