Lea Schlenker: Aprikosenmänner

Ich lebe
Ich wohne in einem Kino
Lach nicht
Von Xanadu und Rosebud
Und wehende Blätter in lautloser Perfektion
Fülle ich meine Einkaufstaschen 
Mit königsblauem Samt
Cinema
Für zwölf Franken
Und einer Videothek
In der ich alte Männer in verlorener Manier antraf
Hey ihr Aprikosenmänner
Jetzt kommt die Zeit
In der sich für euch alles ändert
Im Cinema
Meinem Zuhause
Nahm ich Platz auf staubigen Sitzen mit Butterflecken
Mein Vater war Ticketkontrolleur
Und meine Mutter das Stunt-Double von Grace Kelly
Immer nur Tee ist doch langweilig
Ich möchte ausnahmsweise mal Cherry Coke trinken
Und in Hollywood sein

Ich wurde geboren auf einer Filmrolle
Und werde auf meiner Schreibmaschine sterben
Mit Greenwood in den Ohren und dem Gedanken
Dass der Bundesrat hätte schneller reagieren können
Fuck 2021
Oder  – 

Oder wir heiraten
Tanzen auf dem Tisch
An den Schuhen matschige Bananen
Bis wir umfallen und uns das Genick brechen

Ich rufe an 
Aus meinem Kino
Versprochen
Sobald ich einen Ort gefunden habe
An dem ich Empfang habe

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