Christian Ihle: Twin Peaks

Douglastannen, Kirschkuchen, verdammt guter Kaffee und die schönste Wasserleiche der Weltgeschichte: Welcome To Twin Peaks, Einwohnerzahl: 51.204

Der 10. September 1991 ist ein historisches Datum in der deutschen Fernsehgeschichte: die Erstausstrahlung von Twin Peaks auf RTLplus. Nicht nur markiert Twin Peaks einen der ersten Gehversuche der herumflegelnden Privatsender in dem Reich des Seriösen, sondern auch den ersten Medienhype um eine noch nicht gestartete Serie, der sogar so weit ging, dass Sat1 via seines eigenen Videotextes den Mörder der Hauptfigur Laura Palmer veröffentlichte, RTL strengte dagegen in der Folge ein Gerichtsverfahren an, das SAT1 auch tatsächlich verlor. In den USA lief Twin Peaks bereits ein Jahr zuvor auf ABC und war zu Beginn ein phänomenaler Erfolg. Den Piloten sahen 34 Millionen Zuschauer, was die erfolgreichste Filmausstrahlung des Jahres in den Staaten war – als kleiner Vergleich: der Pilot von Akte X drei Jahre später hatte gerade einmal ein Drittel der Twin-Peaks-Einschaltquoten.           


Twin Peaks – Wie alles begann

Aus einer relativ normalen Krimi-Exposition bildet sich über 31 Episoden der von David Lynch erfundenen Serie eine immer seltsamer werdende Welt heraus, die bis zum heutigen Tag in Film & Fernsehen oft nachgeahmt, doch nie mehr in ihrer surrealen Güte erreicht wurde.

Laura Palmer, die Ballkönigin der amerikanischen Kleinstadt Twin Peaks, wird in einen Plastiksack gewickelt als Wasserleiche gefunden. FBI Agent Dale B. Cooper, der eine Vorliebe für Kirschkuchen und „verdammt guten Kaffee“ pflegt, wird hinzugezogen und fährt in das beschauliche, von Douglas-Tannen umrahmte Twin Peaks. Nach und nach werden die liebevoll-skurril gezeichneten Bewohner des Städtchens vorgestellt, deren Lebensgeschichten auf vielfältige Weise miteinander verwoben sind.
Folge um Folge wird Beziehungsgeflecht um Liebesaffäre aufgedeckt während parallel – mehr gleichberechtigt, denn im Vordergrund stehend – das FBI seine Ermittlungsarbeit aufnimmt. Diese Art des Horizontalen Erzählens, also einer Geschichte über eine Staffel hinweg und nicht nur innerhalb einer Folge, hat Twin Peaks mehr oder weniger erfunden. Das heutige Fernsehen, insbesondere Netflix & Co, sind ohne horizontales Erzählen nicht denkbar.

Die Kleinstadt als Mikrokosmos der USA

Wir Zuschauer lernen gemeinsam mit Neuankömmling Dale B. Cooper die Wunderlichkeiten und Eigenheiten der Stadt und ihrer Bewohner kennen und tauchen Stunde um Stunde tiefer in den Kosmos Twin Peaks ein. Das wahrlich meisterhafte ist die Verquickung der verschiedensten Seriengenres zu einem großen Ganzen, das in sich stimmig, obwohl voll von Subversivität, Absurdem und Surrealem ist. „Das Geheimnis von Twin Peaks“ ist nicht nur who killed Laura Palmer? sondern auch, dass jeder Zuschauer „seine“ Serie daraus macht: es gibt die Thriller-Storyline wie die Daily Soap, Mystery- wie Coming-Of-Age-Handlungsstränge, absurde Komik, familiäre Tragik, Brutalität wie Liebe, Intrigen und Beschaulichkeit.
Der rote Faden der Serie ist natürlich die Suche nach dem Mörder von Laura Palmer und für die Antwort zieht Dale B. Cooper Zen-Techniken und Beschwörungen zu Rate, träumt von tanzenden Zwergen und glatzköpfigen Riesen, die entscheidende, aber absurd kryptische Hinweise geben.

Selbst als rational veranlagter Zuschauer lässt man sich auf die surreale Twin Peak Welt ein, weil die fest in der Kleinstadtrealität verankerten anderen Handlungsstränge dafür authentischer und ungeschönter wirken als es Fernsehen sich bis dato traute.

Die Visionen werden gegen Auflösung hin häufiger und insbesondere die Figur BOB, eine der furchteinflößendsten Gestalten, die das Fernsehen geschaffen hat, dringt immer weiter in das normale Kleinstadtleben ein, das von einem undefinierbar Bösen, das schon immer in den Wäldern um Twin Peaks gehaust haben soll, tiefer erschüttert ist als es die mühsam aufrecht erhaltene Fassade des Bürgertums zeigen mag.

