Arabella Block: Labradorsonett

Man muss den schwarzen Hund auch lieben wenn er stinkt.
Wenn er sich wälzt in Mist und Kot und einer toten Ratte,
Die sommertags ein Trecker überfahren hatte.
Lieb ihn, wenn er geduscht tropfnass aufs Sofa springt.
Man muss den schweren Hund auch lieben, wenn er haart.
Wenn Staubsauger und Waschmaschine dran verrecken,
Wenn alle Wohntextilien voll schwarzer Härchen stecken
Muss man ihn lieben, denn man ist ums Haar verpaart.
Man darf dafür in schwarze Mandelaugen schmachten.
Auch wenn nicht schmachtet, wer sich früh um sechs erhebt
Und mit dem Tier pressiert dem Wald zustrebt.
Man darf die sturste, unbeirrte Treue pachten,
die stundenlang vor deiner zugesperrten Tür
ausharrt und liebt, wo du dich hasst – sogar dafür.


Theresia Denninger: Diät Wochenplan

Wer eine Diät machen will, muss alles erstmal sehr gut organisieren, denn viele Faktoren im Alltag sind unbewusste Dickmacher.
Für eine gelingende Gewichtsreduktion sollte man sich nur noch mit dünnen Menschen verabreden, des Weiteren kann es auch beim Abnehmen helfen, wenn man einen Freund gewinnt, der schon eine operative Magenverkleinerung hatte. Der Freundeskreis muss also für eine Diät erstmal ordentlich gewählt werden.
Um dann mit der Diät anzufangen muss gesichert sein, dass jeden Tag zur selben Zeit und nicht zu spät geschlafen und aufgestanden wird, denn müde und Nacht-Menschen essen mehr. Es sollte demnach genug geschlafen werden.
Am ersten Tag der Diät sollte man sich auf jeden Fall gleich früh am Morgen auf die Waage stellen und sein Startgewicht dokumentieren. Zum Frühstück ist dann der optimale Start in den Tag mit einem Müsli, bestehend aus einem Frischobst, Haferflocken und etwas Naturjoghurt. Als Getränk gibt es dazu ein Glas Wasser mit einem Schuss Zitrone, um den Stoffwechsel anzukurbeln.
Das Mittagessen gibt es nach circa 4 Stunden. Täglich gibt es mittags einen Salatteller, der mit etwas Dressing angemacht wird, dazu gibt’s am ersten Tag einen halben geratenen Hähnchenschenkel mit einer gekochten Kartoffel und ein Broccolikopf gekocht dazu. Um sich selbst zu überlisten ist es sinnvoll das Fleischgericht auf einem kleinen Kuchenteller anzurichten, so sieht das Auge, dass der Teller gut voll ist und man denkt dass man danach satt ist.
Am Nachmittag kann ein schwarzer Kaffee getrunken werden.
Zum Abendessen, das spätestens zwei Stunden vor dem zu Bett gehen sein sollte, gibt’s am ersten Abend eine selbst zubereitete Karotten-Kokos-Ingwersuppe.
Über den gesamten Tag darf nur Wasser getrunken werden.
Am zweiten Tag wiederholt sich das Frühstück vom Vortag. Zum Mittagessen gibt’s heute zu dem großen Salatteller ein Lachsfilet auf Gemüsebett mit 50g (Rohgewicht) Vollkornreis.
Am Nachmittag gibt’s zu Kaffee und Kuchen einen schwarzen Kaffee ohne Kuchen.
Zum Abendessen wird eine Tomatensoße gekocht, in die Suppe kann ein Löffel Schmand gegeben werden.
Am dritten Tag darf ein Cheatday eingelegt werden, der trotzdem die drei Mahlzeiten und zum Abendessen nur eine Gemüsesuppe beinhalten sollte.
Der vierte Tag beginnt wie gewohnt mit einem Müsli, mittags gibt es heute Salat mit Hirtenkäse und vegetarischen Gemüsereis.
Nachmittags den schwarzen Kaffee.
Am Abend gibt’s Rührei mit gekochten Bohnen.
Am fünften Tag sollte man sich für einen Gewichtsvergleich mal wieder auf die Waage stellen. Ab heute kann auch statt eines Müslis ein Vollkornbrötchen mit 5g Butter und 1Esslöffel Marmelade oder Honig gegessen werden.
Mittags einen Salatteller dazu Vollkornnudeln (60g Rohgewicht) mit einer Gemüsebolognese, am Nachmittag einen schwarzen Kaffee.
Am Abend eine selbst gemachte Blumenkohlcremesuppe.
Der sechste Tag beginnt zum Frühstück wie der Vortag.
Zum Mittagessen gibt’s zum Salat eine Rinderroulade mit Blaukraut und 110g Spätzle.
Nachmittags ein schwarzer Kaffee mit einem kleinen Stückchen Käsekuchen ohne Boden.
Am Abend gibt es einen Dosenfisch mit einer Scheibe Vollkornbrot.
Am siebten Tag steht wieder die Wahl zwischen Müsli und Vollkornbrötchen. Zum Mittagessen kann es heute Rührei mit viel Spinat und einer gekochten Kartoffel sein,dazu Salat.
Am Nachmittag auch heute einen schwarzen Kaffee mit einem kleinen Stückchen Käsekuchen ohne Boden.
Der Tag endet heute mit gebackenem Käse auf Gemüsebett.
Am Ende der Diät sollte sich wieder gewogen werden, um zu sehen, ob vielleicht noch eine weitere Woche Diät daran gehängt werden sollte…
Die Diät beginnt täglich mit einem sättigendem Frühstück, zum Mittagessen gibt’s täglich einen Salatteller und ein FDH Menü angerichtet auf einem kleinen Teller, so wird die Sättigung schneller eintreten. Der Nachmittag und Abend sind dann Kohlenhydratarm und eiweißreich gestaltet.
Zu der Diät sollte sich täglich noch sportlich betätigt werden. Bei aufkommendem Hunger diesen mit Wasser stillen.

