Lea Schlenker: Ich sammle Geister und Kleingeld

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Ich bin dieses Wesen 
das sammeln muss

Ich sammle die kaputten Aschenbecher
Die du zwischen deinen Umzugskartons in der Garage aufbewahrst
Ich sammle Geister aus Flaschen
Rosen aus Willkür
Kleingeld aus fremden Taschen
Dreissig Milliarden Tränen nur wegen eines Teddybären

Ich sammle Männer 
die mir das Schreiben beibringen könnten
Aber nicht wollen
Weil ich zu süss und zu klebrig bin
im Geiste aber bereits ihre Autoreifen aufgeschlitzt habe

Herdplatten Familienfeste Albträume
Ich bin dieses Wesen das schreien muss
Fear and Loathing aus dem Backofen
Lou Reed schreit Am-ph-ph-ph-ph-ph-ph-phetamines

Ich schreie Erinnerungen an Menschen die mit Anglizismen beten 
Verdränge Erinnerungen an schlecht beleuchtete Fussgängerstreifen
Schwarze Polos die blind in die Nacht starren
Bade in Erinnerungen an die süssen Popcornnächte
An die Champagnerküsse
An deine kalte Nasenspitze wenn du mich von der Arbeit abholst
Sammle Erinnerungen an weinende Eltern und das grosse Ganze

Mein Gott ja 
Ich bin dieses Wesen das

Hanne Mausfeld: ich sammel

ich sammel 
und sammel und sammel
ich sammel und sammel sammel und sammel 
sammel und sammel 
sammel sammel sammel
sammel 
hole luft und sammel 
bis die bude voll

dann gebe ich kurse 
im sammeln 
man kann nämlich alles 
sammeln 
bohnen kichererbsen sammelbücher 
sammelschränke
wenn 
man richtig sammelt ist das 
viel schöner

schöner ist 
wenn 
man das richtige 
sammelt und 
vorausschauend sammelt 
wird man richtig 
reich und sammelt moneten 
oder die erben sammeln
moneten 
wenn 
sie schlau sammeln 

wenn 
ich sammel …

Jutta v. Ochsenstein: Träume bei Licht betrachtet

nahende Kälte lässt die Arme 
brüchig werden, die Last des Winters
ist schwer zu tragen, Fragen vereisen
kreisen um Feuer-

beschlüsse, sammeln Wärme
Licht bemessend für die zweifelnden 
Nächte, die Stirn aufgeschlagen
an Sätzen auf Felswänden: 

ein Zeitrauschen, uraltes Aufrücken
von Bildern geben sie Träumen 
ihre Zeitform zurück
überschreiten die kalten Schatten

Mirko Hülse: Die Tatort- und Unfallreinigung

Nach dem Umfall ausgebreitet
Körperrestbestände ausgeweidet

Drum
herum
stehen nur Gaffer.

Und lassen alles liegen.
Bald schon kommen die Fliegen.

Das mag auch gut sein
juristisch ohne Frage
zur Kärung jener Unfalllage
Polizeilich sicher abgesichert.

Auf Dauer
beflöde den Wandersmann
doch ein Schauer
beim Anblick an.

Deshalb muss es Sammler geben
die auf Straßen und auf Wegen
solches Gammeln
beruflich genötigt sind, auch mit Lohn
einzusammeln,
nach kurzem Anruf mit dem Telefon.
Sie sammeln sie ein.
Hier ein Kopf, 
dort ein Bein.

Einer muss es machen
auch solche Sammlungssachen
da sie es nicht mehr selber tun
die, die da doch ewig ruhn.

Merzmensch: Sammeln

Wertvolle Schätze
Die Erinnerungen an Vergangenes
Ich laufe und laufe
und sammle alles ein, was noch zu gebrauchen ist.
Besonders die Dinge die den anderen nichts mehr bedeuten
sind für mich der größte Wert
was man leider immer wieder feststellen muss.
Denn wenn man sie genommen hat
dann sieht man das ihnen nur
noch wenig wert ist.