Eine eigene Welt, eine eigene Zeit

Twin Peaks spielt dabei in einer eigenen Zeit. Die Kleinstadt und ihre Bewohner leben in einer Art 50er-Jahre-Welt, obwohl die Serie fraglos in der Gegenwart spielt. Dieser Kunstgriff David Lynchs unterstützt einerseits bereits das surreale Gefühl, das später durch die Plotentwicklung affirmiert wird und spielt andererseits auch auf der Storyebene eine Rolle. Die 50er Jahre repräsentieren die Zeit, in der noch alles gut war und doch ist all das nur Fassade. Das Böse und Schlechte, die Verderbtheit hat längst Einzug gehalten in Twin Peaks.

David Lynch hatte einige Jahre zuvor mit dem gefeierten Film „Blue Velvet“ eine ähnliche Thematik abgehandelt: den seedy Untergrund, auf dem die Bourgeoisie lebt und den sie verzweifelt versucht unter der Oberfläche zu halten.

Die in Twin Peaks behandelten Themen machen die Serie zu transgressiven Fernsehen, das Grenzüberschreitungen erzählt und bebildert, die bis 1990 kaum Gegenstand von TV-Serien waren – insbesondere was seine Hauptfiguren anbelangt: von Inzest zu Prostitution, von Drogenmissbrauch zu häuslicher Gewalt von seriellem Ehebruch bis zu sprechenden Holzscheiten.

Gut gegen Böse, Jung gegen Alt

Das Besondere an Twin Peaks ist aber das bereits angesprochene Nebeneinander der verschiedenen Serienformen. So wird Twin Peaks auch beim x-ten Durchlauf nicht langweilig, weil immer wieder ein anderer Handlungsstrang hervortritt, der wiederum der Serie eine andere Anmutung gibt. Der erste Durchlauf beschränkt sich normalerweise auf das Wahrnehmen der Thriller- und Mysteryebene, während bei späterem Anschauen der Serie der politische, gesellschaftskritische Subtext hervortritt oder das Coming-Of-Age-Drama der Jugendlichen von Twin Peaks in den Mittelpunkt rückt. Das Böse, das in Twin Peaks von den Schönsten und Besten der Heranwachsenden Besitz ergreift? Es steht für das Erwachsenwerden, das das einfache, vielleicht naive, aber immer gute Leben der Jugend vernichtet. Selten wurde der Generationenkonflikt mit so viel Wucht im Fernsehen ausgetragen.

Daphne Elfenbein: FERNSEHEN…

.. nein, nicht Medien, nicht Internet, sondern Fernsehen! 

Das ist das Gerät, das ich neulich im Ferien Appartement vorfand, das ich für meinen Urlaub gebucht hatte, nur 150 Meter bis zum Strand. Ich bin von Natur aus neugierig, drum habe ich abends, als ich sonnenverbrannt und erfrischt vom Strand zurückkam, doch mal diese Fernbedienung in die Hand genommen, mit der ich die Welt der Sendekanäle so wundervoll beherrschen kann. Obwohl ich zu Hause keinen Fernseher habe, ich will ja im Urlaub nichts verpassen. 

Auf dem Bildschirm erschienen ein Mann und eine Frau, jung, attraktiv, modisch gekleidet, eloquent, geschminkt, totale Gewinnertypen, sogar mit leicht anarchischen Merkmalen, wie z. B. der zum Zöpfchen geflochtene Bart beim Mann und die Tattoos bei der jungen Frau. Etwas steif und verkrampft saßen sie da und unterhielten sich ganz zivilisiert. Da die beiden nichts wirklich zu sagen hatten, zappte ich weiter. Ein Rettungssanitäter gab Auskunft zu mehreren umgekippten und ineinander verkeilten Lastwagen im Hintergrund. Man habe ein Bein amputieren müssen. Aha, denke ich und zappe weiter. So lange, bis ich wieder zu den beiden Herrschaften mit den Tattoos und dem Zöpfchen Bart komme. Wie aus dem 3D-Drucker sehen die aus. Doch was sie sagen, weckt noch immer nicht mein Interesse. Ich schalte die 35 Kanäle, die rund um die Uhr für mich da sind ab und öffne das WLAN auf meinem Smartphone…. Die Zugangsdaten hängen – für jeden Feriengast sichtbar – an der Wand. Doch auch hier fand ich heute nichts von Interesse.

Wenn ich also hier etwas über das Fernsehen sagen soll, muss ich von der Vergangenheit sprechen. Unser erstes Gerät war ein SABA Schauinsland T2000 color von 1967. Ich war sechs Jahre alt. Am Samstag nach dem Baden saßen 4 saubere Kinder, mit Grießbrei und Apfelmus abgefüttert, vor dem Fernseher zur Sendezeit von Daktari. Danach kreischten und hüpften wir wie Judy der Schimpanse, oder brüllten wie Clarence der Löwe. Später kamen andere Serien dazu. Bonanza, Tarzan, Raumschiff Enterprise. Nur Fußball und Nachrichten waren das Fernseh-Monopol des Vaters. Hier herrschten klare Verhältnisse. Drum gab es wegen des Fernsehens niemals Streit. 