Elmar Tannert: Säugetiere

Um was geht‘s da heute nochmal?
Um Säugetiere.
Also Tiere, die säugen? Schafe, Pferde … Meerschweinchen …
Ganz genau. Oder Affen … Wale, Delphine …
Aber warum heißen die Säugetiere?
Naja, weil sie halt säugen. Das hast du doch gerade selber gesagt!
Ja, schon … aber ich meine … die säugen doch nicht den ganzen Tag. Die machen doch auch noch andere Sachen. Trinken und fressen und so … oder schlafen … oder …
Aber das machen sie ja auch nicht den ganzen Tag!
Ja, ich weiß … aber säugen eben auch nicht.
Darauf kommt es doch überhaupt nicht an. Es geht ja nur darum, daß man sie von den Nicht-Säugern unterscheidet.
Aber bei den Säugetieren gibt es doch auch Nichtsäugetiere.
Hä? Wieso gibt es bei den Säugetieren Nichtsäugetiere? Bei den Säugetieren gibt es nur Säugetiere – sonst wären ja die Säugetiere keine Säugetiere!
Also sind deiner Ansicht nach zum Beispiel alle Rinder Säugetiere?
Ja, klar!
Die Stiere auch?
Die Stiere auch.
Wie soll denn ein Stier säugen? Das können doch bloß Kühe!
Ja, mein Gott – das ist doch wohl klar, daß nur die Säugetierweibchen säugen.
Und warum sind dann die Männchen trotzdem Säugetiere?
Ja, weil … weil … weil die gesäugt werden!
Dann müßten sie ja eigentlich Gesäugtwerdtiere heißen.
Das geht nicht, weil, die Weibchen werden ja auch gesäugt.
Dann müssen eben alle Säugetiere Gesäugtwerdtiere heißen.
Das klingt ja sowas von dämlich, Gesäugtwerdtiere.
Kann schon sein. Aber es ist korrekt. Wer Säugetiere sagt, meint nämlich in Wahrheit Säugetierinnen und schließt damit alle Männchen aus.
Dann sagen wir eben Saugetiere. Weil, saugen tun ja alle Tiere, die gesäugt werden.
Dann ist aber der Mensch nicht dabei. Der saugt doch auch und wird gesäugt.
Ok. Ich verstehe. Du willst es nicht anders. Ich verbiete hiermit ab sofort die Verwendung des Begriffs „Säugetiere“ und befehle, daß alle Tiere, die Muttermilch bekommen, sowie alle Menschen ab sofort Gesäugtwerdende heißen! Und jetzt – Schluß mit der Diskussion!
Ja, aber – die werden doch nicht ihr Leben lang den ganzen Tag nur gesäugt! Mit denen werden doch auch noch ganz viele andere Dinge gemacht – die werden zum Beispiel – äh, die werden –
Vollgelabert werden die! Von Idioten wie dir!
Vollgelabert? Womit?
Natürlich mit Lab.
Lab?
Weißt du nicht, was Lab ist? Das ist so ein Zeug, was im Käse drin ist – also aus Milch von Säugetie-, äh, von Gesäugtwerdenden –
– und das heißt, wenn man zu viel labert –
– nein, wenn du zu viel laberst, dann entsteht genau der Käse, den ich mir schon die ganze Zeit anhören muß.