(Dieser Text wurde von dem Sprachmodell GPT-3 generiert. die in fett markierten Stellen im Bild unten sind das „prompt“, der Rest stammt von der künstlichen Intelligenz)

Lea Schlenker: Heimweh

Über meinem Kopf braut sich ein Sturm zusammen
Ich habe gestern mit etwas Hilfe dreitausend Gedichte geschrieben
Auf einer Triumph die ich fast geschenkt gekriegt habe
Von meinem zweitliebsten Francesco
Ich erinnere mich als wäre es gestern gewesen
Denn heute morgen trafen wir uns am Genossenweg
Und dann wurde plötzlich alles Schwarz

In der Notaufnahme warte ich fast drei Stunden
Gegenüber sitzt ein Typ mit Tattoos im Gesicht und einem McDonalds Burger in der Hand
Er zwinkert mir zu und seine Freundin sieht aus als wolle sie mich verprügeln
Dieses Bern ist so ein Sammelbecken an Verrückten
Und ich bin ja auch nicht besser

Die Untersuchung lief eher unspektakulär ab
Ich bekam einen Ultraschall und die Oberärztin zeigte mir völlig verzückt den Embryo
Der Präsident der Wirtschaft steht auch neben ihr und meint
Dass ich jetzt leider weg bin vom Markt
Und bitte meine Stipendien zurückzahlen soll

Ich werde aus dem Krankenhaus entlassen und der Taxifahrer trägt keine Maske
Er lächelt schüttelt meine Hand und bietet mir eine Zigarre an
Dort wo der Taxameter sein sollte ist ein Cutter drin
Ich bin hin und weg von dieser entzückenden Kleinigkeit
Gebe ihm 50 Franken
Und steige im Rausch beim Monbijou aus

Ich male mir einen Sonnenaufgang
Aus den zwei Pfützen die am Boden liegen
Bald wird mich Eliana abholen
Bestimmt
Sie wird sagen
Komm wir fahren nach Zürich
Dort sind wir gross geworden
Also ich zumindest
Du bist ja noch ein Kind das nicht an den Kapitalismus glauben will und ernsthaft meint
Dass es mal mit dem Schreiben Geld verdienen kann
Auf dem Paradeplatz kann ich dir den Himmel zeigen
Wir ziehen ein Kokain von den Dächern und schauen zu wie die Welt untergeht
Ach Eliana
Wenn du mich nach dem Gottesdienst im ICF auf der Toilette fingern würdest
Dann wäre ich doch schon zufrieden

Daraus wird leider nichts
und es ist kalt und Sintflut im Juli
Die Bären brechen aus dem Park aus und schwimmen in der Aare bis zur Lorraine
Fressen im Becken die fetten Fische
Und verwandeln sich danach
In Nabokovs Schmetterlinge
Ich kämpfe an vorderster Front mit euchSchmetterlinge
Eine Linie in den Sand zu ziehen ist nicht einfach
denn mehr als oft ist sie verborgen
mit einer Zuckerschicht überzogen
und was weiss ich alles noch
Über meinem Kopf braut sich ein Sturm zusammen
Und ich gehe schlafen
Bevor wieder alles schwarz wird

Philip Saß – Erlebnis

Aus Welten, deren Namen ich nicht kannte
(ich spräche sie wohl eh nicht richtig aus
(weshalb ich sie auch leichthin »Welten« nannte)),
erschien ein Raumschiff, das empfindlich brannte:
Es brach entzwei, ein Männchen plumpste raus.

Ich schaute dem Geschöpf nur aus Versehen
und durch das Küchenfenster zu und rief,
was man halt ruft, wenn Havarien geschehen.
Es konnte mich jedoch nicht recht verstehen,
weil blauer Schleim aus seinen Ohren lief.

Ich rannte raus, um, was dort rang, zu retten,
und hätte mich vor r beinah verschluckt.
Ich tupfte, was mir Blut schien, mit Servietten,
bewarf das Wesen hektisch mit Tabletten, –
und schließlich hat es zögerlich gezuckt.

Ich wollte schon mit Erster Hilfe starten,
da wankte es und würgte kompliziert,
und seine fünfundvierzig Beine scharrten:
Abrupt verschied das Ding in meinem Garten,
und damit war der Abend ruiniert.

Harald Kappel – Malenmalen

abends am Brunnen

male ich ausgestorbene Vögel

obwohl ichs nicht kann

einen barocken Faun

ja

aber Blaumeisen

ha

sie fliegen in mein offenes Fenster

sie sind mir zu nah

malen kann ich nur

das Ferne

unter den Lichtern

Menschen

sie kann ich ich nicht malen

vielleicht

dich

mein Kloake singt dazu

reines Wunschdenken

horche der Elster

sie streift mit ihrem Schatten

durch den Garten

hellhörig

male ich den heiseren Klang

bist du es?

oder ist es doch nur

das Ferne

unter den Lichtern

das ich malen kann?