Eine meiner lebhaftesten Kindheitserinnerungen war Karl-Heinz-Köpcke, der unseren Vater regelmäßig derart in Rage brachte, dass er aufsprang und tobte wie Rumpelstilzchen, weil Herr Köpcke seiner politischen Meinung widersprach. Als auch die Nachrichten zu einer kommerziellen Unterhaltungsware wurde, verlor Vater sein Interesse an Politik. Fortan schlief er bierselig vor der Flimmerkiste ein. Sein allabendliches Schnarchen und Grunzen, während bewegte Bilder vergeblich um seine Aufmerksamkeit buhlten, gehörte zu den friedvollen Momenten in unserem Familienleben. Manchmal schreckte er aus dem Schlaf hoch, wenn ein Schuss fiel oder eine Frau kreischte. Das weiße Rauschen nach Sendeschluss versetzte ihn in Tiefschlaf. Wenn der durchdringende Pfeifton das nächtliche Wohnzimmer zerriss, ging er zu Bett, wenn er es fand. 

Heute wird 24/7 gesendet Die guten Sachen nach Mitternacht, wenn ohnehin keiner mehr fernsieht, denn Vater verstarb noch bevor der Flachbildschirm erfunden wurde. Vielleicht das Beste für ihn. Denn während über den Röhrenbildschirm noch Inhalte mit gedanklicher Tiefe in die Wohnzimmer gelangten, war der Flachbildschirm eine folgerichtige technische Entwicklung. 

Ich verkaufte meinen letzten Röhrenfernseher 2004 für 5 Euro an einen Nachbarn. Bis dato hatte ich schwarz gesehen und dem GEZ Mann an der Haustür kaltblütig Lügen aufgetischt. Danach habe ich nie mehr ferngesehen. Paradoxerweise zahle ich seither aber diese Gebühren. Darüber könnte ich mich jetzt auslassen. Mach ich aber nicht. Das würde die Sendung sprengen und Prof. Eisenbart und Dr. Meisendraht zur Verzweiflung bringen. Die haben es eh schwer genug. 

Zurück zu meinem Urlaub. Ich habe für den Rest der Tage die Fernbedienung nicht mehr in die Hand genommen. WLAN habe ich auch nicht mehr genutzt. Das war kein Verzicht, sondern das natürliche Wegfallen von Überflüssigem, wenn man zu sich selbst kommt. 

Fernsehen erhielt dann seine ursprüngliche Bedeutung zurück. Ich sah in die Ferne. Zum Beispiel aus dem Fenster direkt in den Himmel, wo die Wolken sind und das Wetter gemacht wird, ohne die Vermittlung des Deutschen Wetterdienstes. Oder ich sah – auf der Bank am Meer sitzend – zum Horizont, dort wo Meer und Himmel zusammenstoßen, ein Ort, den man niemals erreicht. Nichts ist im Weg, nichts versperrt die Sicht, nichts beansprucht die Informationsverarbeitung in meinem Gehirn, sodass ich anfange wirklich zu sehen, den Wind im Gesicht zu spüren und den eigenen Atem, leicht und frei. Das ist nicht nur Fernsehen, liebe Leute, das ist Großes Kino…

Arabella Block: Fernsehen

ganz nah
vor dem fern seher sitzen
der gar nichts sieht

nur meinen blick einfängt
der in vergeblicher langeweile
den horizont fokussiert

wo keine beute sich zeigt
doch hier springt es und zuckt
und ich starre dankbar 

gedankenverloren
krallen eingezogen
blutgeschmack unter der zunge

satt und lasse mich treiben
lasse für mich sehen
und lasse mich leben

Harald Kappel: BlauWeißNahsehen

irgendwo am Meer
wo’s warm ist
Bewegungen der Körper
Lampe aus
Lampe an
zwei Farben begegnen sich
blaue Tablette im Magen flau
weiße im Glas 
zusammengefügtes Warten
auf nassem Laken
im Zimmer
ein stummer Fernseher
die Wände voller geheimer Gedanken
draußen die Volksmenge
tobt
ein strömendes Grau
in Erwartung des Augenblicks
im Zimmer
Schneefall in der Wüste
draußen lärmende Mehrheiten
Bewegungen des Hauptstroms
im Zimmer
ein stummer Schrei