Andii Weber: Diätenratgeberbuch

Ich fand dich eines Nachts
Am Straßenrand
Nahm dich zu mir mit
Seitdem habe ich mein Leben im Griff

In dir steckt magisches Wissen
Von Birkenzucker, Kohl und Rüben
Und immer, wenn ich nicht mehr weiter weiss 
Frag ich dich, den du kannst helfen:

Wenn die Welt zu brechen droht
Diätenratgeberbuch
Wenn mein Zahnarzt über mich flucht
Diätenratgeberbuch
Wenn ein Alb mich im Traum besucht
Diätenratgeberbuch
Wenn mein Kaninchen plötzlich pupst
Diätenratgeberbuch
Wenn der Richter mich einbuchten tut
Diätenratgeberbuch
Wenn eine angespannte geopolitische Lage gelöst werden muss
Diätenratgeberbuch

Wenn die Tür so komisch knurrt
Und ihr Ex das Messer holt
Wenn das Finanzamt mir mein Geld abbucht
Wenn die Heuschreckenplage über uns kommt
Dann gibt es dich
Mein Diätenratgeberbuch!

Also, zum Abnehmen taugst du zwar nicht, aber als Ratgeber bist du gar nicht mal so schlecht.

Swami Durchananda: Gespräch mit der Heiligen Kuh Maria Bai Ji

MARIA BAI JI: saug , du sau, saug
ER: stotter nicht,
MARIA BAI JI: eine Melkmaschine kann das besser als du.
ER: Mir fehlen halt auch die Zähne , da schlabbert auch vieles über die Backen. Ausserdem vertrage ich keine Milch, deshalb bekommt mir Hafermilch besser?
MARIA BAI JI: Du vertust dich grad gewaltig, ich bin kein Pferd. Und Pferde geben keine Hafermilch, ausserdem wiehern die wenn sie gemolken werde,
ER: Da bist du nicht besser, du muuhst sogar.
MARIA BAI JI: Na besser  als ihr wenn ihr MenschenEure Kinder die Brustwarzen leer saugen lässt. Wonach schmeckt die Menschenmuttermilch denn eigentlich?
ER: Nun etwas süsslich, aber genau daran erinnern kann ich mich nicht mehr.
MARIA BAI JI: Du scheinst überhaupt alles vergessen zu haben , jetzt verirrst du dich sogar zu Menschenmänner penisse.
ER: Was du Kuh alles von uns Menschen so weisst.
MARIA BAI JI: Ich hab dich ja neulich bei uns im Kuhstall heimlich das machen gesehen.
ER: Du alte Spannerin. Das geht zu weit.
MARIA BAI JI: Ja , das ganze Thema etwas downstairs  gesehen geht zu weit. Das kannst du in Bayern , gar nicht vorlesen, im Radio Z.
ER: Was , glaubst Du? Das werden wir sehen und hören, wetten das?
MARIA BAI JI: Wetten das gibts nicht mehr und jetzt saug mir nochmals die Milch aus dem Euter, ich werde kalt da unten. Ok!!!
(Sauggeräusche,Ende)

Vera Freytag: Balz und Paarung

Es ist nie zu spät für eine wilde Primatenparty!