Harald Kappel: SchwarzWeißFernsehen

inmitten der Arbeit der Nacht
bade ich im Schwarzen Gold
die rauchigen Schlote
werfen Ungemach auf Unterwäsche und Laken
dunkle Schwerkraft
durchdringt unsere private Stille
das Dich und Mich
Käfer fallen im Novemberdunst
in die Kälte des nebligen Wassers
das letzte Grubenpferd lahmt
auf dem Heimweg
die Augen gewöhnen sich
an seine Langeweile
mein Fernseher schreit
in den meisten Ohren wächst wildes Grün
ich will es nicht hören
verdammter Mond
halbfertige Novembernacht
in den Kanälen rauschen Worte
erwartet 
und blöd 
ein dünner Draht 
verbindet die Unterwelt
mit der katholischen Messe
in eigenen Binnenmeer
sprechen Fische
unerwartet
der Neubau der Sprache
hellt die seltsame Befindlichkeit auf 
und ich sehe
in der Arbeit der Nacht
ungestrichene Sinnlosigkeit
nur
wer hilft dem Grubenpferd
auf dem Heimweg
zu sich selbst?
Du?
Ich?
nicht 

Arne Zank: Interview »Die Vögel fliegen hoch«

Transkript: Felix Brenner

0: Wie geht`s? Müde, warm

0.15 Was fasziniert dich so an Vögeln? Irgendwie ist es so ein Leitmotiv. Anfang der 90er hab ich auch schon Vögel gezeichnet in der Comicgruppe an der Uni. Ich hatte als Kind ein gutes Verhältnis zum Wellensittich meiner Schwester. Seitdem mag ich Vögel und ich mag das Wort „Vogel“. Im Comicbereich drängt es sich auf, da gibt es viele Gestalten aus dem Vogelreich. Bei meinem punkigen Stil fand ich es reizvoll, sich an klassische Figuren anzulehnen. Es gibt schöne Querverweise, z.B. zu Hitchcock. Ich mag es düster und gleichzeitig albern. Schräge Vögel, Außenseiter.

2.25 Punkverrat? Nein, total unabhängig. Punkverlag! Ergab sich aus dem Tocotronic-Comic 2020. Ich fand das Webtoonformat gut, mach das auch weiter. Inzwischen bin ich 50, nicht so native, mach alles auf Papier. Likes haben mich angetrieben, dadurch kam es zustande. Kolorierung war viel Arbeit.

4.15 Inspiration durch welche Webtoons und Dramaserie? Underpants and overbytes, Autobiographisches ist mir nah und damit hab ich auch angefangen. Serie: irgendwas mit Worlds, basiert auf einem Webtoon, Comicfigur kommt in reale Welt. Fand ich super, war Auslöser.

6.20 Reale Figuren im Comic? Meine Freundin war sehr beteiligt und wusste es. Andere wurden überrascht, z.B. Nis-Momme Stockmann. Leute, die ich mag, hab ich verwurstet, um sie zu würdigen.

7.50 Zusammenfassung in eigenen Worten? Reise durchs Leben mit allen Höhen und Tiefen. Vieles, was mein Leben ausmacht. Reise und Flucht.

8.40 Bildende Kunst, warum Musik? Viel allein als Kind und Jugendlicher, immer Sachen für mich gemacht. Viel Musik gehört, aber erst mit 18 selbst gemacht. Stift ist leichter zu halten als eine Gitarre. Mit Jan Müller mach ich immer noch Musik.

10.20 Unangenehm? Fanzine zu Studienzeiten, Comic war dort noch nicht vertreten. Autobiographisch, DIY.

11.50 Trickfilme: Warum sind Tiere interessant? Menschen sind schwerer zu zeichnen. Kam mir minderbegabt vor, hatte hohen Anspruch an mich. 

13.20 Lindenstraße? Hab ich früher wie besessen gekuckt. Wollte noch viel mehr Spielereien einbauen, dann hat mich aber die Geschichte mehr interessiert als postmoderne Experimente.

15.00 Duckamuck, Theodizee? Kenn ich nicht, aber finde Religion und Spiritualität total interessant. Gibt viel, z.B. „Der Ursprung“. Meine Figuren erleben Schlimmes, ich hab aber auch Hemmungen, sie zu quälen. Mal kucken, wie es weitergeht.

17.05 Autobiographisches nicht zu vermeiden? Mag es gerne. Bei abstrakten Figuren geht es leichter als verschriftlicht. Im Comic kann ich einiges ab, wird erträglich.

18.45 Japan? Hat mich immer interessiert. Meine Freundin hat mich dazu gebracht, mir ein Stipendium zu holen. Kyoto, Goethe. Sehr einschneidendes Erlebnis, war nie so lang woanders und so weit weg. Glück und Herausforderung, Leute kennengelernt. Seitdem noch paarmal da, auch mit der Band und für Solo-Auftritte. War Sehnsuchtsort, jetzt realer Ort am anderen Ende der Welt. Entrückt mich aus westeuropäischer Welt, kann mich selbst anders ankucken.

22.05 Soloalbum? Zu viel vorgenommen, vielleicht kommt es irgendwann noch.

23.20 Mischung aus Filmgenres automatisch? Hatte nur grobe Richtung, hab lang nix zustande gebracht. Genres waren hilfreich, auf Plot hatte ich keine Lust. Wollte mich nicht im Perfektionismus verlieren, musste leicht gehen. Dass ich überhaupt täglich was gemacht habe, war gut. Das einfachste Drehbuch haben Roadmovies, leuchtet mir ein. Wenn Figuren sich bewegen, ist was los. Hab täglich 3-5 Panels gezeichnet, Cliffhanger war wichtig. Oft hab ich selbst nicht gewusst, wie es weitergeht. Während Corona angenehme Ablenkung, auch gut gegen Unterforderung, weil wir keine Musik machen konnten.

26.30 Wohin soll es gehen Hauptfrage? Ja, genau. Hab ständig gegooglet. 

27.23 : Anfänge des Zeichners Arne? Kam vom Basteln und Linoldruck. Fanzines. Collagen. Zeichnungen mit Kugelschreiber. Erst im Studium ernstgenommen. Reales Abzeichnen erst mit 20 angefangen.

29.00: Vögel verfilmen? Ziel natürlich Netflix-Serie (lacht). Trickfilme unfassbar aufwändig. Legetrick, den ich mit Gregor Stockmann gemacht hab, aus Filz war totales Gefummel. Braucht großes Team, sonst total frustrierend. Heute einfacher, aber bei Verfilmung möchte ich alles delegieren. Beim Kolorieren kam ich mir so beschäftigt vor wie noch nie, zuletzt vielleicht beim Abi. Ich harre der Dinge und bin für alles offen.

32.12: Konzert, Buch auch ohne Ausfälle entstanden? Ja, aber langsamer. Habe schon Januar 20 angefangen. Konnte mich besser drauf konzentrieren. Manchmal ist abgelenkt sein aber auch besser.

33.40: Epilog, persönlich, Sucht, Depression? Habe sehr gehadert, wollte aber große Dankbarkeit ausdrücken. Mit Figur des Doktors als Erleuchtungsinstrument war das einfacher. Wurde vor 2 Jahren durch Selbsthilfegruppen clean, hab mit Alk und Drogen aufgehört. Wollte das in den Vögeln miterzählen. Wollte eigentlich noch viel mehr Persönliches erzählen, wurde aber schwierig, mochte ich nicht. Habs auf paar Panels eingedampft. Mit Vogel-Ich konnte ich es besser erzählen und hat sogar Spaß gemacht. 

37.30: Weihnachtscomic autobiographisches Erzählen im Comic leichter? TMI, unangenehmes Angefasstwerden von persönlichen Geshcichten soll vemieden werden.

39.00: Wie geht’s weiter mit den Vögeln? Hab schon weitergezeichnet, will gern weitererzählen, so wie in der Lindenstraße, dass die Figuren alt und faltig werden.

40: Danke, verging wie im Flug.

Arne Zank: Die Vögel fliegen hoch

Teil 1: Bank

Teil 2: Krabben

Teil 3: Dr. Zank

Teil 4: Geld

Teil 5: Schnell essen

Teil 6: Dr. Zank II


Hörspielskript, Regie, Schnitt: Lukas Münich
Mastering: Bernd Pflaum

Sprecher*innen:
Vogel 1: Timo Möller
Vogel 2: Luca Rihm
Cousinvogel/Polizistvogel: Bird Berlin
Kapitän/Wirtin/Polizei/Arzt: Philipp Kause
Krabbenlehrling Nils/Bankbeamter: Roman Bahr
Dr. Arne Zank: Anders Möhl


Lea Schlenker: Astronomische Denkweise

77 Gedichte
gelangweilt aneinandergereiht

sie gleichen sich wie falsche Freunde
und leiten eine Katastrophe ein
ein Autounfall auf einer Seitenstrasse im Verzascatal
77 Deutschschweizer Touristen
sterben dumm beim Einparken

Ich habe gemischte Gefühle
wenn es um meine Familie geht

sehe meine Grossmutter unter Rosen
schön aber auch giftig
sehe meine Mutter in meinem Spiegelbild
schön aber auch gefährlich

77 Gedichte
lieblos in die Tastatur gehauen
ich kann nicht mehr einschlafen
ohne sie und dich und dem Wissen
dass ein Sextape von mir im Umlauf ist

Ich schaue es mir an
Ich vermisse dich

Ich weiss nicht
Ob Gedichte wirklich helfen
Ich weiss nicht
Wo mein Kopf aufhört und mein Herz beginnt

Ich weiss nicht
ob das Aufschreiben nicht alles nur noch schlimmer macht
ich habe schon sehr viele Freunde an die Wörter verloren

ausserdem
spüre ich die Laken nicht mehr unter mir
oder auf mir
viele Decken mit denen du dich bettest
sind fettig und alt und dunkelrot

Jupiter Mars Saturn
auf dem Badezimmerteppich
ausgelegt wie auf dem Bügelbrett
wie meine 77 Gedichte
bevor ich sie 
aneinanderreihte

ich hole mal
das Telefon

Fabian Lenthe: Ida

Ich habe nicht viel mit den Nachbarn zu tun. Man grüßt sich, hält sich die Tür auf, nimmt Pakete entgegen. Einigen, begegnet man ständig, anderen nie. „Hi, ich bin Ida!“, sagt sie. Ich bleibe stehen und drehe mich um. Der Sommer steht ihr. „Ich bin gerade eingezogen und wohne im Achten“. „Ich im Dritten.“, antworte ich. Sie lächelt.