Balz und Paarung leichtgemacht!
Was Männer von ihren Artverwandten lernen können.

Irgendwie hat das ja noch nie so richtig geklappt mit der Kommunikation zwischen Männern und Frauen, der menschlichen Balz und einer stilvollen, aber ebenso eindeutigen Paarungsaufforderung. Schon in der Grundschule trat das ganze klägliche Ausmaß erster knabenhafter Annäherungsversuche zum Vorschein.
Maximilian Haselsteiner kratzte sich während des Matheunterrichts vertrocknete Popel aus der Nase, drehte sie zwischen Daumen und Zeigefinger zu harten Kügelchen und schnipste sie unter nervösem Gelächter in unser Mädchenhaar. Ein paar Jahre später versuchte Dominik Angerer sein Glück und stach uns immer während der Deutschstunde seine Zirkelspitze in die Leisten, um erste weibliche Berührungen in Form wütender Seitenhiebe zu provozieren.
Wir Mädchen hatten diese männliche Hilflosigkeit bald satt. Ein neuer Feminismus war geboren! – also fast – denn auch wir hatten irgendwann Triebe und wollten zarte Liebesschwüre säuseln, gemeinsam Sonnenuntergänge erleben und natürlich schmutzigen Brutalosex, zumindest manche von uns.

Gott sei Dank gehören hemmungslose Saufgelage zur deutschen Tradition. Ohne das liebe Bier wären wir alle immer noch Jungfrauen. Traurig aber wahr – die Deutschen können nicht flirten. Aber ist das wirklich ein deutsches Problem? Wahrscheinlich nicht, könnte man meinen, wenn man einen Blick auf amerikanische Verhältnisse wirft, einem Land, in dem speckige Filmproduzenten im offenen Bademantel jungen Frauen hinterherjagen und nun sogar manch einem Schauspieler vorgeworfen wird, seinen Penis als Fleischpeitsche zur Demütigung weiblicher Gesichter einzusetzen.

Zu Recht gab es vor ein paar Jahren die Aufschrei- und nun die metoo-Bewegung, aber was macht diese Debatte mit uns, vor allem mit unseren empfindsamen Männchen, die nie den Mut aufzubringen wagten, ein Weibchen anzusprechen?
Sie haben noch mehr Angst! Entsetzliche Angst und es scheint fast so, als wäre es seit Jahren zur Aufgabe der Frauen geworden, diese äußerst seltenen und besonders zarten Exemplare mit dem Kescher einzufangen, wie bunte, schüchterne Schmetterlingsmännchen! Wenn ihr doch nur einmal den Mut aufbrächtet, nicht sofort davonzufliegen. Es könnte alles so einfach sein!

Wie ihr aber uns Frauen erfolgreich anflirten könnt – bis zum Einlass in intimste weibliche Regionen, der wundersamen Erforschung saftiger Austern und Südseeperlen? Das wissen wir auch nicht! Wir haben wirklich nicht die leiseste Ahnung! Hier scheint sich ein ganz neues Forschungsfeld aufzutun, denn bisher ging so ziemlich alles zwischen den Geschlechtern schief und zuletzt haben wir uns einfach wieder gemeinsam besoffen. Vielleicht sollte der Homo sapiens endlich damit aufhören, Mensch zu spielen und sich zukünftig nur noch am Balzverhalten anderer Säugetiere orientieren. Hier haben wir vier einfache Tipps für euch, um uns Weibchen endlich einmal näherzukommen:

1. Flirten mit der Mützenrobbe

Die Mützenrobbe trägt ihren Namen wegen ihres mützenartigen Wulstes auf Stirn und Nase der Männchen. Neben ihrer lustigen Mütze haben die männlichen Robben eine aufblasbare nasale Membran, die sich aus einem Nasenloch heraus zu einem großen roten Ballon ausbreitet. Die Mützenrobbe nutzt diesen lustigen Luftballon während der Balz, um die Weibchen von sich zu überzeugen. Durch hin- und herschwingen des Ballons demonstrieren die Männchen Paarungsbereitschaft und Männlichkeit. – Auch wir Menschenweibchen freuen uns sehr über Luftballons! Mit einem fliegenden Einhorn, Dinosaurier oder Spongebob demonstriert ihr uns kindliche Spielfreude und Leichtigkeit. Luftballons sind ganz bestimmt ein Sexgarant! Probiert es aus. Bestenfalls mit unterschiedlichen Luftballons. Oder werde einfach Luftballonverkäufer auf dem Rummel, um nach 40 Jahren Luftballonverkauf festzustellen, dass es doch nicht wirklich funktioniert mit den ollen Weibern, weil dein Kopf zu klein ist, oder dein Mund zu groß. Irgendwas ist schließlich immer!