Einige Tage später versuche ich etwas über die verschiedenen Ursachen meiner Symptome herauszufinden. Dazu zählt plötzlich einsetzende Todesangst, Übelkeit bis zum Erbrechen, Atemnot, Schwindel, Realitätsverlust, Herzrasen, Harndrang, Schweiß an Händen und Füßen und die absolute Gewissheit alleine zu sterben. Dann klingelt es an der Tür. Ich erkenne Idas Gesicht durch den Türspion. Ich bin nicht in der Verfassung für Gesellschaft. Die Strapazen vergangener Nächte haben mich ausgelaugt. Sie schellt ein zweites Mal. In der einen Hand entdecke ich eine Weinflasche, mit der anderen schreibt sie etwas mit einem Stift auf das Etikett. Sie stellt die Flasche auf die Fußmatte und geht.

„Von Ida“ steht darauf und dahinter ein Herz. Ich stelle die Flasche auf den Küchentisch und lege mich hin. Seit Wochen träume ich, vor irgendetwas zu flüchten. Ich weiß nicht, vor was, oder vor wem, aber etwas kommt bedrohlich näher, sobald ich langsamer werde. Zur Beruhigung schalte ich das Radio ein. Infokanal. Keine Musik. Die Stimmen der Moderatoren haben etwas Beruhigendes. Ich kann ihnen lauschen, ohne zuzuhören. Sobald es hell wird verschwindet die Angst. Menschen verlassen ihre Häuser, Hundegebell, klingelnde Telefone, Baustellen, zwitschernde Vögel. Dinge auf die ich mich verlassen kann.

Ida muss bemerkt haben, dass die Flasche nicht mehr da ist. Früher oder später wird das also der Einstieg unserer nächsten Unterhaltung. Später sind zwei Tage und vor dem Hauseingang. Mein Herz rast. Ich balle meine Hände in den Jackentaschen zu Fäusten, um den Druck in meiner Brust zu kompensieren. „Ich muss dringend zum Arzt!“, sage ich und bleibe dabei nicht stehen. Ich atme in kurzen Abständen durch den Mund. Mit der Hand streiche ich mir die Kehle hinab, als würde etwas in meinem Hals stecken. An der Ampel werde ich ersticken. Zwischen Arzt und Krankenhaus. Vor dem Kind, das mit seiner Mutter auf der anderen Straßenseite steht und darauf wartet, dass es grün wird. Ich gehe bei Rot. Quer über die Fahrbahn. Noch fünfzig Meter. Ich sage: „Keine Luft!“, deute auf meinen Hals, gebe ihr die Versicherungskarte. Ich bin in Sicherheit. Das Personal ist hervorragend ausgebildet. Alle wissen was zu tun ist. Das Gesicht der Ärztin ist das schönste, das ich kenne. Sie ist doppelt so alt wie ich. Sie trägt eine Brille, die an einem goldenen Kettchen um ihren Hals hängt. Ihre Haare sind kurz und grau. Ich vertraue ihr mein Leben an. Sie nimmt ein Holzstäbchen aus dem Glas, legt es mir auf die Zunge und leuchtet mit einer kleinen Taschenlampe in mich hinein. „Keine Schwellungen zu erkennen. Legen Sie sich hin“. Ich bin ihr so dankbar, dass ich weinen möchte. Ich entspanne mich. Der Druck in meiner Brust nimmt ab. Ich atme langsam und gleichmäßig. Sie reicht mir Traubenzucker. Kirsche, wie immer. Ich komme mir lächerlich vor.

Ich kann mir nicht auch noch über Ida Gedanken machen. Ich muss am Leben bleiben. Zum Aufstehen trinke ich Schlaf- und Nerventee. Zwei Tassen. Dann eine Tasse Salbeitee, mit der ich gurgle. Gegen die Schwellungen. Erstmal keinen Alkohol. Keine Zigaretten. Ich möchte mich wieder Gesund fühlen. Die Klingel habe ich abgestellt. Sobald es dunkel geworden ist, werde ich einkaufen gehen. Etwas Gutes, etwas für die Seele und dazu irgendwas im Fernsehen. Nicht denken. Ich setze mich mit Steak und Pommes vor den Fernseher. Ich fühle mich gut. Später nochmal Tee, nur um sicher zu gehen. Wenn es mir besser geht, werde ich mit der Flasche Wein bei Ida klingeln und mich entschuldigen. Ich werde ihr sagen, dass ich gerade viel Stress habe, Arbeit und so, und, dass die Ärztin etwas von Ruhe sagte. Sie wird mir glauben. Das tun sie alle.