2. Erwecke den Mandrill in dir!

Auch die menschliche Balz profitiert von der gezielten Erregung aller Sinne. Natürlich kannst du die billige Harvey Weinstein Methode wählen und dich splitternackt, allein mit einem knappen Bademäntelchen in das Bett eines Hotelzimmers legen, um uns Weibchen unter der Bettdecke aufzulauern. Wundere dich aber nicht, wenn wir über deinen phantasielosen Paarungsversuch in Empörung geraten oder noch schlimmer – in Gelächter ausbrechen!
Ein bisschen Optik – das muss schon sein: Lerne von den Mandrills! Bei diesen Primaten sollen optische Signale und bestimmte Verhaltensweisen einen in der Nähe befindlichen Partner beeindrucken. Einfach nur verschrumpelt und nackt rumliegen ist nicht! Männliche Mandrills sind mehr als doppelt so groß wie die Weibchen und zeigen bunte Gesichter und Hinterteile. Die farbigsten Tiere finden zuerst eine Partnerin. Ein dominantes Männchen führt eine gemischte Gruppe von etwa 20 Tieren an und ist der Vater aller Jungen. – Du willst ein Alphamännchen sein? Größe spielt dabei keine Rolle! Mit Bodypainting oder Fingerfarben wirken auch dein Gesicht und Hinterteil noch attraktiver! Wenn du keine Malfarben zur Hand hast, trage dir wenigstens eine Gurkenmaske auf, damit wir uns ein bisschen wohler fühlen mit dir! Danke! Wir lieben dich!

3. Sing mir das Lied vom Pottwal, Baby!

Im Mittelalter gab es die Minne, jene Gesangskunst, in der Minnesänger unerreichbare Adelsdamen besangen, um ihnen ihre Verehrung auszudrücken. Heute gibt es DSDS und Menderes. Romantische Gesangseinlagen wirken entweder extrem verkitscht und lächerlich oder einfach nur schlecht. Dabei ist die Musik die Sprache des Herzens, die Sprache, die wir alle verstehen. Auch du solltest für uns singen! Genau du solltest es einmal versuchen, es muss nicht gleich Whitney Houston unter unserem Balkon sein. Wir wollen dich ja am Leben lassen!
Lerne die Gesangskunst der Meeressäuger! Meeressäugetiere wie die Wale erzeugen komplizierte Gesänge, um Partner in der Weite der Ozeane zu finden. Besonders Buckelwale sind bekannt für außergewöhnliche Tonfolgen, bei denen verschiedene Geräusche wie Quietschen, Seufzen und Brüllen miteinander verwoben sind. Zur Paarungszeit machen sich Buckelwale auf den Weg, um von den Polarmeeren in tropische Gewässer zu gelangen. Solltest du vorbeikommen wollen, singe auf dem Weg ein bisschen Arnold Schönberg für uns. Wenn du es bis zu unserer Haustür überlebst, hast du dich ganz sicher als starkes Männchen bewiesen!