Mit dem Stechen in den Fingerspitzen kann ich leben. Selbst das Ziehen in der Nierengegend bereitet mir keine Probleme. Der Kühlschrank ist voll. Ich habe vorgesorgt. Seit drei Tagen war ich nicht vor der Tür. Tagsüber öffne ich das Fenster über meinem Bett und lege mich so hin, dass ich nur den Himmel sehe. Ich stelle mir vor, was die anderen machen. Wie sie im Park um die Ecke um den großen Springbrunnen sitzen und Kinder sich darin gegenseitig mit Wasser bespritzen. Die Vögel fliegen über ihre Köpfe hinweg, oder lassen sich in den Bäumen nieder. Auf der Wiese liegen Menschen in kurzen Hosen und Bikinis. Fahrradfahrer schlängeln sich um Kinderwägen herum. Alle sind da draußen. Das ist gut so. Ich öffne das andere Fenster auf der gegenüberliegenden Seite und genieße den Wind. Gleich läuft eine Doku über Kaiserpinguine. Es geht mir ausgezeichnet. Es geht mir so gut, dass ich Angst vor morgen habe. Vor dem Aufwachen.  Alles wird anders sein. Normal würde reichen. Eine gute Mischung. Ausgewogen. Das Wort, das sie immer in der Kaffeewerbung verwenden. Du kannst bei einer guten Mischung nichts falsch machen. Ich trinke Tee. Unterbewusst bereite ich mich auf das Schlimmste vor.

Vor dem Haus blühen Magnolienbäume. Ihr Duft strömt durch das offene Fenster. Ich habe Ida eine Woche nicht gesehen. Ich habe niemanden eine Woche gesehen und ich bilde mir ein, als sei das von Bedeutung. Ida und ich haben kaum mehr als fünf Sätze miteinander gesprochen. Aber ich fühle mich gut. Es gibt keinen besseren Zeitpunkt. Ich dusche, ziehe mich an, nehme die Weinflasche und gehe die fünf Stockwerke nach oben. Ihre Glocke klingt anders als meine. Kein mechanisches Summen. Eine einladende Abfolge harmonischer Klänge. Ich schelle nochmal, dann schreibe ich etwas auf das Etikett, dahinter ein Herzchen. Ich stelle die Flasche auf die Fußmatte und gehe.

Kaiserpinguine verteilen durch ständigen Positionswechsel ihre Körperwärme gleichmäßig in der Gruppe. Nur so sind sie in der Lage extreme Kälte zu überstehen. Nachts laufen die Wiederholungen von letzter Woche. Ich bin allein. Ich weiß was passiert. Ich konzentriere mich auf meine Atmung. Meine Augen werden schwer. Doch sobald ich einschlafe, schrecke ich auf. Vorzeichen einsetzender Panik. Ich werde wütend. Auf mich, auf die Angst, auf das Leben. Irgendwas ist komisch. Mein Herz schlägt nicht, wie es sollte. Das Stechen in den Fingerspitzen breitet sich in den Armen aus. Das Atmen wird schwerer. Ich darf die Kontrolle nicht verlieren. Es ist mitten in der Nacht. Das bedeutet Krankenhaus. Das bedeutet Notaufnahme und zwölfstündige Beobachtung und der ständige Alarm des Monitors, wenn der Sauerstoffgehalt des Blutes unter hundert fällt. Ich will Ruhe. Beruhige dich. Ich stehe auf und mache Tee, werfe den Kopf in den Nacken und wieder nach vorn. Schüttle die Arme aus. Es heißt die Angst frisst einen auf. Und genau das passiert. Wenn ich jetzt sterbe, finden sie mich bei der Vollstreckung der Räumungsklage. Auf dem Boden liegend. Befallen von Maden und anderem Getier. Die Wärme des Tees beruhigt. Ich schließe die Augen und denke an Ida. Sie lächelt und sitzt mir gegenüber. Wir trinken Wein. Ihre Lippen bewegen sich. Sie hinterlassen einen Abdruck am Rand des Glases.

Ich werde wach und öffne das Fenster. Ein paar Lichter gehen an. Vorhänge werden zur Seite geschoben, Jalousien geöffnet. Ich sehe nach unten. Idas Körper liegt auf dem Gehweg, als hätte ihn jemand wütend aus dem Fenster geworfen. Nach ein paar Minuten, Sirenen. Das Blaulicht ertränkt die Straße. Ich lasse das Fenster geöffnet und lege mich so hin, dass ich nur den Himmel sehen kann.

Fabian Lenthe: Marie

Auf dem Schoß des Mannes, der neben mir sitzt, liegt der nackte Schenkel einer jungen Frau. Der Rest ihres Beines verschwindet zwischen seinen. Mit dem anderen steht sie elegant und sicher. Ihre Absätze haben Bleistiftlänge. Ihr Haar glänzt. Sie lächelt, streicht ihm mit der Hand über den Rücken. Gleich wird es passieren. Sie wird ihm die Wünsche erfüllen, für die er bezahlt hat. Ein Geschäft, nichts weiter. Ich trinke mein Glas aus und sehe mich um. Für einen Moment erliege ich der Illusion, doch ich gehöre nicht hier her. Zuhause schließe ich die Augen. Ich stelle mir Körper vor, Beine, Brüste, Haare, die glänzen. Ich ejakuliere in ein Taschentuch und spüle es die Toilette hinunter.

Ich verschwende die Tage so leichtfertig, wie sie vergehen. Unter der Woche sitze ich im Büro. An den Wochenenden in einem kleinen Café. Wenn es regnet, bleibe ich zuhause. Ich denke noch immer an Marie. Vor allem, wenn ich in dem kleinen Café sitze. Ich bestelle Weißwein und rauche und denke an Marie. Das ist alles.

Als ich den Baumarkt betrete beginne ich zu schwitzen. In den Gängen stehen junge Menschen. Paarweise. Sie müssen sich für ein Tapetenmuster entscheiden, für eine Steh- oder Wandlampe, für klassisches Weiß, oder Farbe. Sie machen Pläne. Für die Zukunft. Sie wirken weder traurig, noch glücklich. Ihr Handeln scheint instinktiv. In ein paar Jahren werden sie sich trennen, oder die erste Rate an die Bank überweisen. Ich tausche all das gegen einen Eimer Wandfarbe und einen lauwarmen Hot-Dog. 

Ich fange von vorne an. Die Wände sind weißer denn je. Die Wohnung, leer. Ich habe mich von allem getrennt, was mir als unnötig erschien. Die Matratze liegt auf dem Boden. Davor ein Stuhl auf dem ein Fernseher steht. Daneben ein Frühstückstischtisch. Ein Teller, ein Glas. Kartons mit Büchern. Die Stimmen aus dem Fernseher hallen durch den Raum. Das Fenster ist geöffnet. Die Nacht, klar. Die Luft, kühl. 

Tom sagt wir treffen uns im Casino. Spielhölle. Der Boden ist dreckig. Zwischen den Rauchschwaden hindurch blitzt und blinkt es. Die Melodien der Spielautomaten ertönen aus allen Richtungen. Ich lasse einen Zwanziger in einen Becher voller Kleingeld wechseln, bestelle mir Bier und setze mich Abseits auf einen freien Stuhl. Ich gewinne, zwei- dreimal, dann habe ich alles verloren. Tom ist verschwunden, oder war nie hier. Das ist fast schon egal. Auf dem Weg nachhause besorge ich mir Bier an der Tankstelle. Marie will nicht dass ich trinke, aber Marie ist nicht hier. Dazu kaufe ich eines der schwitzenden Würstchen, die in einem Warmhaltebehälter neben der Kasse stehen. Sie sehen aus wie alte, nackte Menschen.

Während ich esse überlege ich mich umzubringen. Um zu sterben benötigt man nicht einmal einen guten Grund. Tatsächlich muss man nicht einmal einer tödlichen Krankheit erliegen, ermordet, oder bei einem Unfall ums Leben kommen. Es reicht vollkommen aus, betrunken Fast-Food zu essen.

Manchmal höre ich den Nachbarn zu. Sie sind jung und schön. Liebe. Vielleicht. Marie schlief auf meiner Brust ein. Ihr gefiel wie schnell mein Herz schlug, mir die Schwere ihres Kopfes, der Duft ihrer Haare. Exotische Früchte, oder die Insel, auf der wir vorhatten zu sterben. Das Weiß der Decke frisst mich auf. Es regnet. Ich bleibe zuhause. Höre zu.

Der Qualm der Zigarette steigt in langen, blauen, Fäden nach oben.  Auf dem Balkon war es immer zu windig. Auch bei offenem Fenster. Jetzt sind alle Fenster zu. Ich gehe barfuß auf dem Holzboden von Zimmer zu Zimmer. In jedem hört er sich anders an. Aber nicht mehr so, als würde man auf ihm tanzen. Als wäre er eine Bühne und es würden Pirouetten auf Spitzenschuhen gedreht. Ich habe keine Vorstellung verpasst.

Der Stuhl mir gegenüber ist leer. Ich bestelle Weißwein. Die Bedienung kennt mich. Sie fragt nicht mehr nach Marie. Marie wird hier nicht mehr sitzen. Einmal hatte sich ihr Kleid in einem der Rattanstühle verfangen. Ich wollte nicht, dass es kaputt geht. Heute Morgen sah es nach Regen aus, doch inzwischen ist keine Wolke mehr zu sehen. Das ist gut. Ich rauche. Ich trinke. Marie.