4. Der Fäkalpropeller – die Nilpferdmethode für Mutige

Bei manchen Männchen dauert die Partnersuche etwas länger. Woran das liegt? Wir wissen es nicht! Sollte weder ein mickriger Luftballon, noch ausgefallene Farbakzente oder Schönberg-Gesang den gewünschten Paarungs-Effekt erzielt haben, gehe erst einmal nach Hause, um beim Masturbieren neue Kraft und Gelassenheit zu gewinnen. Endlich bist du bereit, für die beeindruckenste und unvergesslichste Flirtmethode aller Säugetiere. Wir reden vom Balzverhalten der Nilpferde, dem kräftigen Hippopotamus! Das männliche Flusspferd weiß, wie es das Weibchen von seiner Gesundheit, Männlichkeit und Attraktivität überzeugt.
Nilpferde entleeren ihren Darm, während gleichzeitig ihr Schwanz wie ein Propeller rotiert, um die Exkremente möglichst weit in alle Richtungen zu schleudern. Meist findet dies im Wasser statt, da sich die Fäkalien dort noch weiter verbeiten als an Land. Diese Art der Balz dient den weiblichen Flußpferden dazu, die Stärke und den Gesundheitszustand des balzenden Männchens festzustellen. Tinder war gestern! Probiere dich aus! Wir wissen, dass es sich hier um eine äußerst riskante Flirtmethode handelt und möchten dennoch betonen: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Das Freibad ist geöffnet! Wir warten auf dich!


Andii Weber: Stuttgarter Heimatspaziergang

Versuch einer Trivialvermatschung

HEUTE OPEN AIR KONZERT mit NIKITA BAMBULE um 16:30, dazu Rhababerkuchen. Nikita müht sich ab unten am Fuß des Berges. Er hat einen orangenen Amp der Marke Orange mitgebracht und singt irgendwas mit Liebe und Schmerz. Auf den Stufen vor ihm beginnen Menschen zu kuscheln, zu küssen und schließlich zu kopulieren. Ein erhebender Anblick, wenn man von oben draufguckt. Wie als versuche man, mit einem Buntstift der Farbe “Mitteleuropäer” einen Zeichentrickfilm mit der Faust zu malen. Eine Masse aus Fleisch und Körperflüssigkeit und das mitten in der Stadt.

Hinter dem Palais riecht es süsslich, ein bisschen nach Gras und ganz schön nach Verwesung. Da ist bestimmt ein Vogel verreckt, weil er zu viel gekifft hat. Aha, da geht es einen Berg hoch. In der Eisdiele nehmen sie jetzt nur noch Altgold als Zahlungsmittel. Aber das scheint zumindest zu schmecken. Fast hätt ich mir überlegt, diesen wunderschönen Tag mit einer Kugel Schlumpfeis zu feiern aber die Schlange vor der Eisdiele mit dem lustigen Pinguin als Maskottchen staut sich bis auf die Autobahnauffahrt.

Das Wetter ist schön und auf den Balkonen blühen die Tomatenpflanzen in diesen dekorativen Zinneimern. Ein junges Pärchen kommt vorbei. Sie tragen gemeinsam eine Autobatterie spazieren und sehen sehr sehr glücklich aus. Hachja, der Frühling.

Ich steige den Berg weiter hinauf und muss irgendwie an Gehröcke denken. Ich glaube, die Straße heißt Rockstraße. Ehrlicher, handgemachter Rock eben. Vielleicht ist vor hunderten Jahren Caspar David Friedrich (oder Peter Maffay) hier heraufgestiegen, um dem fiesen Feinstaub zu entfliehen und ins giftwölkige Thal zu blicken. Ein einziges Baustellenmoloch und Schuld ist nur diese Kessellage.

(beschwingt gesungen) Ja, die Kessellage. Kessellage, Kessellage die Kessellage sie ist gut! Ja, die Kessellage, Kessellage, Kessellage, sie fordert den Tribut.

Ein topologischer Albtraum, besonders mit dem Fahrrad. Der Gehweg führt vorbei an einer Villa, an der die Bewohner ein Schild angebracht haben. Was draufsteht? Mal schauen. Irgendwas mit Kunst. Und im Garten stehen so bunte Plexiglaskreisel, die jemand auf Stangen gestellt hat, um seine Geschmackssicherheit zu untergraben. Daneben ein Zahnarzt. Typisch. Ich greife mir einen dörrigen Zweig und stelle mir vor, es wäre ein Wanderstock voller bunter Plaketten mit kleinen, elegischen Dorfdarstellungen. Eine angenehme Fadigkeit überkommt mich wie ein seichter Zug. Wie ein kleines Kind lasse ich den Stock am Zaun rattern. Ein
alter Mann schreit mich aus einem Haus an und droht mir mit Schlägen. Sowas hätte es früher nicht gegeben; die Alten sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Ich schreie zurück dass ich ihm den Stock hier gleich quer in sein Fressbrett schiebe. Er nickt zufrieden und macht das Fenster zu. Da ist ein Brunnen, den irgendeine Fürstin zum Geburtstag bekommen hat. Das Wasser ist trinkbar und kalt. Auch hier sind Menschen, die kopulieren allerdings nicht (ganz so heftig).

Einkaufszettel Schinken (Bier) Bier! Zahnstoc​k​er. Mörderdinger. Gerstenmalz Ahornsyrup Mehl. Kartoffeln Apfelmus Hirnrindenfresser. Chips

Ich bau‘ ’ne Stadt für dich Aus Glas und Staub und Stein Und jede Straße die hinausführt Führt auch wieder rein Ich bau‘ eine Stadt für dich und für mich

Du bist das Pfaster, auf meiner Seele, deutsches Weib und deutscher Sang!

Heimat ist da, wo die Daumen rechts sind. Heimat ist im laufe der Zeit anders. Heimat ist da, wo ich das Wlanpasswort kann, sagte mein Opa immer. Heimat kommt selten allein: Votr und Mudr. Ein Kumpel von mir hat auf Facebook ein Bild von sich gepostet, wie ihm eine dicke Phillipinen die Hornhaut von den Füßen raspelt. Ich finde das befremdlich. Rüstige Rentnerin bietet klasse Kinderbetreuung. Rufen Sie mich an! Heimat ist, was man daraus macht.

An einem anderen Ort spaziert derweil eine Katze mit einem Nichtauge die Straße entlang, vorbei an einem glatzigen Mann, der eine Beule am Kopf trägt. Ein riesen Ding das, ich schwör! Die Beule sagt “Ahhhh” und ich sage “Bhhhhhh”. Sie schaut mich verdutzt an und kommt ins stottern. Jetzt erzählt sie vom Leben als Bowlingkugel. Was unpraktisch ist, da sie an einem Hinterkopf klebt. “Doppelkugel gültet nicht”, sagen die Vereinskollegen dann und hauen den Hinterkopf mit Sandförmchen. Die Beule schaut jetzt sehr traurig drein. Ich streichel ihr ein bisschen über die Haarstoppeln. Ein Träne rinnt dem Mann vom Hinterkopf. Er schreit seine Beule an, dass er jetzt endlich reingehen will in sein Haus und das tun sie dann auch. Die Beule sagt “Schüss” zu mir und ich trabe weiter.

Ein alter, grauer Mann mit Fahrrahd streitet sich mit einem jungen Bärtigen Menschen in einem weißen BMW darüber, ob es moralisch vertretbar ist, heutzutage mit dem Auto in die Stadt zu fahren. Der Streit eskaliert. Es fliegen Bucheckern, Kastanien und Eicheln Richtung Auto. Der junge Mann steigt aus. Er ist spindeldürr und hat einen astrein gepflegten Bart. “So ein Bastard!” Und er rennt auf den Alten zu und holt mit der Faust aus.“Halt mich zurück! HALT MICH ZURÜCK!” Wie in einem perfekt einstudierten Frühlingstanz springt ein dicker junger Mann aus dem BMW und hält den Dünnen zurück. Die Welt hat eben doch Ihre Ordnung. Eine Frau mit Kind steckt enttäuscht ihre Smartphonekamera zurück in den Holster. Die Show ist beendet und der BMW fährt mit donnerndem Auspuff ab.

Ich lege mich ein bisschen auf den Gehsteig und lausche den Bienen, wie sie in den Ritzen des Kopfsteinbeulenpflasters ihre Pollen sammeln. Ach, was ist das Leben nicht schön? Plötzlich kitzelt mich etwas am linken Ohr. eine nasse Substanz rinnt mir in den Gehörgang. Ich lausche dem Blut in meinen Ohren. Es klingt nach Petersilie. Ich werde langsam müde, aber bin erfüllt von diesem wunderbaren Gefühl, heute nichts verpasst zu haben. Vielleicht ist jetzt auch mal gut und ich bleib einfach die nächsten Tage oder Wochen genau hier liegen, bis ich im Rinnstein verschwunden bin.